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Berlin: Bonifatius lässt die Köpfe hängen

Wer im Garten sichergehen will, wartet besser die Eisheiligen ab

Die Gärtner kennen das Szenario: Kaum zeigt sich die Sonne im Frühjahr das erste Mal, wird in den Pflanzencentern richtig zugelangt. Mit zweistöckigen Einkaufswagen kurvt die Menge durch die Gänge, greift nach Geranien, Begonien, Fuchsien und Margeriten. Den rauen Nächten zum Trotz. Den Eisheiligen. Der kalten Sophie. „Den Leuten können Sie von Frost jetzt nichts mehr erzählen“, winkt ein Gärtner bei Pluta ab.

Wenn die Menschen nicht hören wollen, bekommen es die Pflanzen zu spüren. So wie in diesem Jahr. Noch in der Nacht zu Sonntag brach am Stadtrand der Frost herein, ließ in den Gärten und auf den Balkonen die Blumenköpfe traurig hängen. Denn wirklich sicher sind auch Anfang Mai nur die kälteunempfindlichen Frühjahrsblüher wie Stiefmütterchen, Koniferen, Efeu, Bergprimeln und Töpfe mit Blumenzwiebeln.

Es gibt da eine alte Wetterregel: „Vor Nachtfrost bist du sicher nicht, bevor Sophie vorüber ist.“ Noch berüchtigter sind die Tage vom 12. bis zum 14. Mai, benannt nach den „Eisheiligen“ Pankratius, Servatius und Bonifatius. Da gibt es in Mitteleuropa oft Kälteeinbrüche, sie werden von den Bauern als letztmöglicher Termin für eine späte Rückkehr von Frost und Schnee gefürchtet. Für eine Vorhersage sei es noch zu früh, heißt es bei Meteomedia. „Aber im letzten Jahr sind die Eisheiligen in Berlin ausgefallen.“ Früher entzündeten die Bauern rituell Feuer, um die Kälte zu vertreiben, doch der Brauch ist in Vergessenheit geraten. Die „kalte Sophie“ am 15. Mai kann Bayerns Gärtnern gefährlich werden, im Norden des Landes schlägt sie eher selten zu. Wer auf Nummer sicher gehen will, geduldet sich mit dem Pflanzen besser noch ein Weilchen. Die Tomaten werden es danken. kf

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