zum Hauptinhalt
Filmszene aus "Digital Life" Copyright: Malte Wirtz

© Malte Wirtz

WG-Leben total digital : Ein Film wie eine einzige Videokonferenz

Der Regisseur Malte Wirtz aus Berlin-Friedenau wagt gerne Experimente. „Digital Life“ hat er nur über die Videoplattform „Zoom“ produziert. Jetzt hat der Film Premiere.

Seit der Pandemie sind für viele Menschen Videokonferenzen aus dem beruflichen Alltag nicht mehr wegzudenken. Dass aber auch im privaten Bereich eine Zeitlang Treffen mit Freunden und Familie beinahe nur online stattfinden durften, ist fast schon wieder vergessen. Als die Corona-Schutzverordnungen einen zu Kontaktbeschränkungen zwangen, verabredete man sich zum Stammtisch oder zum gemeinsamen Essen via Video-Call. Erinnern Sie sich noch daran?

Der Friedenauer Regisseur Malte Wirtz beschloss vor etwas mehr als zwei Jahren, einen ganzen Film im Videokonferenz-Format Zoom zu drehen. Er inszenierte eine digitale WG-Geschichte mit Verwicklungen und vielen Emotionen. Einen typischen Berliner Stoff. „Digital Life“ heißt der Film, und er ist am 19. Januar im Babylon in Mitte zu sehen.

Eigentlich sind digitale Inhalte ja überall und jederzeit zu beziehen, zu konsumieren. Gerade bei einem Film, der mit dem digitalen Tool der Videokonferenz produziert wurde, möchte Wirtz diese Art der Verbreitung jedoch nicht. Ihm ist wichtig, dass der Film in einem Kino gezeigt wird. Aber auch nicht beliebig oft.

In jeder Stadt wird es nur einen Termin geben. Es soll eher wie ein Theaterabend.

Malte Wirtz

„In jeder Stadt wird es nur einen Termin geben“, sagt Wirtz, der auch bei anderen Filmen gern experimentiert und vor zwei Jahren einen Stummfilm gedreht hat. „Es soll eher wie ein Theaterabend sein.“ Ein einmaliges, vergängliches Erlebnis. In Berlin ist es also die Vorstellung im Babylon. In welchen Städten „Digital Life“ sonst zu sehen ist, steht noch nicht fest. Online wird der Film nicht abrufbar sein.

Rund 50 Stunden Videomaterial haben sich bei den Dreharbeiten ergeben. Eine große Herausforderung für den Schnitt. Zunächst war der Film nach langen Monaten des Schneidens bei zweieinhalb, drei Stunden angelangt. Dann gab es eine weitere Schnittrunde, nun ist der Film auf zwei Stunden angelegt. Gedreht wurde mit Handy- und Laptopkameras – oft in verschiedenen Wohnungen, aber auch unterwegs in der Stadt.

Es wurde viel improvisiert. Oft hätten die Schauspielerinnen und Schauspieler nicht gewusst, wer sich außer ihnen im digitalen Raum aufhielt, sagt der Regisseur. Wie die Bilder auf einer großen Kinoleinwand aussehen werden, weiß Wirtz noch nicht: „Ich bin gespannt, wie es sein wird.“

Passend zu seinem Zoom-Filmprojekt hat Wirtz auch ein Manifest geschrieben. Auf einem Blatt Papier, mit rotem Wachs besiegelt, sind in typischer Schreibmaschinenschrift die zehn Regeln des „Zogma Manifesto“ festgehalten. Der Name wurde in Anlehnung an das von den dänischen Regisseuren Lars von Trier und Thomas Vinterberg im Jahre 1995 unterzeichnete Manifest „Dogma 95“ gewählt.

Zu den Regeln gehört bei Zogma an erster Stelle der Satz „The film must be shot exclusively on a digital platform“ (Der Film muss ausschließlich auf einer digitalen Plattform gedreht werden) oder „The rules of the digital space are different from those in a physical space“ (Die Regeln des digitalen Raums unterscheiden sich von jenen des physischen Raums“.

Hier die aktuellen Themen aus dem Tagesspiegel für Tempelhof-Schöneberg

Auf 270.000 Abos kommen unsere Bezirksnewsletter schon beim Tagesspiegel. Und wir freuen uns auch auf Sie! In den Bezirksnewslettern finden Sie exklusive Nachrichten, Kiezdebatten, viele Termine, Links und Tipps - immer Bezirk für Bezirk, einmal pro Woche. Die Tagesspiegel-Bezirksnewsletter gibt es unter kostenlos: tagesspiegel.de/bezirke. Hier weitere Themen, die Sie im aktuellen Newsletter für Tempelhof-Schöneberg lesen können.

  • Gegen Falschparker: Mehr Schutz für Baumscheiben
  • Flugbegeistert, aber nicht abgehoben: Hans von Przychowski wird 95
  • Gefährliche Radspur auf der Stubenrauchbrücke: Seniorenvertretung drängt auf Verbesserungen
  • Mehr Platz für Fahrräder: Ideen der Unternehmerinitiative Tempelhofer Damm
  • So halten Sie es mit den Böllern: Das schreiben die Leserinnen und Leser
  • Ein Leben wie in der Videokonferenz: Regisseur Malte Wirtz präsentiert seinen Film „Digital Life“
  • Radlos: Der Sozialstation Friedenau wurden neun E-Bikes gestohlen

…das alles lesen Sie kompakt und gebündelt im Tagesspiegel-Bezirksnewsletter: tagesspiegel.de/bezirke

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
false
showPaywallPiano:
false