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Telekom-Techniker Max Jacob zeigt der Wirtschaftssenatorin eine Glasfaser. Die Faser ist ungefähr so dünn wie ein Haar.

© Kristoffer Schwetje

Glasfaserausbau: Monitor für die Versorgungslage in Berlin gestartet

Die Senatswirtschaftsverwaltung hat am Mittwoch einen Monitor gestartet, mit dem man sich den Fortschritt des Glasfaserausbaus in Berlin ansehen kann.

Spleißen nennt sich der Vorgang, wenn man zwei Enden einer Glasfaser miteinander verbindet. Den Handgriff ließ sich Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey (SPD) am Mittwoch von Telekom-Techniker Max Jacob zeigen, dann versuchte sie es selbst. Eigentlich hatte sie die Presse eingeladen, um diese über den Stand des Glasfaserausbaus zu informieren. Doch Giffey lässt ungern eine Gelegenheit aus, um sich als eine zu präsentieren, die anpackt.

Das hat Berlin ihrer Meinung nach gemacht, also angepackt: Die Hauptstadt habe in den vergangenen zwei Jahren die Versorgung mit Glasfaseranschlüssen verdoppelt, von neun auf 17,2 Prozent, sagte sie. Im Bundesdurchschnitt landet Berlin damit im Mittelfeld.

Giffey sprach von einer „Verdreißigfachung“ des Datenvolumens, auf das Berlin bis Ende dieses Jahrzehnts zusteuere. Mit Kupferkabeln, die Daten vergleichsweise langsam übertragen, lässt sich diese „Datenexplosion“ nicht bewältigen, dafür braucht es schnelle Glasfasern. „Über eine einzelne Faser könnte ganz Berlin gleichzeitig telefonieren“, erklärte Jakob, der Techniker, während er eine der haardünnen Fasern in der Hand hielt.

Privatwirtschaft soll Versorgung sicherstellen

Vor dem Pressetermin tagte das dritte Mal der „Lenkungskreis für die Gigabit-Hauptstadt“. Dieser setzt sich zusammen aus Vertretern von Telekommunikationsfirmen sowie verschiedener Senatsverwaltungen und fungiert als Steuerungsgremium, um Berlin bis 2028 flächendeckend mit schnellem Internet zu versorgen. Auf dieses Ziel hatten sich CDU und SPD Anfang Juni geeinigt. Ursprünglich war das Jahr 2030 avisiert.

„Wir brauchen jetzt ein exponentielles Wachstum“, sagte Giffey. Der Senat sucht dafür den Schulterschluss mit der Privatwirtschaft – beziehungsweise verlässt er sich allein auf sie. Gregor Vincentz von der Telekom erklärte, wie sein Unternehmen entscheide, welche Straßen als nächstes „ans Glas gehen“.

Der Lenkungskreis für die Gigabit-Hauptstadt, eine männerlastige Runde. Am Mittwoch waren zwei Frauen verhindert.

© Kristoffer Schwetje

Er sagte, dass die Kosten mit dem erwarteten wirtschaftlichen Ertrag in Beziehung gesetzt würden. Das heißt: Wo die Bevölkerungsdichte hoch ist, lohnt sich der Ausbau; wo ein einzelnes Haus steht, rentiert sich dieser eher nicht. Auf die Frage, was der Senat mache, wenn es zu einem Marktversagen komme, wies Giffey auf die aktuellen Fortschritte hin. Falls der Ausbau doch stocken sollte, müsse man die Firmen eben mit Anreizen oder Förderungen dazu bewegen. Subventionen seien momentan aber nicht geplant.

Denn Berlin habe 2023 bereits mehr als die Hälfte seines diesjährigen Ziels erreicht, 400.000 Adressen mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen. Im kommenden Jahr haben sich der Senat und seine Partnerunternehmen die Marke von 600.000 Anschlüssen gesetzt. Schon heute gäbe es fast überall in der Stadt Zugang zum leistungsfähigen Handynetz 5G.

Gigabit-Monitor zeigt Versorgungslage in der Stadt an

Damit Bürger:innen und Firmen sehen können, wo und wie lange sie sich noch mit langsamem Internet herumärgern müssen, hat sich der Senat einen „Gigabit-Monitor“ ausgedacht. Oliver Kadler von der Senatswirtschaftsverwaltung startete diesen mit einem Countdown.

Auf der Webseite des Monitors sind zwei Karten von Berlin zu sehen: Die erste zeigt die Versorgung mit Gigabit, also schnellem Internet, an. Diese beträgt in Berlin 92 Prozent. Auf der anderen Karte ist eingezeichnet, welche Kieze mit Glasfasern verbunden sind.

Mit beiden Karten lässt sich der aktuelle Stand mit Daten aus dem Vorjahr und mit Prognosedaten für die kommenden Jahre vergleichen. Zum Beispiel beträgt die Versorgung mit Glasfasern in Steglitz-Zehlendorf aktuell 5,6 Prozent. Im dazugehörigen Ortsteil Lichterfelde wird der Ausbau im kommenden Jahr auf fast 30 Prozent steigen – dann wird also gebaut. Die Daten stellen die Telekommunikationsfirmen der Senatsverwaltung zur Verfügung.

Giffey bekräftigte erneut, die Hauptstadt „zum Innovationsstandort Nummer 1 in Europa“ machen zu wollen. Und weil es mit der Digitalisierung in Deutschland bekanntlich so eine Sache ist, verkündete sie stolz: Berlin sei das erste Bundesland, dass die Antragstellungs- und Genehmigungsprozesse für Telekom-Unternehmen vollständig digital anbiete.

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