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In den Lernlabs gibt es Sofas, Tische mit Barhockern und Unterrichtsräume mit Pflanzenprint-Tapeten. 

© Rentenversicherung Bund

Ausbildung bei der Rentenversicherung: Start-up-Stimmung statt Behördenflair

Die Deutsche Rentenversicherung bildet jährlich 300 Azubis aus – neuerdings in sogenannten LernLabs. Die Konditionen sind für viele attraktiv und das Gehalt in der Lehrzeit vergleichsweise gut.

Ob in der Pflege, Erziehung, Gastronomie oder im Handwerk – in fast allen Branchen fehlen Auszubildende. Doch einige Lehrberufe haben besonders viele Stellen. Wir stellen sie in loser Reihenfolge vor.


Eine ganze Büroetage nahezu ohne Wände, dafür mit buntem Teppichfußboden, Sitzecken und vielen jungen Menschen zwischen den Arbeitsplätzen – das ist eines von drei sogenannten „LernLabs“ der Deutschen Rentenversicherung Bund am Fehrbelliner Platz in Wilmersdorf. Hier arbeiten einige der mehr als 900 Auszubildenden des Rentenversicherungsträgers. Wegen dieses großen Ausbildungsbetriebs zählt die Ausbildung zur Sozialversicherungsfachangestellten zu den meist angebotenen Ausbildungsberufen Berlins.

300 Menschen bildet die Deutsche Rentenversicherung in Berlin hier pro Jahr zu Sozialversicherungsfachangestellten aus, plus ein paar weitere zum Fachinformatiker. Dieses Jahr sind dank eines veränderten Ausbildungskonzepts und viel Marketing endlich wieder alle Plätze besetzt.

300
Menschen bildet die Deutsche Rentenversicherung Bund jährlich aus

Als Sozialversicherungsfachangestellte – oder Sozifa, so die Abkürzung – bearbeitet und betreut man Renten- oder Reha-Ansprüche, von der Erwerbsminderungsrente über die Waisenrente bis zur „klassischen“ Altersrente und klärt Versichertenkonten. Man ist Ansprechperson für eine gewisse Anzahl an „Kunden“, wie man sie hier nennt. Man erklärt ihnen deren Rentenansprüche oder fragt nach Daten, wenn die fehlen, zum Beispiel bei der Mütterrente.

Alles passiert im Team

„Spaß an der Arbeit in einem Team und für unsere Kundinnen da zu sein sind zwei wichtige Komponenten, die man für die Ausbildung mitbringen sollte“, sagt Martina Schönherr, die eines der Lernlabs leitet und seit 1985 bei der Rentenversicherung arbeitet. Die neuen Lernlabs gibt es in dieser Form seit zwei Jahren.

Davor lernten die Azubis nämlich in Ausbildungsabteilungen, die vom regulären Betrieb weitestgehend abgekoppelt waren. In den Lernlabs hingegen lernen sie Theorie und Praxis in Teams aus 25 Menschen, die von fünf „Lernberatern“, also Ausbildern, betreut werden. Zu der Ausbildung gehören nun immer wieder Phasen, in denen die einzelnen Auszubildenden sich den laufenden Betrieb in den normalen Abteilungen anschauen – und mehrmals jeweils sechs Wochen lang Berufsschule.

Für junge Eltern ist auch eine Teilzeit-Ausbildung möglich.

Martina Schönherr, arbeitet seit 1985 bei der Rentenversicherung

Dass man mit anderen Azubis in Gruppen zusammen ausgebildet wird, sieht Christian Schmidt, Leiter für Betreuung, Bildung und Kooperation, als einen Faktor, der die Ausbildung hier attraktiv macht: „Viele finden toll, dass sie die Sicherheit haben, weiterhin in einen Verbund integriert zu sein, fast wie in einer Schulklasse. Für viele ist das gerade nach Corona sehr wichtig.“

Läuft man durch die Räume, sieht man: Die Azubis hier sind nicht Einzelgänger unter älteren, gestandenen Kollegen. Stattdessen Schreibtischreihe für Schreibtischreihe andere Azubis, Menschen in der gleichen Lebensphase, die sich in der Pause auch mal zu dritt in die Sitzecke chillen.

Schönherr betont jedoch, dass unterschiedlichste Personen im Alter von 16 bis 45 ausgebildet würden. Die Ausbildung will für vielfältige Lebensentwürfe offen sein, etwa durch Gleitzeit ab 6:15 Uhr: „Für junge Eltern ist auch eine Teilzeit-Ausbildung möglich.“ Nach der Ausbildung könne im Homeoffice gearbeitet werden, Work-Life-Balance sei wichtig.

Arbeit mit Purpose

Zumindest die Gestaltung des Lernlabs widerlegt das Klischee von verstaubten Aktenordnern und Behördenflair. Stattdessen gibt es hier viel Platz für Sofas, Tische mit Barhockern für informelle Zusammenkünfte und Unterrichtsräume mit Pflanzenprint-Tapete. Nach der Ausbildung bekommt man trotzdem, was der öffentliche Dienst verspricht: „Einen sicheren Arbeitsplatz, und das Gehalt kommt pünktlich“, sagt Schmidt.

Martina Schönherr, Leiterin eines der Lernlabs und Christian Schmidt, Leiter für Betreuung, Bildung und Kooperation bei der Rentenversicherung Bund.

© Cristina Plett

Besonders betonen Schönherr und er aber den Purpose der Arbeit: „Wir begleiten Menschen, die rentenversichert sind, durch ihr gesamtes Leben.“ Bei erfolgreich abgeschlossener Ausbildung wird man übernommen und ist dann heiß begehrt bei den Abteilungen, sagt Christian Schmidt: „Um jede ausgelernte Nachwuchskraft wird gekämpft.“

Im vergangenen Jahr blieben zum Ausbildungsstart im September 75 Plätze unbesetzt. „Dieses Jahr haben wir alle 300 Plätze vergeben“, sagt Schönherr. Neben der Qualität der Ausbildung an sich spielt offenbar auch das Marketing eine Rolle: Von „Bring-A-Friend-Days“, wo man Freunde mitbringen kann, über Besuche in Schulklassen und auf Messen – am 9. September gibt es zum ersten Mal eine hauseigene Berufsmesse – wird da einiges getan. Auch die Neugestaltung der Ausbildung im New-Work-tauglichen Lernlab und ein leicht überdurchschnittliches Gehalt von 1068 Euro brutto im ersten Ausbildungsjahr zahlen darauf ein.

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