zum Hauptinhalt
Ein Luftschutzlampe von Osram im Schloßbergmuseum Chemnitz.

© Wikicommons/gemeinfrei

Als Berlin im Finstern lag: Osrams Luftschutzlampe sollte im Zweiten Weltkrieg vor Bomben schützen

Als sich die Hauptstadt des Deutschen Reiches auf den Luftkrieg vorbereitete, spielte die Firma Osram eine Schlüsselrolle. Folge 47 unserer Kolumne „Aus der Zeit“.

Eine Kolumne von Beata Gontarczyk-Krampe

Am 19. März 1935 fand in Berlin die erste groß angelegte Verdunkelungsübung statt, als Vorbereitung auf den Luftkrieg. Um 22.00 Uhr erloschen fast 100.000 Straßenlaternen, verschwanden die Neon-Schilder und Reklamen; Züge (reguläre Züge sowie S- und Hochbahn) dimmten die Beleuchtung und deckten ihre Fenster ab.  

In Privathaushalten und Büros war Innenbeleuchtung nur im gedimmten Zustand erlaubt – kein Licht durfte nach außen drängen. Das Ziel: Potenzielle Angreifer sollten nicht in der Lage sein, ihre Position in der Luft während eines möglichen Luftangriffs einzuschätzen und anzupassen.  

Eine Glühbirne soll Leben retten

Alles war minutiös geplant. Am Morgen des Tages, für den die Übung angesetzt war, startete das Jagdgeschwader „Von Richthofen“ vom Flugplatz Döberitz. Die Maschinen flogen über Berlin, um die Lage zu beurteilen. Nach Beginn der Verdunkelung startete eine Junkers Ju52 (genannt: „Tante Ju“) vom Flughafen Tempelhof (andere Quellen nennen ebenfalls Döberitz als Startplatz) zu einem Kontrollflug über die verdunkelte Hauptstadt.  

Der Gesamteindruck war positiv, dennoch mussten natürlich einige Änderungen her. So sollte zum Beispiel sichergestellt werden, dass auch Räume, deren Türen sich nach außen öffnen, wie etwa in einem Treppenhaus oder einem Flur, sowie Räume, deren Fenster ein Stück weit geöffnet werden mussten, ebenfalls beleuchtet blieben - und zwar so, dass die Menschen darin sicher waren und ihrer Arbeit nachgehen konnten.  

Eine brauchbare Lösung für dieses Problem kam Mitte 1938: Die Luftschutzlampe. Osram, ein renommierter Berliner Glühbirnenhersteller (sein Name ist ein Kofferwort aus „Osmium“ und „Wolfram“), entwickelte eine Glühbirne, deren Glaskolben mit einer schwarzen Farbschicht überzogen war. Nut ein kleiner, runder, nicht geschwärzter Fleck blieb übrig, durch den ein gedämpfter Lichtstrahl aus der Birne austreten konnte.  

Die Luftschutzlampen hatten einen weiteren Vorteil: Sie verbrauchten viel weniger Strom. Trotz des stolzen Preises von 1,50 Reichsmark (heute etwa acht Euro) verkauften sich die Luftschutzlampen wie frische Brötchen – wie vermutlich alles, was seinen Nutzern eine Illusion von Sicherheit bot. Die Produktion war aufwendig: Der runde Lichtfleck musste vor dem Versiegeln der Glühbirne vorm Färben hinzugefügt werden. Fachleute behaupteten, dass blaue Glühbirnen bei Stromausfall genauso effektiv seien. Das führte 1939 zu einem Richtungswechsel bei Osram. 

Anstelle von Schwarzlichtlampen konzentrierte sich das Unternehmen auf die Herstellung der Blaulichtlampe Reihe Z. Diese fand in vielen Berliner Haushalten, Büros und Fabriken Verwendung, doch im April 1945, also fast genau ein Jahrzehnt nach der ersten Luftschutzübung im März 1935, erreichte Berlin schließlich die totale Verdunkelung auch ganz ohne. 

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false