Wer forscht, publiziert und gelesen werden will, muss sich im Grunde für Englisch entscheiden. Die Wissenschaft sollte dennoch ihre Mehrsprachigkeit erhalten: Sie birgt die notwendige Differenzierung.
Ulrike Freitag
Direktorin am Leibniz-Zentrum Moderner Orient und Professorin für Islamwissenschaft an der FU BerlinAktuelle Artikel
Die Ansprüche steigen, doch wird dem akademischen Nachwuchs weniger Zeit für seine Entwicklung zugestanden. Dieser Widerspruch verheißt nichts Gutes für den Forschungsstandort Deutschland.
Lehrpersonal muss besser über politische Konfliktherde Bescheid wissen. Gerade in einer „globalen Stadt“ wie Berlin sollte auch in der Schule Weltwissen vermittelt werden.
Universitäten sind Orte, an denen Menschen jeder Herkunft und jeden Glaubens gemeinsam an etwas Größerem arbeiten. Übergriffige Maßregelung würde diese Freiräume bedrohen.
Wegen des Nahostkonflikts schauen internationale Partner in der Wissenschaft mit zunehmender Befremdung auf uns. Denn anders als auch in Israel selber fehlen Freiräume für kontroverse Debatten.
Bis 2035 wollen die Wissenschaftsorganisationen die Klimaneutralität erreichen. Um die notwendigen Aufrüstungen der Institute auch zeitnah umzusetzen, braucht es die Unterstützung der Politik.
In vielen Ländern unterdrücken Autokraten Minderheiten und schränken Freiheiten ein. Und dennoch: Wo Spielräume weiter bestehen und Dialog möglich ist, sollte auch die Wissenschaft Kontakt halten.
Arbeitsschutz braucht es auch in der Wissenschaft, klar. Doch die Forderung nach strikter Zeiterfassung geht an der Praxis vorbei. Forschung ist kein Nine-to-Five-Job, sie braucht Flexbilität.
Im Streit um Karrierechancen in der Forschung verteufeln viele befristete Verträge. Doch gerade an Unis braucht es flexible Modelle, um für exzellenten Nachwuchs Übergangslösungen zu schaffen.
Große Projekte mit Forschenden mehrerer Disziplinen zu fördern, liegt im Trend. Das ist wichtig, doch auch die Einzelforschung muss weiter gefördert werden: Sie schafft die Grundlagen für Kooperation.
Quellen und Ergebnisse der Forschung öffentlich verfügbar zu machen, kann auch problematisch sein – etwa wenn es um sensible politische Kontexte geht.
Bürokratie bedroht zunehmend die Qualität von Forschung und Lehre. Eine Lösung wäre, den Bereich weniger kleinteilig zu gestalten und Verwaltungswissen unter Instituten zu teilen.
Graduiertenschulen, ein offenes Modell akademischer Nachwuchsausbildung, waren ein Erfolg. Jetzt gilt es, sie zu verstetigen – und stabile Bedingungen für Promovierende zu schaffen.
Die schädliche Umsatzsteuer für Doppelprofessuren an Berliner Unis und außeruniversitären Zentren darf nicht kommen. Sie würde zu Stellenabbau führen. Appell einer betroffenen Direktorin.