zum Hauptinhalt
„Der Maler und sein Modell“ von Pablo Picasso aus dem Jahr 1963.

© 2022, ProLitteris, Zurich/Succession Picasso

Start in das Picasso-Jubiläumsjahr: Die Fondation Beyeler blickt auf die finale Schaffensphase des Meisters

Keine Malerei ohne Modell, kein Antrieb ohne Rausch: Die Fondation Beyeler in Basel zeigt anlässlich des 50. Todestages das Spätwerk des Jahrhundertkünstlers.

Von Alexandra Wach

Am Anfang des Jahrhunderts, so erinnerte sich der alternde Picasso, sei er noch „ein Maler und kein Wundertier“ gewesen. Fühlte er sich am Ende seiner Karriere etwa als kunsthistorisches Relikt ins Abseits gestellt? Für Douglas Cooper, einen früheren Wegbegleiter, waren Picassos späte Bilder „Schmierereien eines rasenden Greises im Vorzimmer des Todes”.

Mit dieser Meinung war er nicht allein. Picassos Weigerung, im fortgeschrittenen Alter auf die Position eines Innovationsgaranten nicht verzichten zu wollen, kam bei Jüngeren nicht gut an. Sie rebellierten mit der Minimal- und Concept-Art und erklärten die gegenständliche Malerei ohnehin für obsolet.

Das spornte den in den Bergen über Cannes mit seiner zweiten Ehefrau Jacqueline Roque lebenden Spanier umso mehr an. Allein zwischen Herbst 1970 und Frühlingsende 1972 entstanden 201 Gemälde, viele davon Großformate. Die Genauigkeit der früheren Perioden fehlte gänzlich, die Formen schienen sich in den pastosen Farbstrichen aufzulösen. Mal beschäftigte er sich mit Manets „Frühstück im Grünen“, mal mit seinem Lieblingsthema Maler und Modell.

Der alte Wilde stilisierte seine Künstler in den verkappten Selbstbildnissen trotzig zu glühenden Toreros – immerhin schwang in den ausladenden Kostümierungen Selbstironie durch. Bei den stets nackten Modellen lag der Fokus auffällig auf dem Unterleib, die üppigen Schenkel waren gespreizt, die Geschlechtsmerkmale explizit zu erkennen. Nur nach dem Gesicht sucht man mitunter vergeblich. Die pure Lust als letztes Antidot gegen den Tod? Bei einem Egomanen, der Frauen entweder für „Göttinnen oder Fußabtreter“ hielt, nicht unwahrscheinlich.

Insgesamt zehn zwischen 1963 und 1973 entstandene Gemälde geben jetzt in der Fondation Beyeler in Basel Einblick in diese finale Schaffensphase. Sie fügen sich zu einer der ersten von mehr als fünfzig Sonderausstellungen auf der ganzen Welt, die unter der Ägide der Kulturministerien Frankreichs und Spaniens den 50. Todestag des Jahrhundertkünstlers würdigen.

Die Mehrzahl der unter dem Titel „Picasso. Künstler und Modell – Letzte Bilder“ gezeigten Werke sind Leihgaben, die noch nicht in der Fondation zu sehen waren. Dafür 2007 in der Wiener Albertina und dem Düsseldorfer K20 in der von Werner Spies kuratierten Ausstellung „Picasso – Malen gegen die Zeit“. Natürlich darf ein Hinweisschild auf seine längst museumstauglichen Senioreneskapaden im Jubiläumsjahr nicht fehlen, auch wenn die eingefahrene Ernte mager ist. Um sein verdinglichendes, den eigenen Bedürfnissen untergeordnetes Verhältnis zum anderen Geschlecht zu verdeutlichen, reicht sie aber alle Mal.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false