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CSD statt AfD – eine beliebte Parole bei vielen Christopher Street Days.

© imago/M¸ller-Stauffenberg/imago/Müller-Stauffenberg

Queere Menschen brauchen unsere Solidarität: Fahrt zu den CSDs nach Brandenburg!

In diesem Jahr gibt es in Brandenburg so viele Christopher Street Days wie noch nie. Gerade im Jahr der Landtagswahl ist es wichtig, die queeren Menschen dort nicht allein zu lassen.

Ein Kommentar von Dominik Mai

Von Wittenberge über Bernau und Potsdam bis nach Cottbus: Von Mai bis September gibt es in vielen Orten in Brandenburg Christopher Street Days, bei denen queere Menschen für mehr Sichtbarkeit, Toleranz und Akzeptanz auf die Straße gehen. So viele wie in diesem Jahr waren es noch nie. Denn in Rheinsberg, Eberswalde und Neuruppin findet jeweils zum ersten Mal ein CSD statt. Dort haben sich engagierte Menschen zusammengeschlossen und organisieren Demonstrationen für Vielfalt in ihrem Heimatorten.

Demgegenüber steht eine Zunahme von Hass und Gewalt. Fast verdoppelt haben sich im vergangenen Jahr in Brandenburg die polizeilich registrierten Straftaten gegen Menschen wegen ihrer sexuellen Orientierung.

Verschont blieben auch die Christopher Street Days nicht. Im Juni 2023 warfen Unbekannte einen Brandsatz gegen eine Regenbogenflagge, die an einer Kirche in Spremberg angebracht war. Am Abend zuvor war dort im Rahmen des CSD Cottbus eine Dokumentation über ein lesbisches Liebespaar im KZ Ravensbrück gezeigt worden. Wenige Tage zuvor wurde die Regenbogenflagge vor dem Rathaus in Dallgow-Döberitz angezündet. Und gegen mehrere CSDs wie etwa in Brandenburg an der Havel gab es im vergangenen Jahr massive Drohungen, Anfeindungen und Einschüchterungsversuche von Rechtsextremisten.

Immer wieder machen auch AfD-Politiker Stimmung gegen lesbische, schwule, bi, trans und inter Menschen. Die Partei will eine fortschrittliche Sexualpädagogik und LGBTI-Aufklärung in Schulen verbieten – und in Potsdam hetzte die AfD-Jugend gegen den Pride Month an der Universität.

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Gerade in Gegenden, in denen rechte Tendenzen in der Gesellschaft stark verankert sind, gehört viel Mut dazu, sich zu outen. Noch immer sind Homo- und Bisexualität sowie Transgeschlechtlichkeit im ländlichen Raum oft ein Tabu.

Noch mutiger ist es, seine sexuelle Orientierung und Identität bei einem CSD offen zu zeigen, für eine vielfältige Gesellschaft zu demonstrieren und sich dem Hass und den Anfeindungen entgegenzustellen. Die Anzahl der Christopher Street Days in Brandenburg zeigt: Es tut sich was, Brandenburg ist vielfältig und bunt. Nur sind LGBTI hier oftmals weniger sichtbar als in Berlin. Gerade deshalb brauchen sie unsere Unterstützung.

Berlin als queere Metropole, als Regenbogenhauptstadt, sollte seine Umgebung nicht im Stich lassen und queeren Menschen in Brandenburg zeigen, dass sie nicht allein sind. Warum nicht mal zu einem kleinen CSD ins Umland fahren und mitdemonstrieren? Queere Menschen in der Prignitz, der Niederlausitz, in den kleinen Städten und Gemeinden, verdienen unsere Solidarität.

Viele von ihnen kommen jedes Jahr zum großen CSD in die Hauptstadt. Das sollten wir erwidern – und als Berlinerinnen und Berliner den Menschen in unserer unmittelbaren Umgebung beistehen. Besonders in den kleinen Orten macht jede weitere Unterstützerin, jeder weitere Unterstützer, eine Demonstration zu einem sichereren und freieren Ort für die Menschen, die dort für Vielfalt auf die Straße gehen.

Gerade in diesem Jahr: Am 22. September – einen Tag, nachdem mit dem CSD Oberhavel der letzte Christopher Street Day des Jahres in Brandenburg stattfindet – wird ein neuer Landtag gewählt. Stärkste Kraft könnte die AfD werden. In Umfragen kommt die vom Verfassungsschutz als rechtsextremer Verdachtsfall eingestufte Partei auf 25 bis 30 Prozent der Wählerstimmen. Die CSDs in den Wochen vor der Wahl sind eine gute Gelegenheit, Flagge für Vielfalt und Toleranz zu zeigen. Also, auf nach Brandenburg!

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