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Eine nachhaltige Lösung für das Potsdamer IASS.

© Promo/IASS

Zukunft des Töpfer-Instituts gesichert: Potsdamer IASS wird Teil des GFZ

Das Potsdamer Nachhaltigkeitsinstitut IASS soll in das Deutsches Geoforschungszentrum Potsdam (GFZ) integriert werden.

Der Rechnungsprüfungsausschuss des Bundestages hat am Freitag den Weg für eine institutionelle Förderung des Potsdamer Nachhaltigkeitsinstituts IASS frei gemacht. Die Zukunft des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (Institute for Advanced Sustainability Studies / IASS), das 2009 von Klaus Töpfer gegründet worden war, ist damit langfristig gesichert. 

Das IASS wird nun rechtlich in das Helmholtz-Zentrum Potsdam – Deutsches Geoforschungszentrum (GFZ) integriert, wissenschaftlich-fachlich soll es Teil des Forschungsbereiches "Erde und Umwelt" der Helmholtz-Gemeinschaft Deutscher Forschungszentren (HGF) werden. Darauf haben sich der Bund und das Land Brandenburg als Zuwendungsgeber am Freitag verständigt. 

Raum für die weitere Entwicklung

"Nach mehr als zehn Jahren befristeter Förderung erhält das IASS eine strukturelle Perspektive, die dem Institut Raum für die weitere Entwicklung, bessere Vernetzung und größere Sichtbarkeit im In- und Ausland sichern soll", hieß es vom brandenburgischen Wissenschaftsministerium.

Seit seiner Gründung war das IASS keine eigenständige Institution, sondern ein Projekt des Bundesforschungsministeriums (BMBF) und des brandenburgischen Wissenschaftsministeriums. Der Bundesrechnungshof hatte bereits vor einigen Jahren gerügt, dass die Projektfinanzierung nicht fortwährend verlängert werden kann. Angemahnt wurde eine institutionelle Finanzierung – andernfalls müsse das Institut aufgelöst werden. 

Ein positives Gutachten des Wissenschaftsrats hatte im April 2021 eine dauerhafte Institutionalisierung und die Unabhängigkeit des IASS empfohlen, das Institut sei ein einzigartiger und wichtiger Eckpfeiler in der deutschen Forschungslandschaft. Das IASS brauche eine "konkrete institutionelle Entwicklungsperspektive". Der Wissenschaftsrat hatte dem IASS im wachsenden Feld der Nachhaltigkeitsforschung ein bundesweit einzigartiges Profil bescheinigt. Diese Evaluierung war nun Grundlage für die aktuelle Entscheidung.

Das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam.
Das Deutsche Geoforschungszentrum GFZ in Potsdam.

© imago/Schöning/stock&people

"Das IASS und das GFZ verständigen sich im weiteren Prozess auf ein gemeinsames Integrationskonzept, das bis Ende 2023 abgeschlossen sein soll", so das brandenburgische Wissenschaftsministerium. Der Standort des IASS in der Berliner Vorstadt in Potsdam steht dem Vernehmen nach nicht in Frage, denn zumindest am Telegrafenberg, wo das GFZ sitzt, gibt es aktuell keinen Platz mehr. 

Tragfähige Zukunftsperspektive

"Mit diesem Beschluss erhält das IASS eine tragfähige Zukunftsperspektive, die den eigenständigen Charakter des Instituts bewahrt, wie es der Wissenschaftsrat empfohlen hat", sagte der geschäftsführende wissenschaftliche Direktor des IASS Mark Lawrence.

Die dauerhafte Institutionalisierung bringe dem IASS die notwendige Planungssicherheit, um mit seinem besonderen Ansatz zur Transformation hin zu einer nachhaltigen Gesellschaft beizutragen. "Zu verdanken ist dies den vielen engagierten, hoch motivierten und in der Nachhaltigkeitsforschung ausgewiesenen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern des IASS", so Lawrence.

Atmosphärenforscher Mark G. Lawrence  ist geschäftsführender wissenschaftlicher Direktor des IASS. 
Atmosphärenforscher Mark G. Lawrence  ist geschäftsführender wissenschaftlicher Direktor des IASS. 

© IASS

Der wissenschaftliche Direktor am IASS Potsdam, der renommierte Risikoforscher Ortwin Renn, sagte dem Tagesspiegel, dass sich das IASS auf die Perspektive freue, innerhalb der Helmholtz Gemeinschaft den besonderen Forschungs- und Beratungsansatz für Politik und Gesellschaft des Instituts  dauerhaft verankern zu können.

"Der Rechnungsprüfungsausschuss hat deutlich gemacht, dass unsere finanzielle Unabhängigkeit im Rahmen eines Teilwirtschaftsplans erhalten bleiben muss und dass wir eine eigenständige Führungs- und Gremienstruktur erhalten sollen", so Renn. 

Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am IASS Potsdam.
Ortwin Renn, wissenschaftlicher Direktor am IASS Potsdam.

© imago/Sabine Gudath

"Das stärkt unsere Unabhängigkeit, wie vom Wissenschaftsrat gefordert und bekräftigt unsere wichtige Funktion als Vermittler zwischen Wissenschaft, Wirtschaft, Politik und Zivilgesellschaft." Der Vorstand des IASS sei mit dieser Lösung zufrieden und sehe "mit großer Zuversicht" den weiteren Verhandlungen mit der Helmholtz Gemeinschaft und dem GFZ entgegen.

Das IASS soll wissenschaftlich eigenständig bleiben

Brandenburgs Forschungsministerin Manja Schüle betonte, dass das IASS mit seiner Expertise wissenschaftlich eigenständig bleibe und in dieser Konstellation auch künftig mit einem hohen Maß an Unabhängigkeit arbeiten könne. 

"Das IASS ist ein Solitär in der deutschen Forschungslandschaft: Es forscht nicht nur zu Transformationsprozessen in Bereichen wie Klimawandel und nachhaltiger Ökonomie – sondern diskutiert und entwickelt Lösungen gemeinsam mit Betroffenen vor Ort", sagte Schüle. Dies geschehe regional, indem beispielsweise Lehrkräfte unterstützt werden, die Veränderungen in der Braunkohleregion Lausitz zum Unterrichtsthema machen. Aber auch international werden Akzente gesetzt, zum Beispiel bei der Entwicklung von Umweltstandards für einen zukünftigen Tiefseebergbau. 

Positive Evaluation des Wissenschaftsrats

"So werden erfolgreiche Transformationsprozesse in Wissenschaft, Gesellschaft, Wirtschaft und Politik angestoßen", sagte Schüle. Die Evaluation des Wissenschaftsrats habe gezeigt, dass das IASS "sehr gut aufgestellt ist" und "aussichtsreiche Perspektiven" hat. "Deswegen wollen wir das Institut gemeinsam mit dem Bund dauerhaft absichern", so Schüle.

Bundesforschungsministerin Anja Karliczek (CDU) würdigte die Arbeit des IASS: Deutschland brauche eine starke und kompetente wissenschaftliche Beratung, die integrative Ansätze an der Schnittstelle zwischen Gesellschaft, Wissenschaft und Politik verfolgt. "Das ist die große Stärke des IASS."

Die Forschungsarbeit des IASS hat zum Ziel, gesellschaftliche Wandlungsprozesse hin zur Nachhaltigkeit zu verstehen, zu befördern und zu gestalten.  Es werden Problemverständnisse und Lösungsoptionen in Kooperationen zwischen Wissenschaft, Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Zivilgesellschaft entwickelt. 

Aktuell rund 150 Forschende beschäftigt

Am Institut forschen und arbeiten derzeit rund 150 Mitarbeiter:innen. Es wird von Mark Lawrence, Ortwin Renn und Jakob Meyer geleitet. Der Bund und das Land fördern das IASS nach eigenen Angaben mit jährlich rund neun Millionen Euro.

Das IASS soll an der Schnittstelle von Forschungs- und Beratungseinrichtung eine wichtige Rolle für den Transfer von Forschungserkenntnissen in die Anwendungspraxis erfüllen, das hatte auch der Wissenschaftsrat hervorgehoben. 

„Diese besondere Rolle des IASS als transformative Wissenschaftseinrichtung gilt es zu erhalten und mit einer dauerhaften Institutionalisierung Planungssicherheit und langfristige Perspektiven zu schaffen“, sagte Kai Gehring, Grünen-Fraktions-Sprecher für Forschung, Wissenschaft und Hochschule. 

Der Grünen-Politiker hatte sich für eine institutionelle Förderung des Instituts wiederholt eingesetzt.

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