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Dein Freund die Schufa? Gemeinsam mit dem Hasso-Plattner-Institut will die Auskunftei auf Datenjagd gehen, um die Kreditwürdigkeit von Verbrauchern zu testen.

© dpa

Zugriff auf soziale Netzwerke: Schufa will an Facebook-Daten ran

Sag' mir, wer Dein Freund ist und ich sag' Dir, wie kreditwürdig Du bist! Die Schufa will gezielt Daten über Verbraucher in sozialen Netzwerken sammeln. Umsetzen soll das Projekt das Potsdamer Hasso-Plattner-Institut.

Deutschlands größte Auskunftei, die Schufa, und das Hasso-Plattner-Institut an der Universität Potsdam (HPI) wollen im Internet gemeinsam auf Datenjagd gehen. Nach Recherchen des Hörfunksenders NDR Info könnte dabei in sozialen Netzwerken wie Facebook und Co. gestöbert und Kontakte sowie Beziehungen zwischen Personen untersucht werden. Auch die Analyse von Einträgen im Netz sei denkbar, um ein Meinungsbild zu einer Person zu ermitteln. Mit den im gesamten Web gesammelten Daten wolle die Auskunftei auch die Kreditwürdigkeit der Verbraucher prüfen. Datenschützer reagierten entsetzt auf die Pläne. In einer Pressemitteilung bestätigten das HPI und die Schufa eine auf drei Jahre angelegte Zusammenarbeit im Bereich der technischen Datenverarbeitung. Der offizielle Titel des Forschungsprojekts lautet „SCHUFALab@HPI“. Ziel sei die Analyse und Erforschung von Daten aus dem Web. Bereits seit dem 1. April arbeite man an Technologien, Daten aus dem Netz zu gewinnen. Mit der Schufa habe das HPI ein renommiertes Unternehmen für ein gemeinsames Forschungsprojekt gewinnen können, um „gesellschaftlich und wirtschaftlich spannende Entwicklungen im Internet zu untersuchen“, so HPI-Leiter Christoph Meinel. Demnach könnten die bei der Schufa vorhandenen Daten mit denen im Netz überprüft und ergänzt werden. Die Schufa indes will sich mit dem Projekt die „Qualitätsführerschaft unter den Auskunfteien sichern“, erklärte Peter Villa, Vorstand der Schufa. Gleichzeitig wolle man aber auch die „unzähligen Mythen und Vermutungen rund um die Informationsquelle Web“ auf den Prüfstand stellen. Nach den drei Jahren sollen die Ergebnisse des Projekts der Öffentlichkeit vorgestellt werden. Die Liste der Netzwerke, die nach NDR-Recherchen untersucht werden sollen ist lang: Neben Sozialen Netzwerken wie Facebook gehe es auch um berufliche Netzwerke wie Xing oder LinkedIn, den Kurznachrichtendienst Twitter, Personensuchmaschinen wie Yasni, Geodatendienste wie Google Street View und selbst Mitarbeiterverzeichnisse von Unternehmen oder den Autorenkatalog der Deutschen Nationalbibliothek. Ebenso sollen die Wissenschaftler untersuchen, wie die Schufa über eigene Facebook-Profile oder Twitter-Zugänge verdeckt an „Adressen und insbesondere Adressänderungen“ anderer Nutzer gelangen kann. Angedacht sei auch die „automatisierte Identifikation von Personen öffentlichen Interesses, Verbraucherschützern und Journalisten“.Die Schufa wolle die Daten in einem Pool zusammenfassen, um sie für „existierende und künftige Produkte und Services“ einzusetzen. In der Sammlung der Projektideen heißt es, es handele sich lediglich um „Grundlagenforschung“, die man zudem nach „höchsten ethischen Maßstäben“ betreibe. Für Datenschützer ist das SchufaLab dennoch eine klare Grenzüberschreitung: „Sollte die Schufa die gewonnenen Daten tatsächlich einsetzen, wäre das eine völlig neue Dimension“, sagte der schleswig-holsteinische Landesdatenschutzbeauftragte Thilo Weichert. Hinter einem solchen Forschungsprojekt stecke immer eine Absicht. Er zweifle daran, dass eine Umsetzung der Projektideen rechtlich haltbar sei. Ähnlich äußerte sich Edda Castello von der Verbraucherzentrale Hamburg. Wenn die privaten und persönlichen Datensammlungen zusammengeführt und ausgenutzt würden, wäre das hochgefährlich, sagte Castello.

Das Hasso-Plattner-Institut verteidigte indes die Kooperation. „Es geht hier überhaupt nicht um etwas Geheimnisvolles“, sagte HPI-Sprecher Hans-Joachim Allgaier. Man wolle keine geheimen Daten ausspionieren, sondern öffentliche Informationen finden. „Die meisten dieser Daten sind für jeden Internetnutzer durch ganz normale Suchmaschinen-Abfragen manuell recherchierbar.“ Das HPI wolle diese Recherche automatisieren. Zudem beziehe sich nur ein kleiner Teil der durch die NDR-Recherche bekannt gewordene Ideenliste zum Projekt auf die Sammlung von personenbezogenen Daten. Allgaier betonte, dass das HPI keine personenbezogenen Daten an die Schufa weitergeben werde. Die Forscher kennen „selbstverständlich den datenschutzrechtlichen Rahmen“ und werden ihn korrekt einhalten, so Allgaier. tor/dapd

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