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Dirk Benninghoff ist Chefredakteur der Kommunikationsagentur fischerAppelt.

© Promo

Zu meinem ÄRGER: Brandstiftung erster Güte

Die Thesen von Claus Strunz im Sat-1-Frühstücksfernsehen sind nach Meinung von Dirk Benninghoff reiner Populismus. Doch es gibt auch etwas, worüber sich der Chefredakteur von fischerAppelt freuen konnte.

Herr Benninghoff, worüber haben Sie sich in dieser Woche in den Medien am meisten geärgert?

Über den selbsternannten „Klartext“-Redner Claus Strunz, der sein Amt als Geschäftsführer der Produktionsgesellschaft regelmäßig dazu missbraucht, im Sat-1-Frühstücksfernsehen mit hanebüchenen Thesen die öffentliche Stimmung anzuheizen, für die das Wort Populismus eine starke Verniedlichung ist. Angela Merkel „Bürgerverachtung“ vorzuwerfen, nur weil die die Essener Tafel für ihre Entscheidung kritisiert hatte, keine Flüchtlinge mehr neu aufzunehmen: Da muss man sich über Pegida-Galgenbauer nicht wundern. Merkels Kritik war zurückhaltend, Strunz Beitrag dagegen Brandstiftung erster Güte. So behauptete er, dass die Kanzlerin Flüchtlinge bevorzuge. Ein Blog hatte eine erfolgreiche Fake News veröffentlicht, nach der die Kanzlerin angewiesen habe, den Flüchtlingen sei bei der Essener Tafel Vorrang zu gewähren. Der Hassprediger von Sat1 stieg voll drauf ein. Applaus gab’s unter anderem von Nikolaus Fest, einst wie der Sat-1-Mann bei der BamS, heute AfD-Sprecher in Charlottenburg. Fest war bei Springer einst wegen eines Anti-Islam-Beitrags rausgeflogen, der gegenüber Strunz’ Litaneien geradezu linksliberal wirkt.

Und was hat Sie gefreut?

Dass Madsack in Online-Journalismus investiert. 70 neue Jobs beim Redaktionsnetzwerk Deutschland sind ein weiterer Beleg dafür, dass Regionalverlage das Internet endlich ernst nehmen. Die NOZ mit ihrem digitalen Newsroom in Hamburg ist ein anderes Beispiel. Die großen regionalen Verbünde experimentieren auch mit neuen Formaten. Digital-Journalismus bleibt Investitionsfeld. Auch die neue Offensive von T-Online und die Deutschland-Expansion des Boulevard-Portals Tag 24 sind Beispiele für den Trend. Gut so.

Welches Internet-Video empfehlen Sie?

Apropos Dresden und rechts: In die Ecke gehören leider auch einige Dynamo-Anhänger. Was die Ultras des Vereins aber mit der Semper Oper aufgezogen haben, ist meisterhaft martialisch. 1200 Ultras „singen“ in der Oper. Gänsehaut! Das Video ist auf Youtube und auf dem Twitter-Account von Dynamo Dresden, leider nur mit einem Bruchteil der Abrufe der Strunz-Hassrede. So geht Kultur-Werbung.

Dirk Benninghoff ist Chefredakteur der Kommunikationsagentur fischerAppelt.

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