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Thiel und Boerne - das beliebteste Ermittlerduo der "Tatort"-Reihe im Ersten.

© dpa

Zehn Jahre Tatort Münster: Mit Cowboyhut auf Mörderjagd

Zum 10-jährigen Jubiläum des Münsteraner Tatorts ermittelt das beliebte Duo Thiel und Boerne im dörflichen Umland und bekommen es dabei mit der stoischen Landbevölkerung zu tun.

Die Leiche ist kaum gefunden, da bekommen sich Kommissar Thiel und Gerichtsmediziner Boerne schon wieder in die Haare – es geht um Wettschulden aus einem Schachspiel. In gewohnter Manier frotzeln die beiden Ermittler und kommunizieren nur über Dritte miteinander. Nebenan liegt der tote Heilpraktiker Raffael Lembeck, dessen Mord zum 10-jährigen Jubiläum des Münsteraner Tatorts aufgeklärt werden muss.

Zum runden Geburtstag wird nicht weniger versprochen als ein Wunder, „Das Wunder von Wolbeck“ nämlich. In dem kleinen Ort ermitteln Thiel und Borne in dieser Folge, doch Wundersames passiert da wenig. Fast könnte man meinen, die Tatort-Macher hätten sich ein bisschen zu sehr auf den Lorbeeren der vergangenen Filme ausgeruht – in der vorherigen Folge „Hinkebein“ erreichte das Format mit 11,8 Millionen Zuschauern einen Marktanteil von knapp 31 Prozent. Damit sind Thiel und Boerne (gespielt von Axel Prahl und Jan Josef Liefers)  die beliebtesten Tatort Ermittler überhaupt.

Doch die gewohnte Mischung aus witzigen Dialogen und einer packenden Story ist dieses Mal nicht so recht gelungen. Der Tatort in Münster will zwar wie immer nicht nur Krimi, sondern auch Komödie sein, doch „Das Wunder von Wolbeck“ brilliert in keiner der beiden Disziplinen. Der Plot ist so flach wie das Münsteraner Umland, in dem die Folge gedreht wurde – Spannung kommt an keiner Stelle auf.

Nachdem Thiel und Boerne ihre Streitigkeiten über das Schachspiel vorerst beendet haben, machen sie sich auf Spurensuche. Auf dem Hof des Toten findet Boerne jede Menge aphrodisierende Kräuter – ziemlich schnell kommen die beiden Ermittler darauf, dass der Heilpraktiker sich auf die Behandlung von Frauen mit Kinderwunsch spezialisiert hat. Unter seinen Patientinnen war auch die rothaarige Milena Kintrup, die blass und geheimnisvoll mit ihrem Kinderwagen am Tatort erscheint.

Sie wohnt auf dem Nachbarhof und ist mit dem stillen Rinderzüchter Moritz Kintrup verheiratet, der Probleme mit der Vermehrung seiner Tiere hat. Während Kommissar Thiel damit beschäftigt ist, den Mörder des toten Kinderwunschspezialisten zu finden, verschreibt sich Boerne kurzerhand einem neuen Fachgebiet: der „Rinderwunschbehandlung“.

Dafür ist der eitle Professor in John-Wayne-Manier mit Cowboyhut unterwegs. In seinem Aufzug rennt Boerne kreuz und quer über die Rinderwiese, aus dem Off spielt zu allem Überfluss auch noch Country-Musik. Ihren Höhepunkt erreichen die peinlichen Slapstick-Einlagen, als Boerne eine Ladung Rinderkot direkt ins Gesicht bekommt.

Der mürrische Kommissar Thiel macht derweil Bekanntschaft mit einigen Dorfbewohnern, die sich allesamt als wenig redselig erweisen. Weder von den dusseligen Brüdern Krien, als auch von der Frau des Toten, die unter Drogen steht, erfährt er zunächst etwas Brauchbares. Dass ihm selbst Professor Boerne Obduktionsergebnisse vorenthält, macht die Sache nicht leichter. Boerne ist damit beschäftigt, verschwundene Beweise aus dem Magen einer Ziege zu retten. Obwohl man aus früheren Münsteraner Tatorten daran gewöhnt ist, dass Tiere häufiger eine besondere Rolle spielen, wird es hier eindeutig zu viel.

Vielleicht haben die bisherigen Traumquoten den Machern des Tatorts aus der Provinz also ein bisschen den Blick fürs Wesentliche vernebelt. Starke Charaktere allein reichen eben nicht aus: Wichtig ist auch der Fall und der tritt im „Wunder von Wolbeck“ eher in den Hintergrund. Ein bisschen weniger Kuhdung hätte dem Film sicher gut getan.

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