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Wissenschaftsstandort Golm: Mehr Platz auf dem Campus

Die Stadt will nun selbst neue Räume für Start-ups am Wissenschaftsstandort Golm errichten.

Golm - Ein Privatinvestor konnte für die dringend benötigten Flächen für Gründerfirmen im Wissenschaftspark Potsdam-Golm nicht gefunden werden. Jetzt wird die Stadt Potsdam selbst als Bauherr aktiv. Das sagte Oberbürgermeister Jann Jakobs (SPD) am gestrigen Freitag. Er äußerte sich auf einer Veranstaltung im Golmer Go:In, in der es um die Entwicklungspotenziale des Wissenschaftsparks ging.

Die prekäre Raumsituation, in der sich immer mehr wissenschaftsnahe Firmen in Golm befinden, zwingt die Stadt, tätig zu werden. Andernfalls droht die Abwanderung von Firmen an andere Standorte. Auf der Veranstaltung am Freitag wurde mehrfach der Wissenschaftscampus Berlin-Adlershof als Konkurrent genannt.

Die Stadt will zunächst 3000 Quadratmeter Geschossfläche schaffen. Nächstes Jahr sollen die Bauarbeiten beginnen. Wann genau, konnte Jakobs am Freitag noch nicht sagen. Planungsmittel seien bereits im städtischen Haushalt eingestellt. Den Bau selbst soll die stadteigene Technologie- und Gewerbezentren Potsdam GmbH stemmen. Für Jakobs ist das Vorhaben von großer Bedeutung.

„Das hat für mich absolute Priorität“, sagte er. Die vorgesehene Baufläche in der Nähe des Go:In gehört dem Land. Erste Schätzungen der Stadt gehen von einem Investitionsvolumen von rund sechs Millionen Euro aus. Die angespannte Raumsituation in Golm verschärft sich währenddessen weiter, mehreren Firmen im Go:In droht die Kündigung.

Die Mietdauer ist begrenzt, einige Firmen mussten schon gehen. Das Go:In ist ein naturwissenschaftlich orientiertes Innovations- und Gründerzentrum, in dem sich Firmen für ihren Start einmieten können. Nach Angaben von Standortmanager Friedrich Winskowski stehen weitere Kündigungen bevor. Grund sind die speziellen Förderbedingungen für das Haus, wonach eine Firma nach höchstens acht Jahren das Gebäude verlassen muss. Auf diese Weise soll stetig Platz geschaffen werden für neue Start-up-Unternehmen.

Aber es sind nicht nur die von Kündigung bedrohten Unternehmen, die man eigentlich langfristig an den Wissenschaftspark Golm binden will. Das Potsdamer Rathaus schätzt auf Grundlage eigener Erhebungen, dass ein Bedarf von bis zu 13 000 Quadratmetern Fläche in Golm besteht. Neue Firmen würden also womöglich kommen, wenn sie Räume anmieten könnten. „Wir müssen schnell sein“, mahnte Stefan Frerichs, Chef der Potsdamer Wirtschaftsförderung, auf der Veranstaltung.

Viele Unternehmen, die an Golm interessiert sind, würden parallel mit anderen Standorten verhandeln. Doch warum hat sich bislang kein Privatinvestor für Golm gefunden, wenn die potenziellen Mieter angeblich Schlange stehen? Dazu sagte Jakobs, derzeit könne man im Wohnungsbau besser Geld verdienen. Bauinvestoren würden sich daher zur Zeit lieber in diesem Segment engagieren.

Brandenburgs Wirtschaftsstaatssekretär Hendrik Fischer zeigte sich auf der Veranstaltung unzufrieden mit der seit Jahren geplanten Weiterentwicklung des Golmer Forschungscampus hin zu einem integrierten Wissenschafts- und Wirtschaftsstandort. „Wir sind in den letzten Jahren da nicht so wirklich vorangekommen“, sagte Fischer. Eine Arbeitsgruppe von Vertretern mehrerer Institutionen soll nun für neue Impulse sorgen.

Die wirtschaftliche Ausstrahlung des Wissenschaftsparks Golm in die Umlandregion hinein bezeichnete Björn Vogler vom Beratungsunternehmen PM & Partner auf der Veranstaltung am Freitag als „eher gering“. Das Beratungsunternehmen hatte in den vergangenen Monaten den Golmer Forschungsstandort analysiert und mit skandinavischen Wissenschaftszentren verglichen.

Beim Flächenangebot gebe es in Golm derzeit nur eine Grundausstattung, analysierte Vogler. Doch die wissenschaftliche Kompetenz des Golmer Standorts ist offenbar top: „Eindeutig bestätigt wurde die internationale Konkurrenzfähigkeit als Wissenschaftsstandort“, berichtete der Berater aus der von seinem Unternehmen erstellte Studie. Derzeit gibt es in Golm drei Max-Planck-Institute, zwei Fraunhofer-Institute und einen Campus der Potsdamer Universität. Über 2500 Menschen sind hier in der Forschung tätig. Hinzu kommen über 6000 Studenten.

Die Stadt möchte unterdessen nicht nur selbst Platz für Start-ups schaffen, sondern auch weiter versuchen, Investoren nach Golm zu locken. Zudem will man wissenschaftsnahe Firmen fragen, ob sie nicht selbst in Golm bauen wollen.

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