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Homepage: Wer kippelt, sitzt besser

Aktionstag „Fit for Campus“: Stress, Ernährung, Ergonomie an der Uni

Kinder beherrschen die Kunst des „dynamischen Sitzens“ perfekt: Denn trotz der Sturzgefahr ist das Kippeln, bei dem die Hüfte in den so genannten „Reitersitz“ kippt, tatsächlich „instinktiv richtig“, weiß Paul Trommer. Am Sitzen ist vor allem der 90-Grad-Winkel in der Hüfte „unergonomisch“ und „physiologisch gefährlich“, erklärt der Sportwissenschaftler und sagt: „Sitzen ist das Schlechteste, was man für den Rücken tun kann.“ Aber obwohl sie damit ihre Lendenwirbelsäule belasten und einen Bandscheibenvorfall oder zumindest Rückenschmerzen riskieren, sitzen die Deutschen im Durchschnitt 14 Stunden pro Tag, so Trommer. Studenten und Uni-Mitarbeiter dürften dabei sogar eher zu den Vielsitzern gehören. Beim Aktionstag „Fit for Campus“ in der Mensa am Griebnitzsee erklärte der 28-Jährige am Mittwoch, wie man „besser sitzen“ kann.

Um sich Verspannungen zu ersparen muss man demnach häufig die Sitzposition wechseln und „Mini-Pausen“ einlegen. Die Füße, so Trommer, gehören auf den Boden, Unterarme sollten auf dem Tisch aufliegen. Den Bildschirm stellt man am Besten in Augenhöhe frontal – nicht seitlich – auf. Mit Keilkissen oder Sitzkissen kann der ungesunde 90-Grad-Winkel vermieden werden.

Ergonomie am Arbeitsplatz scheitere „nicht an Materialien, sondern an fehlendem Wissen“, schätzt Paul Trommer. Dabei gibt es an der Universität Potsdam einen „Arbeitskreis Gesundheit“. Den wollten die Studenten bei dem Aktionstag im Rahmen des Fachbereiches Pädagogik am Mittwoch bekannter machen. In der Mittagspause stöpselten sie ihren Kommilitonen deshalb zum Beispiel Elektroden an Hände und Füße. Bei der Messung des Widerstands kann der Körperfettgehalt berechnet werden, erklärte Eric Deparade.

Etwa zehn Mitarbeiter aus verschiedenen Fachbereichen sind im Arbeitskreis ehrenamtlich organisiert, so Petra Ceglarek, Koordinatorin des Projektes. Es gliedert sich in die vier Bereiche Psychische Belastung, Ernährung, Ergonomie/Arbeitsschutz und Sport. Seit etwa einem Jahr existiert zudem der so genannte „Gesundheits-Shuttle“. Der kann von allen Fachbereichen der Universität „bestellt“ werden: Mitarbeiter und Studenten können sich dann in den vier Bereichen schulen, zum Beispiel einen Rückenschule oder einen Yoga-Kurs machen, die Methode der Progressiven Muskelentspannung erlernen, die Stress vermindern soll.

Denn Stress fühlt sich nicht nur unangenehm an, weiß Ulrike Gerstmann. Stresshormone verändern den Stoffwechsel, weiß die Ernährungsberaterin, die am Sportwissenschaftlichen Institut lehrt. „Im Stress funktioniert das gesündeste Essen nicht“, so die Diplom-Biochemikerin. Für Prüfungsgestresste hat sie trotzdem eine Empfehlung: „Das klassische Studentenfutter hat nicht umsonst seinen Namen.“ Die Nüsse enthielten viel Vitamin E, während die Rosinen für den Zuckernachschub sorgten, erklärt Gerstmann. Aber auch Schokolade „in kleinen Mengen“ hält sie für akzeptabel. Entscheidend für einen gesunden Lebensstil sei aber immer auch Bewegung und Entspannung.

Um die zu finden, kommt es offenbar auch auf das richtige Umfeld an: „Stress ist ansteckend, halten sie sich von Hektikern fern“, lautete eine der „15 Regeln für ein stressfreies Leben“, die die Studenten vorstellten. Weiterhin sollte man seine Arbeit mit konkreten, realistischen Terminen strukturieren. Ein wirkungsvoller Stresskiller ist offenbar das Lachen: Eine Minute Lachen sei ebenso effektiv für den Stressabbau wie 45 Minuten mentales Entspannungstraining oder wie 15 Minuten Rudern, so die erstaunliche Erkenntnis der Studenten: „Lachen sie sich also gesund!“Jana Haase

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