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Homepage: Wahrscheinlich studieren

Auf dem ersten „Schüler-Campus Brandenburg“ konnten gestern Schüler die Universität erkunden

Der Begriff „Treibhauseffekt“ wurde bereits im Jahr 1827 von Jean Baptiste Fournier erfunden. Dr. Tillmann Buttschardt nennt in seinem Vortrag vor über 200 Schülern Fakten und Ereignisse zum Thema „Klimawandel“, die hängen bleiben. In einer halben Stunde erzählt der Dozent der Fachhochschule Eberswalde vom derzeitigen Stand der Klimaforschung: Klimawandel gab es schon immer, nur geht der derzeitige 10 000 mal schneller von statten als normal. Buttschardt erklärte, dass nie zuvor mehr Kohlenstoffdioxid (CO2) in der Atmosphäre war als heute, Tendenz steigend. Die Wissenschaft könne zudem belegen, dass CO2 für die Temperaturänderung auf der Welt zuständig ist und dass der Mensch ihr Verursacher ist. Der Dozent plädiert dafür, dass jeder selbst aktiv werden muss, auch wenn Lösungswege umstritten sind: „Christopher Kolumbus ist ja auch einfach losgesegelt, ohne dass er wusste, wo er ankommt.“

Die anwesenden Schüler sitzen im großen Hörsaal der Universität Potsdam und können Universitätsluft atmen. Sie gehören zu den insgesamt 2200 Schülern aus Berlin und Brandenburg, die gestern für einen Tag am ersten „Schüler Campus Brandenburg 2008“ in Golm teilnahmen. „Trotz Mistwetter“, wie Unipräsidentin Sabine Kunst bemerkt. Die Schüler der Klassen sieben bis zehn konnten zwischen 70 Probevorlesungen wählen, in denen Professoren und junge Wissenschaftler in 30-Minuten-Vorträgen Aktuelles über ihre Forschungen berichteten. Zudem gab es Studienberatungen und eine Ausstellung, in der 26 Aussteller aus teilnehmenden Brandenburger Hochschulen und Forschungseinrichtungen sich und ihre Projekte präsentierten.

Auffällig die Vertreter der Fachhochschule der Polizei des Landes Brandenburg, in Uniform empfingen sie die Schüler vor ihrem großen Polizei-Mobil. Sie erhielten rege Nachfrage. Mitarbeiter der außeruniversitären Forschungseinrichtungen wie des Alfred-Wegener-Instituts (AWI) hingegen klagten über wenig Interesse der Schüler.

Ziel des Schüler-Campus ist es, so Unipräsidentin Sabine Kunst, die Zahl der Studienanfänger in Brandenburg konstant zu halten. Zur Zeit studieren 43 000 Studenten in Brandenburg, so Wissenschaftsministerin Johanna Wanka. Der Studierendenzuwachs liege bei 13,7 Prozent, aktuell sind also genug Studienwillige da. Die Ministerin erklärte, dass wegen der demographischen Entwicklung in Brandenburg dennoch bereits jetzt Handlungsbedarf bestehe: während im Jahr 2007 noch 13 600 Schüler eine Hochschulberechtigung erwarben, werden es 2013 voraussichtlich nur 6600 sein. Da die meisten Brandenburger Studenten aus der Region kommen, will Wanka vor allem hier für das Studium in Brandenburg werben. Die Studienanfängerzahlen müssen laut Hochschulpakt 2020 konstant bleiben, damit weiterhin zusätzliche Fördergelder vom Bund fließen.

Bereits heute studieren in Brandenburg vergleichsweise wenige der studienberechtigten Schüler des Landes. Viele Schüler, so Wanka, fühlen sich ein halbes Jahr vor Schulende noch völlig unsicher, was ihre beruflichen Möglichkeiten angeht. Der Schüler-Campus richtet sich deshalb dieses Jahr bereits an die 7.-Klässler, so Wanka.

Annie Höhne ist 10.-Klässlerin. Sie war mit einigen Mitschülern des Potsdamer Helmholtz-Gymnasium in der Astrophysik-Vorlesung „Mit dem Hubble-Teleskop das Weltall erkunden“. Jetzt sitzt sie zusammen mit vier weiteren Schülern um einen Tisch der Ausstellung und spielt das Klima- und Wirtschafts-Brettspiel „Keep cool“. Alle 10. Klässler des Helmholtz-Gymnasiums befanden sich im Rahmen des „Helmholtz-Tages“ gestern auf dem Unicampus. „Ich überlege noch, was ich mal mache“, sagt Annie Höhne und guckt dabei sehr nachdenklich. „Wahrscheinlich studieren.“

Marie Preissler

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