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Homepage: Wahrheit über die Wehrmacht MGFA ehrte Manfred Messerschmidt zum 80.

Einen der Wegbereiter moderner Militärgeschichtsschreibung in Deutschland, Prof. Dr.

Einen der Wegbereiter moderner Militärgeschichtsschreibung in Deutschland, Prof. Dr. Manfred Messerschmidt, ehrte das Militärgeschichtliche Forschungsamt (MGFA) Potsdam unlängst zu seinem 80. Geburtstag. Aus diesem Anlass haben Amtschef Oberst Dr. Hans Ehlert, MGFA-Schriftleiter Dr. Arnim Lang und Prof. Dr. Bernd Wegner, ein Schüler Messerschmidts, im Verlag Schöningh einen Sammelband „Militarismus, Vernichtungskrieg, Geschichtspolitik“ herausgegeben, der in den letzten Jahren verfasste Aufsätze des Militärhistorikers enthält.

Themen wie die Verfolgung des Pazifisten Carl von Ossietzky durch die politische Justiz, die Rolle von Wehrmachtsgeneralen als „Kriegsgerichtsherren“ oder deren Verteidigungsstrategie während des Kriegsverbrechertribunals in Nürnberg zeigen, dass Messerschmidt von seiner unnachgiebigen Haltung keinen Finger breit abgewichen ist. Heute wirken, wie Wegner in seiner Laudatio formulierte, diese Aufsätze noch immer „aufklärerisch“ – als Messerschmidt 1970 sein Amt als leitender Historiker am MGFA antrat, bedeuteten sie eine „Revolution“.

Mit einem um ihn gescharten Kreis jüngerer Historiker zertrümmerte er die ideologisch geprägte geschönte Militärgeschichtsschreibung über den Zweiten Weltkrieg durch konsequenten Rückgriff auf die Quellen. Und die machten deutlich, dass die Wehrmacht eben nicht von den Kriegsverbrechen ausgenommen, sondern an ihnen beteiligt war. Dies führte zu heftigen Auseinandersetzungen mit der Politik und auch mit Berufskollegen. In Erinnerung ist beispielsweise die Ausstellung „Verbrechen der Wehrmacht“, die Messerschmidt nicht unkritisch, aber positiv bewertete. Heute hat sich seine quellengestützte Interpretation weitgehend durchgesetzt und, wie der an der Bundeswehruniversität in Hamburg lehrende Prof. Wegner erklärte, auch zur „Entrümpelung der Traditionsstuben“ in den Bundeswehreinheiten beigetragen.

Die deutsche Militärgeschichtsschreibung hat dem Jubilar aber noch mehr zu verdanken. Er führte sie aus der engen Konzentration auf kriegerische Handlungen heraus und begriff sie als Teil der gesellschaftlichen Entwicklung. Ebenso hoch ist zu bewerten, dass er im Spagat mit der beamteten Anstellung der Historiker am MGFA die Freiheit der Forschung durchsetzen half, in Ländern wie den USA oder Großbritannien noch heute keine Selbstverständlichkeit. In seiner Dankesrede wies Messerschmidt nachdrücklich auf diese Errungenschaft hin.

Seinen großen Fußstapfen versuchen inzwischen viele jüngere Historiker zu folgen. Während der Veranstaltung im MGFA wurden eine Arbeit von Elisabeth Bokelmann über den 1942 von Hitler initiierten Hochverratsprozess gegen die früheren französischen Ministerpräsidenten Blum und Daladier sowie Jörg Echternkamps Buch „Kriegsschauplatz Deutschland 1945“ vorgestellt. Dessen Grundlage bilden am Kriegsende den Soldaten nicht mehr zugestellte, aber vor kurzem wieder aufgefundene Briefe ihrer Angehörigen von der „Heimatfront“ über Luftangriffe, Versorgungsnot und Trennungschmerz.

Oberst Ehlert kündigte an, dass im nächsten Jahr die moderne Militärhistorie Studenten der Potsdamer Uni intensiver vermittelt werden soll. Dazu werde von der Fakultät für Sozialwissenschaften, dem Institut für Militärgeschichte und dem MGFA gemeinsam ein Studiengang eingerichtet. Erhart Hohenstein

Erhart Hohenstein

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