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WDR-Fernsehdirektor Jörg Schönenborn.

© WDR/Herby Sachs

Vorwürfe wegen sexueller Belästigung: Der WDR holt sich Hilfe von außen

Eine externe Anwaltskanzlei soll den Vorwürfen der sexuellen Belästigung im Sender auf den Grund gehen. Vor allem Fernsehdirektor Jörg Schönenborn ist in Erklärungsnöten.

Der WDR hat eine Anwaltskanzlei damit beauftragt, den Vorwürfen der sexuellen Belästigung im Haus auf den Grund zu gehen. Das hat der WDR dem Tagesspiegel am Freitag bestätigt. „Stern“ und das Recherchebüro „Correctiv“ hatten am Mittwoch über eine Reihe an Vorwürfen gegen einen zweiten WDR-Mitarbeiter berichtet. Neben einem inzwischen freigestellten Korrespondenten wurde ein „Tagesschau“-bekannter Mitarbeiter belastet.

Dieser habe mehrere Frauen bedrängt, die sich 2010 an eine Personalrätin gewandt hatten. Nach der Anhörung der Frauen, die anonym bleiben wollten, habe diese Forderungen an die Senderspitze formuliert. Diese solle in der entsprechenden Abteilung deutlich machen, dass sexuelle Belästigung keine Kleinigkeit sei. Das sei passiert.

Den Recherchen von „Stern“/“Correctiv“ zufolge soll der Hinweisgeber eine Anweisung erhalten haben, nicht länger zu behaupten, es gebe Vorwürfe wegen sexueller Belästigung. Andernfalls sei sein Arbeitsverhältnis bedroht. Sowohl Tina Hassel, damals die Vorgesetzte des Beschuldigten, als auch der damalige Chefredakteur Jörg Schönenborn und Fernsehdirektorin Verena Kulenkampff seien laut weiteren Medienberichten informiert gewesen.

"Nicht belegbare Verdächtigungen"

"Wir haben die Vorwürfe sorgfältig verfolgt", sagte dazu ein WDR-Sprecher dem Tagesspiegel. "Sie konnten im Ergebnis nicht belegt werden. Daher war es zu diesem Zeitpunkt notwendig, sehr deutlich zu machen, dass diese Anschuldigungen nicht weiter erhoben werden, auch zum Schutz von Dutzenden Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern in dem Bereich vor nicht belegbaren Verdächtigungen." Im selben Zeitraum seien die Vorgesetzten der Empfehlung der Ombudsperson, die generelle Problematik in der Abteilung zu thematisieren und für solche Gefahren zu sensibilisieren, gefolgt. Diese habe die damalige Abteilungsleiterin zeitnah umgesetzt, beispielsweise in Konferenzen.

Es gibt Erklärungsnöte. Der WDR verschickte am Freitag eine Pressemitteilung. Derzeit prüfe der WDR mögliche weitere Hinweise, in Zusammenarbeit mit einer Anwaltskanzlei. Jörg Schönenborn wird zitiert: „Ich habe damals Personalentscheidungen auf der Grundlage der mir vorliegenden Fakten getroffen. Ich hätte mir gewünscht, dass ich die Informationen, die uns heute vorliegen, schon damals gehabt hätte. Mit dem Wissen von heute hätte man damals andere Entscheidungen getroffen.“

Bei der nächsten WDR-Rundfunkratssitzung am 8. Mai sollen die Vorfälle und die Art der Aufarbeitung Thema sein. Vielleicht kann Aufklärung nur von neutraler dritter Stelle kommen, der Kanzlei.

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