zum Hauptinhalt

Homepage: Von Findlingen und Netzkörpern

Präsenz zeigen: Der von Schließung bedrohte Fachbereich Kunst stellt plastische Arbeiten aus

Betritt der Besucher in diesen Tagen das Haus 1 auf dem Uni-Campus in Griebnitzsee, genießt er nicht nur die Kühle des Marmorfoyers. Zwischen den hohen grauen Säulen stößt er auf mehr als ein Dutzend heller Plastiken und Skulpturen, mit denen der von Schließung bedrohte Fachbereich Kunst einmal mehr seine Präsenz zeigt.

Auf den ersten Blick scheinen die Arbeiten aus dem gleichen Material wie ihre Umgebung zu sein, strahlen sie doch die gleiche Strenge und Eleganz aus. Aber Janine Beyers zusammengesetzte Dreiecksformen auf schwarzem Untergrund sind schlicht aus weißer Pappe. Die grau-weißen „Findlinge“ von Cathleen Noack dagegen aus Styropor und Gips. Und unzählige Holzstäbchen kamen in den drei übereinander hängenden „Netzkörpern“ von Daniela Schultze zum Einsatz.

Neun Studentinnen aus der Hauptklasse Plastik und Skulptur haben sich unter Anleitung der Potsdamer Bildhauerin Claudia Güttner mit der Ästhetik dreidimensionalen Formens auseinandergesetzt. In ersten spielerischen Formübungen entwickelten die Studierenden zuerst modellhaft ihre eigenen Ideen. In einem weiteren Schritt wurde dann überlegt, welches Modell sich mit welchem Material, das bei der Ausbildung an einer Hochschule zugegebenermaßen beschränkt ist, umsetzen lässt.

Daniela Schultzes organisch anmutende Messingfiguren widmen sich dem Thema Raum ohne Masse. Da gibt es an der Stirnseite der Exposition zwei transparente „Guckkästen“, in denen ein filigranes seesternartiges Gebilde in Spiegelflächen wie in einem Kaleidoskop vervielfältigt wird. Andere, ebenfalls aus Messingdraht zusammengesetzte Objekte erinnern an Quallen oder Unterteile von Raketen. Ein originelles Spiel mit dem Material und dem Raum. Auch die abstrakte Skulptur von Andrea Seifert fasziniert, wenn man sie genauer betrachtet. Was von weitem wie harter Stein wirkt, hat einen äußerst flexiblen Kern. Und überrascht nicht nur in der Exaktheit seiner Ausarbeitung. Denn der vielfach eingeschnittene Styroporkorpus wurde handwerklich meisterhaft mit Gips „verkleidet“ und ist somit eigentlich eine Plastik.

Die mehrfach geschichtete, in sich gedrehte und nach unten verjüngende Holzplastik von Mila Nobis lässt ebenfalls einiges an handwerklichem Können erkennen. „Spannend, was der Fachbereich Kunst hervorbringt“, hat dann auch ein Besucher in das ausliegende Gästebuch geschrieben und wollte sein Lob als das hervorragendste Argument für das Fortbestehen des Fachs verstanden wissen.

Claudia Güttner, die selbst an der Universität Potsdam Mathematik und Kunst auf Lehramt studierte, unterrichtet dort seit 2003. Als Vorsitzende des Brandenburgischen Landesverbandes des Bundes Deutscher Kunsterzieher bietet sie außerdem Fortbildungen für bereits im Schuldienst stehende Kunsterzieher an. Denn es ist ihr ein wichtiges Anliegen, gerade für den Schulunterricht den oft stiefmütterlich behandelten Bereich Plastik und Skulptur attraktiv zu machen. Die jetzt gezeigte Werkstattschau jedenfalls verleiht dem Gebäude der juristischen, wirtschafts- und sozialwissenschaftlichen Fakultät eine außergewöhnliche und exklusive Atmosphäre.

bis 23. Juni., Mo-Fr 8-20 Uhr, Sa 8-13 Uhr, Uni-Komplex Babelsberg, Haus 1, August-Bebel-Str. 89

Astrid Priebs-Tröger

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false