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Von Beulen, Dellen und Zeitzeichen: Eine Ausstellung erinnert an 140 Jahre Potsdamer Geoforschung

Das riesige Modell der Erde aus einem Spezialgewebe soll die Dimensionen verdeutlichen. „Wir wollen die Besucher überraschen“, sagt Johannes Leicht, Kurator der Ausstellung „Fokus: Erde.

Das riesige Modell der Erde aus einem Spezialgewebe soll die Dimensionen verdeutlichen. „Wir wollen die Besucher überraschen“, sagt Johannes Leicht, Kurator der Ausstellung „Fokus: Erde. Von der Vermessung unserer Welt“ im Haus der Brandenburgisch-Preußischen Geschichte in Potsdam. Am Donnerstag öffnet die Schau, die an fast 140 Jahre Geoforschung auf dem Potsdamer Telegrafenberg erinnert. Dort residiert heute das Deutsche Geoforschungszentrum (GFZ). Mit Schautafeln, 120 zum Teil original historischen Exponaten sowie bislang unveröffentlichten Fotos, Grafiken und Karten wird an die Erfolge der Wissenschaftler erinnert.

Die Geodäsie – also die präzise Vermessung des Planeten – begann in Potsdam vor 125 Jahren mit der Eröffnung des Königlich-Preußischen Geodätischen Instituts auf dem Telegrafenberg. Dieses zählte bald zur Weltspitze. Mit speziellen Pendelapparaten wurde die Erdanziehung genau bestimmt. Der Versuch dauerte insgesamt sechs Jahre, von 1898 bis 1904. Der „Potsdamer Schwerewert“ sei über Jahrzehnte ein globales Referenzmaß für die Bestimmung der Erdschwere gewesen, sagte Harald Schuh, Direktor der Geodäsie am GFZ. Das Erdschwerefeld hilft, Höhen genau zu bestimmen - etwa von Bergen wie dem Mount Everest, oder wie stark der Meeresspiegel steigt. Heute werden für solche Messungen Satelliten und Gravimeter genutzt. Sie zeigen die wahre Gestalt der Erde. Forscher bezeichnen die auf das Schwerefeld bezogene Erdfigur als Geoid: es ist keine Kugel, sondern ein Gebilde mit Beulen und Dellen.

Potsdamer Wissenschaftler bestimmten seit Ende des 19. Jahrhunderts auch die astronomische Zeit sowie die genaue Dauer einer Sekunde. „Hier gingen die Uhren am genauesten“, sagt Ausstellungsmacher Leicht. „In der DDR kam bis in die 1970er-Jahre das gültige Zeitsignal aus Potsdam.“ Heute übernehmen das Atomuhren. dpa

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