zum Hauptinhalt

Von Anja Priewe: Arme Spielerfrauen

HFF-Film „WAGs“ hat für gelungene Darstellung von Schein und Sein den First Steps Award erhalten

Von zahlreichen Fotografen und Journalisten umlagert, lächelten Yvonne Catterfeld, Nova Meierhenrich und ihre Kollegen geduldig in jede Kamera und gaben den Medienvertretern bereitwillig Auskunft über die neuesten Entwicklungen ihres Privat- und Berufslebens. Eine lächelte ganz besonders ausdauernd: Verena Kert, Ex-Freundin von Fußballtorhüter Oliver Kahn. Sie war das wohl begehrteste Fotomotiv, als am Dienstagabend der Nachwuchspreis des Deutschen Films, die First Steps Awards, zum zehnten Mal verliehen wurden.

Vom Blitzlichtgewitter weitestgehend verschont blieben die eigentlichen Stars des Abends: die für den Preis nominierten Filmhochschulabsolventen. Sie konnten unbehelligt die Atmosphäre am Potsdamer Platz in Berlin genießen. Als der HFF-Film „WAG’s“, der das Leben von Fußballerfrauen thematisiert, den Preis in der Kategorie Spielfilme erhielt, zeigte sich dann, wie richtig die Fotografen mit ihrem großen Interesse an der Kahn-Ex Verena Kert lagen.

„Wives And Girlfriends“, kurz „WAG’s“, sind die hübschen Anhängsel der Fußballstars. Der Film der Potsdamer HFF-Studenten Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf porträtiert zwei von ihnen: Dina kommt aus Bulgarien und ist ihrem Mann, der bei Hertha BSC spielt, bis nach Berlin gefolgt. Überdruss und Langeweile bestimmen ihren Alltag, bevor sie das naive Provinzmädchen Judith kennenlernt, die noch am Anfang ihrer WAG’s-Karriere steht. Eine kurze, intensive Freundschaft entsteht, die das Leben der beiden Frauen nachhaltig verändert. „Dabei will WAG’s deutlich mehr als ein Portrait über Spielerfrauen liefern“, betont Drehbuchautorin Evi Goldbrunner. „Der Film schaut hinter die Fassade. Er thematisiert das große Gefühl der Einsamkeit. Im Schatten ihrer erfolgreichen Männer haben die Frauen scheinbar ihr eigenständiges Leben aufgegeben“, weiß Regisseur und Co-Autor Joachim Dollhopf zu berichten.

Die simple Geschichte überzeugte die Jury, in der neben Schauspielerin Katja Riemann unter anderem auch Drehbuchautor Bernd Lange und Regisseur Marco Kreuzpainter saßen. „Dem Film ist ein großer Wurf über unser aller Verhältnis zu Schein und Sein gelungen“, lobte Kreuzpainter bei der Preisverleihung. Für die beiden Studierenden der HFF kam der Sieg völlig überraschend: „Als wir unsere Namen hörten, konnten wir es kaum glauben. Mit einem Preis haben wir nicht gerechnet. Auf der Bühne wussten wir deshalb kaum was zu sagen“, berichtet Evi, die nach einem abgeschlossenem Lehramtsstudium für das Dramaturgie-Studium an die Hochschule für Film und Fernsehen „Konrad Wolf“ nach Potsdam kam.

„Wir mussten das Drehbuch innerhalb kürzester Zeit fertig stellen. Deshalb konnten wir wenig modifizieren und nahmen gleich die erste Fassung. Vielleicht führte genau das zum Erfolg“, vermutet Joachim Dollhopf. Dazu beigetragen haben wohl auch die beiden Hauptdarstellerinnen Vesela Kazakova, der bulgarische Shooting-Star auf der Berlinale 2006, und Sonja Gerhardt, bekannt aus der TV-Serie „Schmetterlinge im Bauch“ und dem Kinofilm „Die wilden Hühner und das Leben“. „Die zwei waren mit viel Leidenschaft und Herzblut dabei und beflügelten unsere Arbeit am Set“, berichtet Joachim Dollhopf. Der Film, der vordergründig mit den Klischees um Fußballfrauen spielt, berichtet in einfühlsamer Weise von dem unerfüllten Lebenshunger und den beinahe aufgegebenen Träumen der beiden Frauen: „Da sind zwei Menschen, die für die Außenwelt scheinbar keine Sorgen haben, weil sie ja alles besitzen und die dennoch unglücklich sind“, erklärt Evi.

Zwei weitere Produktionen von Studenten der HFF gingen am Ende leer aus. Weder der aussichtsreiche Animationsfilm „Never drive a car when you’re dead“ von Gregor Dashuber noch der Spielfilm „Résiste – Aufstand der Praktikanten“ von Jonas Grosch konnte am Ende die Jury für sich gewinnen. Mit einer After-Show-Party im Daimler Atrium ging der Abend bei Champagner, feinen Häppchen und mit viel Glamour zu Ende.

Da war Verena Kert allerdings schon nicht mehr dabei. Unter den wachsamen Augen der Fotografen, die ihr bis zum Auto nachrannten, verließ sie vorzeitig die Preisverleihung. Ob es der Siegerfilm von Evi Goldbrunner und Joachim Dollhopf war, der sie so abrupt gehen ließ oder doch nur die Hoffnung auf die ungeteilte Aufmerksamkeit der Fotografen, blieb offen.

Anja Priewe

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false