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An der FH-Potsdam sollen Unisex-Toiletten für Menschen mit unklarer Geschlechterzuordnung eingerichtet werden.

© A. Klaer

Unisex-Toiletten an der FH Potsdam: Weiter Streit um Gender-Toiletten

Nach längerer Auseinandersetzung hatte sich der Senat der Fachhochschule Potsdam für Unisex-Toiletten ausgesprochen. Nun gibt es Kritik daran, dass dafür eventuell Behindertentoiletten umgewidmet werden sollen.

Potsdam - Nach der Entscheidung für sogenannte Unisex-Toiletten an der Fachhochschule Potsdam gibt es offenbar weiterhin Unstimmigkeiten. Der studentische Senator Domenico Janz befürchtet, dass die Hochschule bestehende barrierefreie Toiletten in Unisex-Toiletten – für Menschen ohne eindeutige Geschlechterzuordnung – umwidmet beziehungsweise einfach nur neu kennzeichnet. Das habe die Hochschulleitung in der Senatssitzung angekündigt. Hintergrund dafür seien bauliche Vorschriften, nach denen abhängig von der Anzahl der Hochschulangehörigen entsprechende Anzahlen von Damen- und Herrentoiletten vorhanden sein müssen. „An dieser Stelle übergeht die Hochschulleitung zwei Minderheitengruppen zugleich“, sagte Janz den PNN. „Die FH-Leitung macht es sich sehr einfach und missachtet weiterhin die Bedürfnisse ihrer Hochschulangehörigen.“

FH-Leitung: Entscheidung steht noch aus

Von der FH-Leitung war indes zu erfahren, dass noch nicht entschieden sei, wo die neuen Gender-Toiletten eingerichtet werden sollen. In jedem Gebäude der FH Potsdam soll eine Unisex-Toilette errichtet werden. „Wo diese Toiletten eingerichtet und wie sie ausgewiesen werden, ist derzeit noch nicht entschieden“, sagte eine FH-Sprecherin den PNN. In der Zwischenzeit würden durch die Verwaltung die rechtlichen Vorgaben und infrastrukturellen Möglichkeiten geprüft. „Eine Variante, die dabei geprüft werden soll, ist die Vereinbarung einer Mehrfachnutzung bestehender Behindertentoiletten für eine barrierefreie und gendergerechte Nutzung als ,Unisex-Toilette’.“ Diese Variante bezeichnete Janz als eine „Katastrophe“, gegen die sich die Studierenden „absolut“ aussprechen würden.

In den nächsten Wochen nach dem Semesterstart, wenn alle Beteiligten wieder an der Hochschule anwesend sind, soll es laut FH-Leitung Gespräche mit den jeweiligen Hausnutzern geben, dabei sollen die jeweiligen Dekane und Studiengangsleiter, Gleichstellungs-, Behinderten- und Familienbeauftragte, sowie die Schwerbehinderten- und Studierendenvertretungen einbezogen werden.

Vor der Senatsentscheidung war es an der FH zu einem Streit um die Unisex-Toilette gekommen. Studierende der „AG Diskriminierungsfreie FHP“ hatten eine Damentoilette zur Unisex-Toilette umgewidmet, was unter Dozenten zum Widerspruch führte. Die Hochschulleitung entfernte schließlich die Beschilderung an der Toilette. Der studentische Senator Domenico Janz hatte sich der Sache angenommen und die Abstimmung in den Senat eingebracht. „Mit dieser Umsetzung nimmt die FH Potsdam als erste Hochschule des Landes Brandenburgs die geschlechtliche Gerechtigkeit in der öffentlichen Wahrnehmung wahr und nimmt eine Vorbildfunktion für andere Hochschulen im Land ein“, so Janz.

Unisex-Toiletten sollen ein erster Schritt zur Diversität sein

FH-Vizepräsident Hermann Voesgen sagte zu der positiven Senatsentscheidung, dass Diversity und Heterogenität seit vielen Jahren ein wichtiges Thema im Studium und für die Hochschule sei. „Dieses Thema werden wir nun auch praktisch angehen. Es ist ein erster Schritt.“ Der Dekan des Fachbereichs Sozialwesen, Heiko Kleve, sagte zusammenfassend, dass es in der Auseinandersetzung nie um das „ob“, sondern eher um das „wo“ und „wie viele“ gegangen sei. „Ich bin eindeutig dafür, dass wir diese Toilette einrichten, dass wir Diversität, Heterogenität, Pluralität grundsätzlich achten und möchten, dass sich Menschen aller geschlechtlichen Identitäten an unserem Fachbereich wohlfühlen.“ Das sei auch die Meinung der Mehrheit der Kolleginnen und Kollegen.

In Berlin gibt es bereits Unisex-Toiletten, so beispielsweise in Rathäusern des Bezirks Berlin-Mitte und im Gesundheitsamt. Das Abgeordnetenhaus in Berlin hatte erst kürzlich den Senat aufgefordert, die Einrichtung von Unisex-Toiletten parallel zu Damen und Herrentoiletten im öffentlichen Raum zu prüfen.

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