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Einzug der israelischen Olympia-Mannschaft von 1972. Der Mossad wollte die deutsche Polizei bei der Befreiung der Geiseln beraten, doch die zeigte sich überfordert.

© IMAGO

TV-Dokumentation: Arte blickt auf Israels Geheimdienst Mossad

Mit der Lizenz zum Töten – die Arte-Dokumentation „Inside Mossad“ lässt die Hintermänner des israelischen Geheimdienstes zu Wort kommen.

Man kennt sie aus Krimis und James-Bond-Filmen. Doch wie sieht die Arbeit von Spionen in der Realität aus? In einer Arte-Dokumentation sprechen hochrangige Ex-Agenten des israelischen Geheimdienstes erstmals über ihre Arbeit. Der Filmemacher Duki Dror blickt hinter die Kulissen des Spionagegeschäfts und zeigt: Die Realität ist unfassbarer als jede Fiktion.

Der Mossad gilt als einer der am besten informierte Geheimdienste der Welt. Kurz nach der Staatsgründung Israels wurde er als ziviler Auslandsnachrichtendienst ins Leben gerufen. Es galt, einen zweiten Holocaust zu vermeiden und die weltweite jüdische Diaspora zu schützen. Um dieses Ziel zu erreichen, waren israelische Agenten „an allen großen Dingen beteiligt, die sich in den letzten 50 Jahren ereigneten“, so Ram Ben-Barak, der den Mossad von 2009 bis 2011 leitete. Aus der Sicht der Strippenzieher im Hintergrund rollt die Dokumentation geschichtliche Ereignisse der letzten Jahrhunderthälfte noch einmal auf, von der Ergreifung Adolf Eichmanns über den Krieg im Libanon bis zur Iranischen Revolution.

Vor der Kamera berichtet Tzwi Zamir, von 1968 bis 1974 Direktor des Mossad, wie er 1972 nach München kam. Er versuchte die Polizei bei ihren Einsätzen gegen jene Palästinenser zu beraten, die während der Olympischen Spiele elf israelische Sportler als Geiseln genommen hatten. Zamir erinnert sich an ein „verändertes Deutschland“. Es gab keine Armee, und die Polizei war von dem Terroranschlag überfordert, vor allem militärisch: „Sie benutzten alte deutsche Gewehre ohne Zielfernrohr“.

Die spannendste Episode kreist um eine Anfrage des damaligen Schahs von Persien: Der Mossad sollte Ayatollah Khomeini eliminieren. Doch Eliezer Tsafrir, seinerzeit Leiter des Teheran-Büros des Mossad, hielt dies nicht für nötig: „Im Rückblick verfolgt mich meine Fehleinschätzung bis heute.

Die Frage nach der Moral

Immer wieder konfrontiert der Filmemacher die Ex-Agenten mit der Frage nach der Moral. Darauf antwortet Yehiam Mart, von 1975-85 Abteilungsleiter der Mossad-Aufklärung, man könne „die Hisbollah nicht mit den Verhaltensnormen einer belgischen Schriftsteller-Vereinigung besiegen“. Der Film macht spürbar, was es bedeutet, wenn ein Agent tatsächlich „eine Lizenz zu Töten“ hat. Ihre Arbeit orientiert sich nicht an humanistischen Maßstäben.

Für diese Grenzüberschreitung zahlen Agenten einen hohen Preis. Einer von ihnen, der gerade aus der Zeitung erfahren hat, dass sein angeworbener arabischer Kontaktmann gehenkt wurde, berichtet von einer Bemerkung seiner Frau, die ihm sagte: „Du hörst die Vögel nicht mehr singen“. Manfred Riepe

„Inside Mossad – Israels Agenten erzählen“, Dienstag, 22 Uhr 20, Arte

Manfred Riepe

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