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Dawit Isaak sitzt seit 16,5 Jahren ohne Anklage in Haft.

© promo

Tag der Pressefreiheit: Unesco-Preis für Dawit Isaak - inhaftiert seit 2001

Der seit 2001 inhaftierte schwedisch-eritreische Reporter erhält heute in Abwesenheit den Unesco-Pressefreiheitspreis. Ein Porträt

Wenn es derzeit immer noch so aussieht, als sei seine doppelte Staatsbürgerschaft – also neben der türkischen die deutsche – zumindest ein kleiner Trumpf in der aktuellen Situation von Deniz Yücel, dem in der Türkei inhaftierten „Welt“- Journalisten, dann hat das Schicksal von Dawit Isaak das Zeug, diese Annahme zu zerstören.

Isaak ist Journalist und Autor aus Eritrea. 1987 ging er nach Schweden, erhielt dort auch die Staatsbürgerschaft, mit der er nach Eritreas Unabhängigkeit 1993 zurückging, als halber Europäer also. Das hat ihm seit dem 18. September 2001 allerdings nicht viel genützt. An dem Tag vor nunmehr sechszehneinhalb Jahren wurde er in Eritrea festgenommen, wo er als Reporter der von ihm mitgegründeten liberalen Zeitung „Setit“ arbeitete, und seitdem sitzt er in Haft. Ohne Anklage – und seit 2005 auch ohne ein Lebenszeichen an Familie, Freunde, Rechtsvertreter. Alle internationalen Appelle, ungezählte Verhandlungsbemühungen, die Klagen vor Gericht oder Free-Dawit-Kampagnen – ob aus Schweden, vom Europaparlament oder der Afrikanischen Kommission für Menschenrechte gestartet – blieben ergebnislos. Die Regierung von Eritrea, Beiname: das Nordkorea Afrikas, reagierte nicht. Sie blieb ihrer presse- und menschenrechtsverachtenden Politik treu, die 2001 zu Razzien bei allen privaten Medien, deren Schließung und Verhaftungswellen geführt hatte.

In Demokratien ist Journalismus selten riskant

Für die Organisation Reporter ohne Grenzen ist Dawit Isaak „ein extremes Beispiel staatlicher Willkür“, und die Unesco nahm das jahrelange unbegründete und unerklärte Verschwinden des Journalisten zum Anlass, ihm am Mittwoch, dem Tag der Pressefreiheit, den 1997 ins Leben gerufenen Guillermo-Cano-Preis zu verleihen, den seine Tochter für ihn in Jakarta in Empfang nehmen wird. Guillermo Cano war ein kolumbianischer Journalist, der 1986 vor dem Sitz seiner Zeitung in Bogotá getötet wurde.

Cano und Isaak sind zwei von vielen Journalisten, die für die Ausübung ihres Berufs hohe oder die höchsten Preise gezahlt haben. Sie haben in Diktaturen, den Angstmachersystemen schlechthin, einen Mut bewiesen, den es in funktionierenden Demokratien nicht braucht. In denen riskiert in der Regel niemand seine Freiheit, sein Leben, der Informationen veröffentlicht, die für die Mächtigen unangenehm sind. Die neuerdings üblichen Beschimpfungen und Unterstellungen sind da doch vergleichsweise unbedeutend.

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