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Positive Effekte. Kaffee kann gut für Gesundheit und Wohlbefinden wirken. Nur für bestimmte Menschen ist er gefährlich.

© dpa

Studie: Potsdamer Forscher über Kaffeekonsum: Gut für die Leber

Mal wieder zu viel Kaffee getrunken? Keine Sorge, das kann sogar gesund sein. Denn starker Kaffeekonsum kann das Leberkrebsrisiko senken, sagen Potsdamer Forscher.

Potsdam - Neue Analysen von Potsdamer Ernährungsforschern lassen annehmen, dass starker Kaffeekonsum das Leberkrebsrisiko senken kann. Ein internationales Forscherteam um Krasimira Aleksandrova und Heiner Boeing vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) in Bergholz-Rehbrücke konnte im Blut von Studienteilnehmern Biomarker identifizieren, die erste Hinweise auf entzündungshemmende und zellschützende Mechanismen von Kaffee geben.

Andere Studien hatten bereits zuvor darauf hingedeutet, dass Menschen, die viel Kaffee trinken, im Vergleich zu Personen, die nur wenig oder keinen konsumieren, ein vermindertes Leberkrebsrisiko haben. Die Ursachen für diesen Zusammenhang sind jedoch noch nicht geklärt. Die Potsdamer Studie gibt nun erste Hinweise auf Zusammenhänge, die der beobachteten Risikobeziehung zugrunde liegen könnten. Die Forscher haben ihre Ergebnisse kürzlich in der Fachzeitschrift „American Journal of Clinical Nutrition“ veröffentlicht.

Kaffee schützt Leber vor Entzündungen und Zellschäden

Die aktuelle Untersuchung konnte im Rahmen von „EPIC“, einer der größten europäischen Langzeiternährungsstudien, belegen, dass Menschen, die täglich mehr als 600 Milliliter Kaffee trinken, also rund vier Tassen, im Vergleich zu Menschen, die weniger als 300 Milliliter trinken, ein um 75 Prozent vermindertes Risiko haben, an Leberkrebs zu erkranken. In der neuen Studie wird nun erstmals der Einfluss von 21 leberrelevanten Biomarkern auf den beobachteten Zusammenhang untersucht. So wollen die Wissenschaftler mehr über die zugrunde liegenden biologischen Mechanismen herausbekommen.

„Unsere Biomarkeranalysen sprechen dafür, dass es eine ursächliche Beziehung zwischen einem starken Kaffeekonsum und einem verminderten Leberkrebsrisiko gibt“, erklärte die Erstautorin Aleksandrova. Zudem würden sie darauf hindeuten, dass Kaffee die Leber vor Entzündungen und Zellschäden schützt und so der Krebsentstehung entgegenwirke.

Kaffeetrinken sollte keine Pflichtübung sein

Allerdings sollte man aufgrund der Ergebnisse nun nicht übermäßig viel Kaffee trinken. Kaffee ist zwar nicht so schlecht wie sein Ruf lange war. Aus gesundheitlicher Sicht spreche auch nichts dagegen, Kaffee zu trinken, wenn man ihn gut verträgt, erklärte Heiner Boeing vom DIfE. Doch sollte sich niemand durch die Studie genötigt sehen, viel Kaffee zu trinken. „Kaffeetrinken sollte Genuss und keine Pflichtübung sein“, so Boeing, der die Abteilung Epidemiologie am DIfE leitet. Und schließlich gilt auch hier, dass die Dosis das Gift macht.

Um Krankheiten wirksam vorzubeugen, komme es auf die gesamte Lebensweise an, so Boing. „Wer nicht raucht, ausreichend Gemüse, Obst und ballaststoffreiches Getreide isst, sich körperlich bewegt sowie auf ein normales Körpergewicht achtet, besitzt ein wesentlich geringeres Erkrankungsrisiko als diejenigen, die sich gegenteilig verhalten – nicht zuletzt hinsichtlich des Leberkrebsrisikos“, erklärte der Ernährungsforscher.

Koffein kann Herz-Kreislaufkrankheiten auslösen

Ob Kaffee gesund oder ungesund ist, lässt sich pauschal nicht sagen. Das in Kaffee enthaltene Koffein kann Auslöser von Herz-Kreislaufkrankheiten sein – muss es aber nicht. Denn die Menschen reagieren unterschiedlich auf den Stoff. Letztlich kommt es hier auch auf genetische Veranlagungen an. Menschen, die eine bestimmte Variation eines Koffein abbauenden Enzyms besitzen, können den Stoff nur langsam abbauen. Bei ihnen können nach Ergebnissen einer US-Studie täglich zwei bis drei Tassen Kaffee bereits zu einem um 36 Prozent erhöhten Herzinfarktrisiko führen. Im Gegensatz dazu vermindert sich das Infarktrisiko allerdings bei Menschen, die Koffein schneller abbauen – bei ein bis zwei Tassen pro Tag immerhin um 22 Prozent. Einen Test, wen das betrifft, gibt es bis dato allerdings nicht.

Grundsätzlich wirkt Koffein anregend auf das Zentralnervensystem und fördert die Konzentration. Auch eine leicht antidepressive Wirkung und eine Leistungsunfähigkeit der Skelettmuskulatur haben Forscher festgestellt. Andere Studien belegen darüber hinaus, dass Koffein die Leistungsfähigkeit von gut trainierten Sportlern vor allem im Ausdauerbereich verbessert.

Espresso ist magenfreundlicher

Auch einen Zusammenhang von Kaffee und Krebs konnte die Forschung bislang nicht feststellen. Hinzu kommt, dass Kaffee wasserlösliche Ballaststoffe enthält, die für die menschlichen Darmbakterien nützlich sein könnten. US-Studien deuten sogar darauf hin, dass Kaffeegenuss das Risiko senken kann, an dem weit verbreiteten Typ-2-Diabetes zu erkranken. Immer wieder verweisen Forscher zudem auch darauf, dass viele der positiven Effekte von Kaffee auf die darin enthaltenen Antioxidantien zurückgeführt werden können. Auch dass Kaffee den Körper übermäßig entwässert, wurde von Forschern als Mythos entlarvt.

Etwas Vorsicht ist allerdings bei der Zubereitungsart geboten. Denn gegen Filterkaffee spricht, dass die wichtigste Säure des Kaffees, die Chlorogensäure, bei normaler Röstung nur um 30 Prozent, bei starker Röstung aber um 70 Prozent abgebaut wird. Für Menschen mit empfindlichem Magen wird demnach eher Espresso empfohlen, der durch die stärkere Röstung magenfreundlicher ist.

Bleiben Acrylamid und Furane, Substanzen die bei der Röstung entstehen. Sie stehen unter Verdacht, nervenschädigend bzw. krebserregend zu sein. Während die Wirkung der Furane noch weitgehend unerforscht ist, sollte man bei Acrylamid beachten, dass man den Stoff bereits durch Backwaren, Chips und andere Lebensmittel zu sich nimmt. Der Anteil an Acrylamid hängt stark vom Bräunungsgrad der betroffenen Lebensmittel ab: Je dunkler das Produkt, desto mehr Acrylamid enthält es. „Hier kommt es auf die Gesamtaufnahme an und nicht nur auf den Kaffeekonsum“, so die Biologin Gisela Olias vom DIfE. Allgemeine Empfehlungen zur Vermeidung eines bestimmten Lebensmittels gebe es derzeit auf Grund der uneinheitlichen Datenlage aber nicht.

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