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Teures Pflaster. In Potsdam steigen die Preise für studentischen Wohnraum auf dem freien Markt. Eine Alternative sind die Wohnheime des Studentenwerks. Allerdings übersteigt hier die Nachfrage nach Plätzen das Angebot deutlich.

© Felix Kästle / dpa

Studentisches Wohnen in Potsdam: Kostspielige Lehrjahre

Studierende haben es schwer bei der Suche nach Wohnraum in Potsdam: Das Angebot ist knapp, die Miete ist höher als in anderen ostdeutschen Uni-Städten und auch bei den Wohnheimen des Studentenwerks übersteigt die Nachfrage deutlich das Angebot.

Potsdam - 500 Euro monatlich inklusive Nebenkosten für ein 18 Quadratmeter großes Zimmer in einer Wohngemeinschaft in der Potsdamer Innenstadt. 410 Euro monatlich für zwölf Quadratmeter in Potsdam-West – nutzbar bis zum Jahresende. Oder 400 Euro für 14 Quadratmeter im Plattenbau am Schlaatz – immerhin möbliert. Nur drei von derzeit 35 Angeboten, die seit September auf dem Zimmervermittlungsportal wg-gesucht.de angeboten werden. Die Zimmersuche zu Semesterbeginn kann kostspielig sein. Für den oft kleinen studentischen Geldbeutel ist das problematisch.

Den Eindruck, dass es teuer ist und teurer wird, bestätigt auch eine jüngst veröffentlichte Untersuchung: Auf Basis von mehr als 100 000 Mietinseraten für WG-Zimmer hat das Berliner Forschungsinstitut Empirica ein Ranking für 120 deutsche Hochschulstandorte erstellt – die sogenannte Empirica-Preisdatenbank. Nur in 15 Städten ist die Durchschnittsmiete für ein WG-Zimmer höher als in Potsdam. Dazu gehören neben Berlin ausschließlich Städte in den alten Bundesländern. Allerdings lagen für etwa ein Viertel der Städte keine auswertbaren Daten vor oder die Fallzahl war zu gering für eine aussagekräftige Berechnung. Dennoch kommen die Forscher in der Gesamtschau zu dem Ergebnis, dass die Angebotspreise bundesweit in den letzten vier Jahren um 23 Prozent gestiegen seien. Im Durchschnitt kostet ein unmöbliertes WG-Zimmer monatlich 345 Euro inklusive Nebenkosten.

Mieten für WG-Zimmer in Potsdam sind kräftig gestiegen

Potsdam ist teurer. 351 Euro werden der Empirica-Auswertung zufolge fällig. „Das sind 31 Prozent mehr als vier Jahre zuvor“, so Empirica-Vorstand Reiner Braun. Im Jahr 2012 kostete ein WG-Zimmer in Potsdam im Durchschnitt 268 Euro im Monat warm. Weil Durchschnittswerte nicht allein aussagekräftig sind, veröffentlicht Empirica auch die sogenannte Preisspanne. Dabei handelt es sich jeweils um den Durchschnitt aus dem billigsten und dem teuersten Viertel der Angebote. Im günstigsten Viertel liegt der Potsdamer Durchschnitt bei 286 Euro, im teuersten bei 411 Euro. Vor vier Jahren lag die Spanne noch zwischen 242 Euro und 320 Euro. Die Preise haben also kräftig angezogen.

Dass die angespannte Lage auf dem Wohnungsmarkt auch für die Potsdamer Studenten ein zunehmendes Problem ist, bemängelt auch der Asta der Universität Potsdam. „Bezahlbarer Wohnraum ist nach wie vor knapp“, so Sprecherin Jessica Obst. Die Studentenvertretung hatte schon vor zwei Jahren die Befürchtung geäußert, dass sich junge Studierende den Studienort Potsdam künftig nicht mehr leisten können. Der Asta forderte vor zwei Jahren, dass das Land beim Bau von Studentenwohnheimen nachlege. Passiert ist seitdem nicht viel.

3000 Anfragen - und nur 2322 Zimmer in Potsdam

Die Nachfrage nach Plätzen in den Wohnheimen des Studentenwerks übersteigt das Angebot deutlich. Schon Anfang Oktober gab es nach Angaben von Geschäftsführer Peter Heiß rund 3000 Anfragen für die 2322 Zimmer in Potsdam. „Demzufolge konnten wir nicht alle Interessenten mit einem Platz versorgen“, so Heiß. Gemessen an der Gesamtzahl der Studierenden konnten im Vorjahr nur etwa 9,6 Prozent der Studierenden mit Wohnraum durch das Studentenwerk versorgt werden. „In diesem Jahr wird die Versorgungsquote voraussichtlich noch niedriger ausfallen“, so Heiß. Zwar müsse man berücksichtigen, dass viele Studierende aus der Stadt und dem Umland kommen oder andere Wohnformen bevorzugen. Dennoch sei es ein viel zu geringer Prozentsatz, der sogar noch unter dem Bundesdurchschnitt von 10 Prozent liege.

Mittelfristig hofft Heiß zumindest auf etwas Abhilfe. Auf dem Unicampus in Golm sollen etwa 300 Wohnheimplätze neu gebaut werden. Das Studentenwerk rechnet für den Neubau in der Karl-Liebknecht-Straße mit Investitionskosten in Höhe von mindestens 15 Millionen Euro. Elf Millionen Euro davon übernimmt wie berichtet das Land in Form von Zuschüssen und Darlehen. Bezugsfertig wird der Neubau allerdings frühestens zum Wintersemester 2018 – also in zwei Jahren. Außerdem müssen zuvor noch drei asbestbelastete Altbauten geschliffen werden. 114 Wohnheimplätze gab es in den Plattenbauten. Sie sind bereits leergezogen und sollen noch in diesem Jahr abgerissen werden.

Private Investoren errichten Studentenwohnungen - für den größeren Geldbeutel

Mehr Neubau ist zumindest beim Studentenwerk nicht drin. „Aufgrund fehlender finanzieller Möglichkeiten gibt es keine konkreten Planungen für Neubauten“, so Heiß. Private Investoren haben in den vergangenen Jahren gleich an mehreren Stellen sogenannte Studentenwohnungen errichtet. Für den kleinen Geldbeutel ist das in der Regel aber nichts: In der Wohnanlage des Unternehmens Youniq im Bornstedter Feld geht es beispielsweise erst bei 399 Euro los.

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