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Außenansicht des Neubaus für das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie, in Golm.

© Ottmar Winter

Spitzenforschung im Grünen: Neubau für Golmer Forscher fertig

25 Jahre Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Potsdam: Die Wissenschaftler konnten pünktlich zum Jubiläum ihren neuen Erweiterungsbau einweihen

Golm - Am Mittwoch gab es für das Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie in Golm gleich zwei Gründe zum Feiern: Zum einen blickt das Institut in diesem Jahr auf sein 25. Jubiläum und zum anderen konnte es seinen lang ersehnten  Erweiterungsbau einweihen. „Nun sind wir endlich wieder alle unter einem Dach“, sagte der Geschäftsführende Direktor Ralph Bock über das Ende der Provisorien für die stark gewachsene Forschungseinrichtung.

Derzeit arbeiten rund 400 Wissenschaftler aus 39 Nationen hier, doch in den letzten Jahren hatte ein Teil davon in Container-Büros ausweichen müssen. Durch die Neubaufläche stehen dem Institut nun weitere 2500 Quadratmeter an Büro-, Labor-, IT-, Werkstatt- und Lagerflächen zur Verfügung, außerdem gibt es 2700 Quadratmeter Nutzfläche für Pflanzenanzuchtkammern und moderne Analysegeräte, die kontrollierte Klimabedingungen benötigen.

"Arbeit ist von enormer Bedeutung"

Für die Erweiterung wurde das zweiflüglige Hauptgebäude auf einer Seite verlängert und um einen Querbau ergänzt. 2016 hatten die Bauarbeiten dafür begonnen, gefördert wurde das Projekt vom Bund, von den Ländern sowie vom Land Brandenburg mit rund 18 Millionen Euro.
„Das Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie ist international hochangesehen und steht für herausragende Grundlagenforschung“, lobte Brandenburgs Wissenschaftsministerin Martina Münch in einem Grußwort. „Ihre Arbeit ist von enormer Bedeutung für Fragen der Landwirtschaft, der Ernährung und des Umweltschutzes, also Zukunftsthemen, die uns alle betreffen.“

Das Institut beschäftigt sich mit der Untersuchung von Lebensvorgängen in pflanzlichen Zellen, Geweben und Organen unter verschiedensten Umweltbedingungen. Daraus ergeben sich unter anderem Erkenntnisse, die die Qualität und Gesundheit von Lebensmitteln verbessern sollen, und für die industrielle und pharmakologische Nutzung von Pflanzen genutzt werden können. So beschäftigte sich das Institut unter anderem mit der Forschung an robusteren und ertragreicheren Maissorten oder der Gewinnung von günstigem Malaria-Impfstoff aus Pflanzen. Im deutschsprachigem Raum ist die Einrichtung führend auf seinem Gebiet: Laut einer Erhebung des Labor Journals von 2016 waren die mit Abstand meistzitierten Pflanzenforscher in wissenschaftlichen Papieren Mitarbeiter des Max Planck-Instituts.

Beginn auf der Wiese

Angefangen hatte alles auf der grünen Wiese: 1992 hatte die Max Planck-Gesellschaft die Errichtung des Instituts in Golm beschlossen, die Gründung erfolgte am ersten Januar 1994. Schon 1995 konnten die anfangs 16 Mitarbeiter ihre Arbeit aufnehmen, damals noch auf der anderen Seite der Bahntrasse, auf einem Grundstück der kurz zuvor gegründeten Universität Potsdam. Doch dies war nur ein Übergangsquartier: 1999 entstand ein rund 7000 Quadratmeter umfassender Neubau am heutigen Standort, der jedoch dem Wachstum der erfolgreichen Forschungseinrichtung nicht entsprach: „Schon damals stellte die Institutsleitung fest, dass das Gebäude nicht ausreicht und beantragten einen Erweiterungsbau“, sagte Susanne Mellinghoff von der Max Planck-Gesellschaft. Bis es soweit war, wurden 2005 Bürocontainer auf dem Gelände aufgestellt, die von den Mitarbeitern nur als „Box“ bezeichnet wurden. „Das Institut war Opfer seines eigenen Erfolgs geworden und platze aus allen Nähten“, sagte Ralph Bock.

Trotzdem wirkte der Wissenschaftspark, der heute Brandenburgs größter Forschungsstandort ist, damals noch recht provinziell: „Die Reise von Berlin nach Golm, einem kleinen Dorf in der Nähe von Potsdam, ist eine 90-minütige Zugfahrt zum Ende der Welt. [...] Schaut man außerhalb Potsdams aus dem Zugfenster, so erblickt man landwirtschaftliche Flächen, soweit das Auge reicht, bis, ja bis unvermittelt ein hochmodernes Glasgebäude aus dem Nebel aufragt“, hieß es 2005 in einem Bericht des renommierten Wissenschafts-Journals Nature. Vielleicht förderte die ländliche Umgebung die Kreativität der Forscher: Immerhin haben sich bislang fünf Unternehmen aus dem Institut ausgegründet, darunter Firmen wie PlantTec (1996), Metanomics (1998) oder Targenomix (2013). Doch so innovativ und erfolgreich das Institut war, ein Forschungsbereich war anfangs vernachlässigt worden: Die Bioinformatik. Durch Pflanzen-Experimente mit immer besseren Methoden  entstanden Unmengen an Daten, die nur mit viel Rechnerleistung ausgewertet werden konnten. „Bioinformatik spielte zu Beginn im Institut keine Rolle – das war eine Fehleinschätzung“, sagte Gründungsdirektor Lothar Willmitzer.

Das Institut war das erste der heute drei Max Planck-Institute, die im Wissenschaftspark Golm eingerichtet wurden. Der 1999 errichtete Max Planck-Campus für alle drei Institute kostete damals 150 Millionen D-Mark, es war das bis dahin größte Bauvorhaben der Max-Planck-Gesellschaft. Und auch die Kollegen brauchten bald mehr Platz: 2007 bekam das Institut für Gravitationsphysik seinen Anbau und 2015 wurde das Institut für Kolloid- und Grenzflächenforschung erweitert.

Damit sind die Institute zusammen mit ihren Nachbarn gewachsen: Heute arbeiten rund 3500 Wissenschaftler im Wissenschaftspark, auf dem Golmer Campus der Universität Potsdam studieren mehr als 9000 Studierende. Zwischen der Uni und dem Max-Planck-Institut für Molekulare Pflanzenphysiologie gibt es seit langem Verbindungen: „Viele unserer Studierenden arbeiten als wissenschaftliche Hilfskräfte im Institut“, sagte Robert Seckler, Vizepräsident der Uni Potsdam. Und der wissenschaftliche Austausch geht in beide Richtungen: „Molekulare Pflanzenphysiologie ist mittlerweile zu einem Schwerpunkt der biologischen Forschung an der Uni Potsdam geworden“, so Seckler.

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