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Die Website breitbartnews.de leitet weiter auf die Seite „Hooligans gegen Satzbau“, die sich gegen Rechtsextremismus einsetzt.

© Tsp

Rechtes Online-Medium: Berliner sichert sich deutsche Domain von "Breitbart News"

Ein Netzaktivist aus Berlin kämpft gegen die Expansionspläne von „Breitbart News“. Auch in anderen Ländern formiert sich der Widerstand gegen das rechte Online-Medium aus den USA.

In Europa formiert sich der Widerstand gegen das rechtsextreme US-Magazin „Breitbart News“. Das Hofmedium des US-Präsidenten Donald Trump hatte kurz nach dessen Wahl angekündigt, Ableger in Deutschland und Frankreich eröffnen zu wollen. Seitdem ist noch nichts Näheres bekannt geworden. Einige Netzaktivisten haben bereits vorgesorgt und wehren sich gegen „Breitbart“. Unter anderem ein junger Berliner: „Ich war entsetzt über das US-Wahlergebnis“, sagt Maximilian, der in Berlin als Fotograf arbeitet und seinen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte. Als er von „Breitbarts“ Expansionsplänen erfuhr, wollte er etwas dagegen unternehmen. Also suchte er im Netz nach der Adresse www.breitbartnews.de. Die Seite existierte nicht. Etwa eine Stunde später hatte er die Domain gekauft – und nahm „Breitbart“ damit die Webadresse weg.

Der Kauf ging schnell und kostete nicht mehr als zehn Euro im Jahr. Auch wenn die Domain den echten „Breitbart“-Machern viel Geld wert sein könnte, will Maximilian sie nicht verkaufen. Der Besitz der Adresse allein reichte ihm nicht. „Ich wollte etwas gegen rechts machen“, sagt er. Also leitete Maximilian breitbartnews.de auf die Seite „Hooligans gegen Satzbau“, kurz „Hogesa“, um, die sich im Netz gegen Rechtsextremismus einsetzt.

Mit Satire gegen Fake News

Durch eine Medienanfrage erfuhren die Macher von „Hogesa“ von der Umleitung auf ihre Seite. Zwei Monate lang hatte niemand bemerkt, dass „Breitbart Deutschland“ gekapert wurde. „Nachdem wir davon wussten, sind wir mit dem Seiteninhaber in Kontakt getreten“, heißt es bei „Hogesa“. Auch hier möchte man nicht mit echtem Namen genannt werden. In ihren Beiträgen weisen „Hogesa“ satirisch auf Fake News und Rechtschreibfehler in Hass-Postings hin, nehmen die Facebook-Posts von Lutz Bachmann und Pegida auf die Schippe. Auf Facebook hat die Seite 150 000 Likes. „Hogesa“ finanziert sich mit Spenden. Die beiden Organisatoren stellen sich auf ihrer Seite als „ein Online-Nachhilfeinstitut für meinungsmanipulierende, aufrechtdeutsche, retronaziske und patriotische Stimmungsmacher“ vor.

Ihr Ziel sei nicht, sich über „rechtsorientierte Menschen lustig zu machen“. Man wolle stattdessen zivilgesellschaftliches Engagement fördern. „Niemand soll aus Angst aufhören, Unrecht zu kritisieren“, so die Aktivisten. Im Jahr 2016 bekamen sie dafür den „Smart Hero Award“, ein von Facebook getragener Wettbewerb, der soziales Engagement im Netz auszeichnet.

Anfang Februar machten sich die „Hooligans“ die geschenkte Domain zunutze. Gemeinsam mit den Machern von „HassHilft“, die sich gegen Hass-Postings im Netz einsetzen, gründeten sie die Facebookseite „Breitbart News Deutschland“, auf der sie sich für das „echte“ „Breitbart News“ ausgaben. Einige Medien fielen auf die Fälschung herein. Inzwischen deckte „Hogesa“ den Schwindel auf: „Ist es wirklich so leicht, Fake News in Umlauf zu bringen?“, fragen sie. „Es wurde einfach drauflosgeschrieben.“ Niemand habe nachgefragt, ob es sich wirklich um „Breitbart“ handle.

Gegen den Triumph des Bösen

„Hogesa“ und Aktivist Maximilian wollen weiter gegen rechtsextreme Seiten wie „Breitbart“ ankämpfen. Tatsächlich werden es die „Breitbart News“-Macher schwer haben, eine repräsentative Domain in Deutschland zu finden. Breitbart.de ist vergeben. Wer breitbart-news.de ansteuert, wird mit einem Zitat des Schriftstellers Edmund Burke begrüßt: „Das Böse triumphiert nur dann, wenn gute Menschen nichts tun.“ Von dort aus gelangt man auf das Projekt „Schmalbart“ des Journalisten Christoph Kappes, der einen „Breitbart“-Watchblog ins Leben gerufen hat.

Auch in Österreich kam jemand „Breitbart“ zuvor. Die Adresse breitbart.at leitet auf die Seite der Bürgerinitiative „Ehe Gleich!“ um, die sich für die gleichgeschlechtliche Ehe einsetzt. In der Schweiz hat man sich ebenfalls vorbereitet: „Breitbart Schweiz – Neues aus dem Land der breitesten Bärte“ titelt breitbart.ch und teilt Videos mit Trump-Satiren. Eine Möglichkeit bleibt den „Breitbart News“-Betreibern noch. Ableger in Jerusalem und London laufen unter sogenannten URL-Erweiterungen, also unter breitbart.com/jerusalem und breitbart.com/london.

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