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Land unter. El Niño kann Überflutungen in Südamerika auslösen. F

© AFP/E. Benavides

Potsdamer Wissenschaftler: Forscher warnen vor El Niño 2020

Eine neue Prognosemethode sieht eine Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent dafür, dass das zerstörerische Wetterextrem im kommenden Jahr eintritt.

Potsdam - Potsdamer Forscher erwarten, dass das Wetterphänomen El Niño wahrscheinlich zum Jahresende 2020 in der Pazifikregion wieder auftreten wird. Das alle paar Jahre in unregelmäßigen Abständen auftretende Phänomen wird von wärmeren Wassertemperaturen im tropischen Pazifik ausgelöst. In der Folge verschieben sich aufgrund von veränderten Luft- und Meeresströmungen weltweit Wetterbedingungen. El Niño kann Überflutungen in Südamerika, Dürren in Australien und Missernten in Indien auslösen.

Das verwendete Modell erlaube die Vorhersage, dass mit einer Wahrscheinlichkeit von 80 Prozent El Niño im kommenden Jahr erneut auftreten werde, schreiben die Forscher um Josef Ludescher vom Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK). An dem Projekt sind auch Forscher der Justus-Liebig-Universität Gießen (JLU) und der Bar-Ilan Universität in Ramat Gan (Israel) beteiligt.

Ziemlich signifikante Wahrscheinlichkeit

Die Prognose beruht auf einem Algorithmus, mit dem die Lufttemperaturen im Pazifikraum analysiert werden. Damit sei eine Vorhersage deutlich früher möglich, so die Wissenschaftler. Bereits die beiden letzten El-Niño-Ereignisse habe man so mit längerem Vorlauf korrekt prognostizieren können. Die üblicherweise verwendeten Vorhersage-Modelle sehen aktuell noch keine Anzeichen für El-Niño. Die konventionellen Methoden seien nicht zu einer verlässlichen El-Niño-Prognose in der Lage, die mehr als sechs Monate im Voraus gelte, so die Forscher. Die neue Methode hingegen könne die bisherige Vorwarnzeit in etwa verdoppeln.

Der Gründungsdirektor des PIK, Hans Joachim Schellnhuber, der an der Untersuchung beteiligt ist erklärt zu dem Verfahren: „Diese geschickte Kombination aus Messwerten und Mathematik ermöglicht uns einzigartige Einsichten – und diese stellen wir den betroffenen Menschen zur Verfügung.“ Schellnhuber  weist darauf hin, dass auch die neue Methode selbstverständlich keine hundertprozentige Sicherheit bietet: „Die Wahrscheinlichkeit, dass ‚El Niño‘ 2020 kommt, liegt bei etwa 80 Prozent. Aber das ist ziemlich signifikant.“

Leere Fischernetze und sturzbachartige Regenfälle

Eine frühere Prognose kann Landwirten in Südamerika, Asien und Australien helfen, sich auf die möglichen Folgen besser vorzubereiten. Mit einer Vorwarnzeit von bislang höchstens einem halben Jahr sind die Menschen in den Tropen und Subtropen in unregelmäßigen Abständen um die Weihnachtszeit herum schlecht vorbereitet mit den verheerenden Folgen von El Niño (spanisch für Christkind) konfrontiert - leere Fischernetze und sturzbachartige Regenfälle in Peru sowie ausgedehnte Dürreperioden in Teilen Südamerikas, Indonesiens, Australiens und Afrikas. Klimaforscher bringen das Phänomen auch mit einer allgemein höheren globalen Durchschnittstemperartur in El-Niño-Jahren in Verbindung.  

Die neue Methode mit der nun die aktuelle Prognose getroffen wurde, war erstmals 2013 in einem Artikel der „Proceedings of the National Academy of Sciences“ publiziert worden. Die Forscher nutzen für ihre Untersuchungen ein Netzwerk aus atmosphärischen Temperaturdaten im tropischen Pazifik, das aus 14 Gitterpunkten im äquatorialen El Niño-Kerngebiet und 193 Punkten im Pazifikraum außerhalb dieses Kerngebietes besteht.

Künftig auch Stärke und Länge vorhersagen

Die Physiker hatten herausgefunden, dass schon im Jahr vor dem Ausbruch des El-Niño-Phänomens die Fernwirkung zwischen den Lufttemperaturen inner- und außerhalb des Kerngebiets deutlich zunimmt. Diesen Effekt haben die Wissenschaftler für die Optimierung des Prognose-Algorithmus genutzt. 

Aktuell ist das Team dabei, den Algorithmus zu erweitern, um künftig auch Aussagen über die Stärke und Länge des Wetterphänomens treffen zu können.

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