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Mehrere Tage besuchen die Projektteilnehmer die Gedenkstätte in Auschwitz.

© Armin Weigel/dpa

Potsdamer Rabbiner begleitet Bildungsprojekt: Interreligiöse Reise nach Auschwitz

25 junge Juden und Muslime sind am Dienstag gemeinsam zu einer Bildungsfahrt nach Auschwitz aufgebrochen.

Der Rektor des Potsdamer Abraham-Geiger-Kollegs der Universität Potsdam, Walter Homolka, begleitet ein Projekt mit Vorbildcharakter: 25 junge Juden und Muslime sind am Dienstag gemeinsam zu einer Bildungsfahrt nach Auschwitz aufgebrochen. „Das Miteinander von Juden und Muslimen in Deutschland muss gelingen“, formulierten Homolka und der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime, Aiman Mazyek, im Vorfeld der Reise. Schon zuletzt hatte der Potsdamer Professor für Jüdische Religionsphilosophie gewarnt: Viele Jüdinnen und Juden „sind durch die Geflüchteten aus Ländern verunsichert, in denen ein jüdisches Feindbild vermittelt wird“.

Die Muslime, die an der Bildungsfahrt teilnehmen, sind überwiegend Flüchtlinge. „Sie stammen vor allem aus dem Irak und Syrien“, sagte ein Sprecher des Geiger-Kollegs auf Anfrage. Es gehe darum, diejenigen einzubeziehen, die nicht schon seit Generationen in Deutschland leben. Solche Projekte sind es, die der Vorsitzende des Zentralrats der Juden, Josef Schuster, im Frühjahr gefordert hatte. Es sei wichtig, neben der Vermittlung der westlichen Werte wie der Gleichberechtigung zwischen Frau und Mann, „antisemitische Einstellungen in den Integrationskursen zu einem zentralen Thema zu machen“, hatte Schuster damals gesagt. Zeitlich begrenzte Integrationskurse könnten keine Wunder bewirken. „Aber vielleicht ließe es sich einrichten, dass Kursteilnehmer eine KZ-Gedenkstätte oder ein jüdisches Museum besuchen“, hatte Schuster gesagt.

Der Potsdamer Rabbiner Homolka begleitet das Projekt in seiner Funktion als Vorsitzender der Union progressiver Juden in Deutschland. Die Teilnehmer der Reise werden noch bis zum morgigen Donnerstag in Polen sein und unter anderem Auschwitz-Birkenau sowie das Stammlager besuchen. Zum Abschluss findet eine Gedenkveranstaltung statt, an der auch die Ministerpräsidenten von Schleswig-Holstein, Daniel Günther (CDU), und Thüringen, Bodo Ramelow (Linke), teilnehmen werden. Während der Gedenkzeromonie ist auch eine Ansprache des 90-jährigen Rabbiners Henry G. Brandt geplant, der als Jugendlicher selbst mit seiner Familie vor den Nationalsozialisten fliehen musste – ins damalige Palästina. Für seine Bemühungen unter anderem um den interreligiösen Dialog war Brandt 2008 vom damaligen Bundespräsidenten Horst Köhler der Verdienstorden der Bundesrepublik verliehen worden.

Mazyek sagte vor der Reise: „Als Deutsche und Muslime haben wir gegenüber der deutschen Geschichte eine Verantwortung. Der stellen wir uns.“ Dabei sei der Glaube richtungsweisend, „der jede Form des Antisemitismus, des Rassismus und der Menschenfeindlichkeit verabscheut und bekämpft“, so der Vorsitzende des Zentralrats der Muslime. René Garzke

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