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Potsdamer Klimaforscher zur Weltklimakonferenz: Über Symbolpolitik hinauskommen

Nach Einschätzung von Politikern und Diplomaten hatte die am Samstag zu Ende gegangene Bonner Weltklimakonferenz bewiesen, dass der „Geist von Paris“ auch nach dem angekündigten Ausstieg der USA noch lebendig ist. Potsdamer Klimaforscher sind da nicht so optimistisch.

Potsdam - „Die Welt steckt in der Kohlefalle – und die UN-Klimakonferenz hat daran nichts geändert“, sagte der Chef-Ökonom des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK), Ottmar Edenhofer. Auf der einen Seite drücke die schiere Masse des verfügbaren billigen Brennstoffs, „der die Welt aber teuer zu stehen kommen wird“.

Auf der anderen Seite würden die Emissionen aus den fossilen Brennstoffen drücken, mit Klimarisiken und Gesundheitsgefahren. „Aus dieser Kohlefalle muss sich die Menschheit befreien, wenn sie die Kosten des Klimawandels begrenzen will“, so Edenhofer, der auch Direktor des Mercator Research Institute on Global Commons and Climate Change (MCC) in Berlin ist.

Raus aus der Kohle als einziger Weg

Dazu sollte die Europäische Union bereits im kommenden Jahr als Pionier mit einem Mindestpreis für das Treibhausgas Kohlendioxid (CO2) beginnen. Zudem sollte Deutschland noch in dieser Wahlperiode des Bundestags die Energiebesteuerung sozialverträglich ändern. „Derzeit werden sauberer Strom und halbwegs sauberes Gas ökonomisch absurd höher besteuert als die schmutzige Braunkohle“, sagte Edenhofer. „Wir müssen einfach raus aus der Kohle, wir brauchen eine Reform des Emissionshandels und der Energiesteuern.“ Das sei letztlich auch gut für unsere Wirtschaft. Ein Umbau unseres Energiesystems biete große Modernisierungschancen – von der Stromproduktion aus Sonne und Wind über smarte Netze und Speicher bis hin zur Digitalisierung der Haushalte.

Lob für die Symbolik des Klimagipfels

PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber lobte die starken Symbolik des Bonner Klimagipfels: Deutschland habe mit und für Fidschi den Klimagipfel organisiert: „Ein reiches Land für ein armes, ein Land mit einer großen Verantwortung für den Ausstoß von Treibhausgasen in der Vergangenheit für ein Land, das an der Erderwärmung nicht schuld ist.“ Ein Land aber, das durch den Klimawandel wortwörtlich vom Untergang bedroht ist, weil der Meeresspiegel steige.

„Damit dies aber nicht bloße Symbolpolitik bleibt, muss Deutschland jetzt auch wirklich seine CO2-Emissionen schnell und stark senken“, forderte Schellnhuber, der auch Mitglied des Wissenschaftlichen Beirats Globale Umweltveränderungen der Bundesregierung (WBGU) ist. „Den Betroffenen des Klimawandels auf der Bühne zu applaudieren und dann aber weiter ungehemmt Kohle zu verbrennen, wäre wirklich verlogen“, so der Potsdamer Forscher, der Vorsitzender des „High Level Panel on Decarbonisation Pathways“ der Europäischen Kommission ist. Kix

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