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Das „Haus im Wald“ der Klimaforscher auf dem Telegrafenberg ist energieneutral, die Fassade aus Lindenholz.

© Lutz Hannemann

Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung: Der Supercomputer heizt

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat einen neuen Dienstsitz auf dem Telegrafenberg. Nun wurde das besondere Forschungsgebäude eingeweiht.

Potsdam – Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) hat eine neue Herberge. Am gestrigen Montag feierten die Wissenschaftler auf dem Telegrafenberg die Einweihung ihres neuen Forschungsgebäudes. Der moderne Neubau in Form eines dreiblättrigen Kleeblattes bietet künftig Platz für rund 200 Mitarbeiter des PIK. Es ist klimaneutral und liegt eingebettet in das historische Parkgelände. Die Verkleidung besteht aus geflämmtem Lindenholz, die umstehenden Bäume können fast aus den Fenstern heraus berührt werden. „Es verschwindet im Wald“, sagte PIK-Sprecher Jonas Viering den PNN.

Er sei gefragt worden, warum es kein vierblättriges Kleeblatt geworden sei, sagte PIK-Direktor Hans Joachim Schellnhuber in seiner Eröffnungsrede. „Weil dafür das Geld nicht gereicht hat“, sagte der 65-Jährige. Er freue sich auf den schönen Campus, da nun nicht mehr einzelne Arbeitsgruppen an mehreren Standorten in Potsdam verstreut seien. Und er hoffe, dass das PIK weiter „ein klein wenig dazu beitragen kann, dass die Welt sich auf eine nachhaltige Zukunft zubewegt“, sagte Schellnhuber, der den Beirat der schwarz-roten Bundesregierung zu globalen Umweltveränderungen leitet.

Fünf Millionen für einen Supercomputer

Brandenburgs Forschungsministerin Sabine Kunst (SPD) wies darauf hin, dass rund fünf Millionen Euro in den Bau eines Supercomputers investiert worden seien. Dessen Abluft könne das gesamte Gebäude heizen. Solche Verbundlösungen seien der richtige Weg, um künftig Energie zu sparen. Der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesbildungsministerium, Stefan Müller (CSU), ergänzte, dass es wichtig sei, dass die Klimaforschung gute Arbeitsbedingungen habe. „Es war die Wissenschaft, die den Klimawandel auf die politische Agenda gesetzt hat“, sagte Müller. Und es werde die Wissenschaft sein, die notwendige Maßnahmen einzuschätzen wisse.

Der Neubau mit einer Nutzfläche von 6500 Quadratmetern wurde in den vergangenen drei Jahren inmitten einer kleinen Lichtung errichtet und ist nur wenige Meter von weltberühmten Potsdamer Forschungsgebäuden wie dem Einsteinturm oder dem kaiserlich astrophysikalischen Observatorium entfernt. Er liegt an einem Hang, die Holzfassade und die Kleeblattform lassen es trotz seiner Größe weniger wuchtig wirken.

Orte der Begegnung

Das „Haus im Wald“ habe eine organische Form, sagte der Architekt Stefan Tebroke. Ziel sei es gewesen, auch die Flure nutzbar zu machen. So gebe es überall Sitzecken und andere Orte der Begegnung. Die einzelnen Abteilungen seien als Denkerzellen angelegt, die aber immer wieder nach außen kommunizieren könnten. Die drei Flügel des Hauses tragen die Bezeichnung Sonne, Himmel und Erde mit den entsprechenden Farben Gelb, Blau und Rot. So ist auch die Farbgebung als Orientierungshilfe und Leitsystem. Finanziert wurde der 20 Millionen Euro teure Bau aus Bundes- und Landesmitteln. Damit ist das „Haus im Wald“ teurer geworden als geplant. Vor drei Jahren war noch mit Kosten von 17 Millionen Euro gerechnet worden.

Für die Dämmung der Außenwände wurden den Angaben zufolge verschiedene Methoden und Materialien verwendet, deren Effizienz über Jahre hinweg in einem Forschungsprojekt der Technischen Universität Dresden beobachtet werden soll. Im Untergeschoss befindet sich der Hochleistungsrechner, der 212 Billionen Rechnenoperationen pro Sekunde (Teraflop) durchführen kann. Damit schafft er rund sechs bis neunmal mehr Simulationsabläufe als der bisherige Großcomputer des PIK. Der 4,4 Millionen Euro teure Rechner wurde aus Mitteln des Europäischen Fonds für Regionale Entwicklung (EFRE) finanziert.

Der Telegrafenberg ist ein knapp 100 Meter hoher Hügel unweit des Hauptbahnhofes. Bereits im 19. Jahrhundert wurden dort mehrere Observatorien errichtet, die auch heute noch in Betrieb sind. In den 1920er-Jahren wurde hier der Einsteinturm gebaut, ein Sonnenobservatorium, mit dem die Relativitätstheorie experimentell überprüft werden sollte.

Stefan Engelbrecht

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