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Polarstern-Expedition: Eisscholle für Polardrift gefunden

Die Polarstern-Expedition unter der Führung des Potsdamer AWI-Forschers Markus Rex hat eine Eisscholle für den Drift durch die Arktis gefunden. Was es aus dem ewigen Eis Neues gibt. 

Potsdam/Antarktis - Kurz vor Einbruch der Polarnacht hat das deutsche Forschungsschiff „Polarstern“ eine geeignete Eisscholle für seine Expedition durch die Arktis gefunden. An der etwa 2,5 mal 3,5 Kilometer großen Scholle lasse sich der Eisbrecher im Rahmen der Arktis-Expedition MOSAiC festfrieren, teilte das Alfred-Wegener-Institut (AWI) für Polar- und Meeresforschung mit. Ein Jahr lang soll die „Polarstern“ unter Leitung des Potsdamer AWI-Forschers Markus Rex mit dem Meereis durch die zentrale Arktis driften. Auf der Forschungsreise werden 300 Wissenschaftler aus 17 Ländern schichtweise an Bord arbeiten und das Klimasystem der Zentralarktis erforschen. 

Insgesamt 16 Schollen erkundigt

Seit dem Aufbruch am 20. September von Tromsö in Norwegen war die Suche nach einer geeigneten Scholle die wichtigste Aufgabe für die Forscher gewesen. Neben der „Polarstern“ war der russische Eisbrecher „Akademik Fjodorow“ beteiligt. Satellitenfotos von 16 Schollen wurden ausgewertet, Hubschrauber stiegen zu Erkundungen auf. Ein Problem war laut AWI, dass es nach dem warmen Sommer kaum genügend große und stabile Eisschollen in der Region gab. „Es ist nicht die perfekte, aber die beste Scholle in diesem Bereich der Arktis“, sagte Markus Rex, als die Entscheidung gefallen war.

Die leicht eiförmige Insel aus Eis habe einen ungewöhnlich stabilen Bereich, der das Forschungscamp zuverlässig tragen könne. Die Position der Eisscholle lag Anfang Oktober bei 85 Grad Nord und 137 Grad Ost, gut 550 Kilometer vom Nordpol entfernt. Das nächste erreichbare Land ist die Inselgruppe Sewernaja Semlja vor der Küste Russlands. Im Winter wird sich das Eis vom Nordpol her ausdehnen und die Scholle mit der „Polarstern“ einschließen.

Die Suche nach der Scholle war ein Wettlauf mit der Zeit, sie endete genau mit dem Einsetzen der Polarnacht in der Region. „Wir sind sehr gut im Zeitplan“, so AWI-Sprecherin Folke Mehrtens. Zu Fuß haben die Forscher ihre Scholle schon seit dem 28. September erkundet – begleitet von Eisbärwachen. Sie fanden im Norden einen Bereich mit meterdickem, sehr stabilem Eis, den sie die „Festung“ tauften. Dort soll das Forschungscamp stehen. Rex hofft, dass sich die Scholle bewährt. „Ob sie die Stabilität besitzt, die jetzt heraufziehenden Herbststürme zu überstehen, wird sich zeigen. Wir sind auf alle Eventualitäten vorbereitet“, sagte er. Auf der Expedition wollen die Forscher Daten dazu sammeln, wie Atmosphäre, Ozean und Meereis aufeinander einwirken. Die Polarregion gilt als wichtige Wetterküche. Extremwetterlagen in Europa und Nordamerika, Kälteeinbrüche im Winter und Dürreperioden im Sommer, hängen mit Veränderungen in der Arktis zusammen.

Friedemann Kohler

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