zum Hauptinhalt
Balkan-Schneeglöckchen. Bis in die Türkei und Ukraine heimisch.

© Neeltje Schilling

PNN-Serie: Pflanze des Monats: Die Lieblinge von Loki Schmidt

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor. Dieses Mal: Das Schneeglöckchen.

Potsdam - Hannelore Glaser liebte Pflanzen schon als kleines Kind. Das dritte Wort, was sie nach „Mama“ und „Papa“ sprechen konnte, war angeblich bereits ein Pflanzenname. 1940 wurde sie mit nur 21 Jahren Lehrerin, in ihrem Lieblingsfach Biologie. Ein „richtiges“ wissenschaftliches Studium, das sie auch gereizt hätte, konnte sie sich finanziell nicht leisten, da sie aus einfachen Verhältnissen stammte.

Nach ihrer Lieblingsblume gefragt, pflegte sie zurückzufragen: „Zu welcher Jahreszeit denn?“ Denn zu jeder Jahreszeit hatte sie eine andere, beginnend mit den Schneeglöckchen im späten Winter, die aus ihren unterirdischen Zwiebeln manchmal schon treiben, wenn noch Schnee liegt.

In Gärten findet man oft das Gewöhnliche Schneeglöckchen

21 Arten werden heute unterschieden. In Gärten trifft man am häufigsten das Gewöhnliche Schneeglöckchen (Galanthus nivalis), eine Art mit großem natürlichem Verbreitungsgebiet von den Pyrenäen bis nach Osteuropa. Fast alle anderen Arten verteilen sich auf ziemlich kleine Areale rund ums Schwarze Meer bis nach Iran und Syrien.

Am zweithäufigsten kultiviert wird das Balkan-Schneeglöckchen (Galanthus elwesii), das ebenfalls recht weit verbreitet ist, von Bulgarien und der Ukraine bis in die südliche Türkei. Man erkennt es an seinen stark graugrünen, ziemlich breiten Blättern und zwei grünen Flecken statt nur einem auf den inneren Blütenblättern.

Schneeglöckchen-Alkaloid Galantamin wird gegen Demenz verwendet

Schneeglöckchen sind giftig, sie enthalten zahlreiche Alkaloide. Bemerkenswert ist das Schneeglöckchen-Alkaloid Galantamin, das seit einiger Zeit als Medikament gegen Demenz verwendet wird, etwa in der Alzheimer-Therapie. Es wirkt auf die Signalübertragung zwischen den Nervenzellen und eignet sich damit auch zur Behandlung der Opfer von Giftgasangriffen.

Hannelore „Loki“ Glaser heiratete 1942 den Soldaten Helmut Schmidt, der später einige Jahre lang Kanzler der Bundesrepublik Deutschland war. Ihre dadurch erlangte (und als Gattin des Kanzlers mit sehr viel Arbeit verbundene) Prominenz, später auch die Vortragshonorare des Gemahls, nutzte sie zur Gründung einer Stiftung, die inzwischen „Loki Schmidt Stiftung“ heißt und sich für den Schutz natürlicher Lebensräume und wildlebender Pflanzen einsetzt. Seit 1980 propagiert die Stiftung auch die jeweilige „Blume des Jahres“. Das ist in diesem Jahr die Besenheide (Calluna vulgaris), auf die wir im September zurückkommen werden.

Michael Burkart

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false