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Der Schattenriss eines Wissenschaftlers vor einer Visualisierung von Gravitationswellen am Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik (Albert Einstein Institut) in der Leibniz Universität in Hannover.

© dpa/ Julian Stratenschulte

Physik-Nobelpreis für Nachweis der Gravitationswellen: Potsdamer Forscher freuen sich mit

Viele Experten hatten bereits im vergangenen Jahr auf einen Physik-Nobelpreis für die Gravitationswellen-Forscher getippt. Auch Potsdamer Forscher waren an dem Nachweis beteiligt.

Potsdam/Stockholm - Potsdamer Forscher können sich über den Gewinn des diesjährigen Physik-Nobelpreises mitfreuen. Denn Forscher vom Potsdamer Max-Planck-Institut für Gravitationsphysik waren am Nachweis der sogenannten Gravitationswellen beteiligt, für den am heutigen Dienstg die drei US-Forscher Rainer Weiss, Barry Barish und Kip Thorne ausgezeichnet wurden. Es war der erste direkten Nachweis im All entstehender Gravitationswellen. Das teilte die Königlich-Schwedische Akademie der Wissenschaften am Dienstag in Stockholm mit. Die höchste Auszeichnung für Physiker ist mit umgerechnet etwa 940 000 Euro (9 Millionen Schwedischen Kronen) dotiert. Weiss ist gebürtiger Deutscher. Er erhält die Hälfte des Preisgeldes, Barish und Thorne teilen sich die andere.

„Jeder der Preisträger von 2017 war mit seinem Enthusiasmus und seiner Entschlossenheit von unschätzbarem Wert für den Erfolg des Ligo“, hieß es von den Juroren. „Die Pioniere Rainer Weiss und Kip Thorne haben zusammen mit Barry Barish - dem Forscher, der das Projekt vollendete - gewährleistet, dass vier Jahrzehnte der Forschung darin mündeten, dass schließlich Gravitationswellen beobachtet werden konnten.“

Der Physiker Albert Einstein hatte die Gravitationswellen vor 100 Jahren mit seiner Relativitätstheorie beschrieben. Sie entstehen, wenn Massen beschleunigt werden - etwa bei der Explosion von Sternen am Ende ihrer Lebenszeit oder beim Verschmelzen zweier Schwarzer Löcher. Forscher hatten jahrzehntelang einen Nachweis versucht. Erstmals gelungen war er im September 2015.

Glückwünsche aus der Brandenburger Politik

Ministerpräsident Dietmar Woidke, Wissenschaftsministerin Martina Münch und der Potsdamer Oberbürgermeister Jann Jakobs gratulieren dem Institut und insbesondere den erfolgreichen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern zu diesem herausragenden Erfolg und verweisen auf die Forschungs- und Innovationsstärke der Brandenburger Wissenschaftseinrichtungen.

Die US-Physiker Kip Thorne und Rainer Weiss entwickelten seit den 70er Jahren die grundlegende Technik, mit der die Wellen gemessen wurden. Barry Barish perfektionierte die Technologie. Forscher wollen die Gravitationswellen nutzen, um mehr im All zu erspähen als je zuvor. „Vor 400 Jahren hat Galileo ein Teleskop auf den Himmel gerichtet. Ich glaube, wir tun heute etwas ähnlich Wichtiges. Wir eröffnen eine neue Ära“, hatte Ligo-Direktor David Reitze nach dem ersten Nachweis gesagt.

1993 gab es schon einmal einen Physik-Nobelpreis für einen - allerdings nur indirekten - Nachweis von Gravitationswellen: Die US-Astronomen Joseph Taylor und Russell Hulse hatten 1974 zwei einander umkreisende Neutronensterne beobachtet. Ihre Umlaufzeit nimmt langsam ab, was sich exakt mit dem Energieverlust durch Gravitationswellen erklären lässt.

Am Montag war waren die US-Forscher Jeffrey Hall, Michael Rosbash und Michael Young als diesjährige Nobelpreisträger für Medizin benannt worden. Sie hatten die Funktion und Kontrolle der Inneren Uhr entschlüsselt.

Preise werden im Dezember übergeben

Am Mittwoch werden die Träger des Chemie-Nobelpreises verkündet. Am Donnerstag folgt die Bekanntgabe des diesjährigen Nobelpreisträgers für Literatur und am Freitag die des Friedensnobelpreisträgers. Am kommenden Montag ist dann die Wirtschaft dran. Die feierliche Überreichung der Auszeichnungen findet traditionsgemäß am 10. Dezember statt, dem Todestag des Preisstifters Alfred Nobel.

Im vergangenen Jahr hatten die gebürtigen Briten David Thouless, Duncan Haldane und Michael Kosterlitz den Nobelpreis für Physik erhalten. Sie hatten exotische Materiezustände beschrieben, die für die Entwicklung von Quantencomputern und neuen Materialien wichtig sein könnten.

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