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Schon seit Oktober 2019 wüten die Buschbrände in Australien. 

© Robert Oerlemans/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Pflanze des Monats: Wenn selbst Feuerbäume leiden

Australiens Grasbäume sind eigentlich feuerfest. Doch bei dem gegenwärtigen Ausmaß der Buschfeuer sind selbst sie in Gefahr.  

Im Botanischen Garten der Uni Potsdam wachsen exotische und heimische Pflanzen. In den PNN stellt Kustos Michael Burkart jeden Monat eine von ihnen vor.

Australien gilt als der trockenste aller Kontinente. Dazu kommen teilweise äußerst nährstoffarme Böden. Dies hat zusammen mit der langen erdgeschichtlichen Isolation zur Ausbildung einer ganz eigentümlichen Tier- und Pflanzenwelt geführt. Das Auftreten von Buschbränden ist in Trockengebieten ein natürlicher Vorgang, und hier vorkommende Tier- und Pflanzenarten haben vielfach Anpassungen daran entwickelt. Die gegenwärtig in Australien wütenden Feuersbrünste sind allerdings auch für den Trockenkontinent extrem. Sehr geringe Niederschläge haben das Land weithin austrocknen lassen und ungewöhnlich hohe Temperaturen – derzeit ist dort Sommer – sowie kräftige Winde heizen die Brände weiter an. All diese Vorgänge werden als Teil des weltweiten Klimawandels gesehen; selbst die konservative australische Regierung tut sich zunehmend schwer, diesen Zusammenhang abzustreiten.

Neuaustrieb nach einem Feuer

Grasbäume gibt es nur in Australien und sie sind an Feuer gewöhnt. Indirekt profitieren sie sogar davon, indem weniger gut geschützte Konkurrenzarten den Flammen zum Opfer fallen, während sie selbst nur die Blätter einbüßen. Die gegen Hitze abgeschirmten Triebspitzen ermöglichen nach dem Brand einen Neuaustrieb. Die Triebe sind sehr dick, was die Isolation gegen Hitze begünstigt, und verzweigen sich nur wenig. Insgesamt knapp 30 unterschiedliche Arten kommen vor. Sie alle haben sehr lange und dünne Blätter, die schopfartig an den Triebenden stehen. Die winzigen Blüten bilden einen Kolben, der an einem meterlangen Schaft kerzengerade in die Höhe gereckt wird.

Der Schaft des Grasbaums reckt sich meterlang in die Höhe.
Der Schaft des Grasbaums reckt sich meterlang in die Höhe.

© Michael Burkart/UP

Die Blütenbildung wird durch Feuer angeregt

Der Südliche Grasbaum (Xanthorrhoea australis) wächst sehr langsam, denn er ist an nährstoffarme Böden angepasst. In der Natur wurden Wachstumsraten von maximal drei Zentimeter pro Jahr gefunden und die ältesten Pflanzen werden auf mehrere Hundert Jahre Alter geschätzt. Ihre brandgeschwärzten Stämme haben der Art den Namen „Black Boy“ eingetragen; nach einem Buschfeuer sind gewöhnlich sie es, die als erste wieder austreiben, und auch die Blütenbildung wird durch Feuer angeregt. Diese Art besiedelt aber gerade jene Gegenden in Victoria und New South Wales, wo jetzt die schlimmsten Brände wüten. Angesichts der Stärke dieser Feuersbrünste muss man davon ausgehen, dass auch viele der Grasbäume darin umkommen. Einige Arten gelten bereits als gefährdet, auch weil sie von einem wurzelschädigenden Pilz bedroht sind.

Vielfältig nutzbare Pflanzen

Grasbäume sind vielfältig nutzbare Pflanzen. Mark und basale Blattteile sind essbar. Drüsen produzieren ein Gummiharz, das für Lack und Siegellack, Räucherwerk und Klebstoff verwendet wird. Der reichlich gebildete Nektar kann zu einem Getränk verarbeitet werden; in der Natur dient er Insekten und anderen Tieren als Nahrung. Und noch eine, derzeit allerdings unpopuläre Nutzung gibt es: Trockene Blütenschäfte können zum Feuermachen gegeneinander gerieben werden. 

Michael Burkart

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