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Die Jungschauspieler Constantin von Jascheroff und Lara Mandoki testen Trabi und Käfer auf Fassungsvermögen und Fahrspaß.

© ZDF

Ost gegen West: Ich Trabant, du Käfer

Der ZDF-Zweiteiler „Geh doch nach drüben“ versucht ein historisches Duell zwischen Ost und West. Doch das Experiment gerät manchmal peinlich.

Der Wind weht leicht, unten rauscht der Verkehr. Auf dem Brandenburger Tor, direkt neben der Quadriga, stehen die beiden Jungschauspieler Lara Mandoki, 26, und Constantin von Jascheroff, 29. Dick in Jacken eingepackt, die Gesichter ernst. Sie fragt: „Meinst du im Osten war alles so viel schlechter?“ Er gibt zurück: „War denn im Westen alles so viel besser?“

Das will das ZDF mit seiner zweiteiligen Doku „Geh doch nach drüben! Wo lag das bessere Deutschland?“ herausfinden. 25 Jahre nach dem Mauerfall schickt der Sender zwei Wendekinder auf Entdeckungstour: die in München geborene Tochter des Musikers Leslie Mandoki („Dschingis Khan“) und den 1986 in Ostberlin geborenen von Jascheroff. Sie sollen der Frage auf den Grund gehen: Gab es in der DDR nur überzeugte Sozialisten? Im Westen nur konsumfreudige Kapitalisten? Und was hatten die Deutschen nach über 40 Jahren Teilung noch gemeinsam? Das ZDF verspricht ein historisches Duell der beiden Deutschlands – „mal ernst, mal augenzwinkernd“.

Ernst nehmen kann man in diesem Zweiteiler jedoch nur die Zeitzeugen, die von ihren Erlebnissen in Ost und West berichten. Darunter sind bekannte Persönlichkeiten wie Katja Ebstein, Roland Jahn, Udo Lindenberg, Uschi Glas und Wolfgang Bosbach. Ihre Äußerungen sind authentisch, sie sprechen aus Erfahrung.

Für die Jungschauspieler gerät der deutsch-deutsche Vergleich dagegen zum Spiel. Wie viel Gepäck passt in einen Trabi, wie viel in einen Käfer? Wie mixt man eine Erdbeerbowle, wie die in der DDR beliebte „Grüne Wiese“? Und was gehört alles in einen ordentlichen Banana-Split-Eisbecher? Der Erkenntnisgewinn dieser Aufgaben: gleich null. Endgültig absurd wird das Ganze, als von Jascheroff nachvollziehen will, wie das eigentlich so war mit dem Tunnelbau zwischen Ost und West. Im Holzfällerhemd kriecht er durch einen niedrigen Tunnel und schaufelt ein wenig. Sein angestrengtes Fazit: „Sieben Monate lang, jeden Tag, was für ’ne Kacke.“

Ohnehin kann man die Erkenntnisse, die von Jascheroff und Mandoki aus ihren Recherchen ziehen, im besten Fall als naiv bezeichnen. „Mauern bauen und einschüchtern – das ist ja wohl das Letzte“, konstatiert da Lara Mandoki mit großen Augen. Oder: „Das ist typisch Diktatur. Gibt es ja immer noch, wenn man so in die Welt schaut.“ Und das wenig überraschende Ergebnis des Käfer–Trabant-Duells: „Beide wunderschön, aber mit den heutigen Autos nicht zu vergleichen.“ Den Trabi müsse man aber trotzdem lieb haben, findet Mandoki. Diese Statements klingen schwer nach Drehbuch, nicht nach eigener Erfahrung.

Statt Antworten zu geben, lässt der Film viele seiner eigenen Fragen unbeantwortet, reißt vieles an und kratzt dabei nur an der Oberfläche. Schafft es, Wirtschaftssituation, Bewältigung der NS-Vergangenheit und Streitkultur innerhalb weniger Minuten abzuhandeln. Und springt von Abtreibungen in der DDR direkt zur Stilikone Brigitte Bardot – Gelegenheit übrigens für Mandoki, im Bardot-Style sexy vor der Kamera zu posieren. Wo die Dokumentation zuvor wenigstens an einigen Stellen unterhaltsam war, wird sie spätestens hier peinlich.

„Geh doch nach drüben! Wo lag das bessere Deutschland?“ - ZDF, Dienstag 20 Uhr 15 und 17. März, 20 Uhr 15

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