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Auf familiärer Mission: Im zweiten Film der „Krüger“-Reihe suchen Horst Krause (Mitte) mit seinen Filmkumpels Ecki (Jörg Gudzuhn, rechts) und Bernd (Fritz Roth) Griechenland heim.

© ARD Degeto/Stephanie Kulbach

Ohne Mücke und Molotov: Horst Krause nach der Türkei nun auf Hellastrip

Zum Rentnerclown geschrumpft: Horst Krause wird in „Krügers Odyssee“ auf eine hanebüchene Reise nach Griechenland geschickt.

Unvergesslich brauste er auf seiner ukrainischen K750 Molotov durch die Mark Brandenburg, so pflichtbewusst, als habe der alte Fritz vergessen, ihm auszurichten, dass es Preußen nicht mehr gibt. Keiner hat ein TV-Fossil so hinreißend gespielt wie der Wachtmeisterdarsteller Horst Krause. Seine vierpfötigen Hundekameraden im Beiwagen, „Mücke“, „Vera“ und „Haduk“ hätten ein „Üb’ immer Treu und Redlichkeit“ über ihren Herrn bellen können. Aber im Dienst war Musizieren verboten.

Drei vorgesetzte Krimikommissarinnen, gespielt von Jutta Hoffmann, Imogen Kogge und Maria Simon, hat der heute 75-jährige, in der DDR ausgebildete Schauspieler und gelernte Dreher in seiner Polizistenrolle ohne große Redensarten hingenommen, aber seine Gefühle waren ihm immer anzusehen, seine Besorgtheit, sein Zorn über das Böse und seine Gutherzigkeit.

Besonders bei seinen letzten „Polizeiruf“-Auftritten an der Seite der von Simon gespielten Kommissarin Lenski entstand eine wundersame Poesie: Der lachhafte, mit Helm und Motorrad wie eine knatternde Vogelscheuche wirkende Wachtmeister, lehrt die familienängstliche, in die Provinz nahe der Grenze nach Polen versetzte Kommissarin, worauf es ankommt – auf das Gefühl. Ein subtiles, meist wortkarg-formelles Großvater-Enkelin-Spiel, das regelmäßig in gegenseitigem Respekt endete.

Jenseits von Molotov, „Mücke“ und der Melancholie Brandenburgs müssen kluge Regie und kluge Bücher verhindern, dass dieser sensible Koloss ins Panoptikum für dicke alte Männer mit Hosenträgern über karierten Hemden gerät. Krauses Schauspielkunst ist nicht nur auf märkischen Sand gebaut.

Auf Schmunzeltour geschickt

Es gab gelungene, anspruchsvolle Fluchten aus dem „Polizeiruf“. „Schultze gets the blues“, in dem Krause mit seinem Akkordeon in Louisiana neue Freunde findet, wurde 2004 für den Deutschen Filmpreis nominiert. Für „Krügers Odyssee“ an diesem Freitag – nach „Krüger aus Almanya“ der zweite Film aus der „Krüger“-Reihe, wird es voraussichtlich keinen Lorbeer geben. Krause wird – zum Rentnerclown geschrumpft – auf Schmunzeltour geschickt. Was Marc-Andreas Bochert (Buch und Regie) diesmal zu Krause eingefallen ist, fällt zwar weniger kitschig aus als die Türkei-Tour, wirkt dafür aber noch hergeholter. Weil seine hysterische und hochschwangere Enkelin Annie (Anna Hausburg) ihren türkischen Freund Deniz (Emre Aksizoglu) nur heiraten kann, wenn ihr laut der Erzählung der Krause-Tochter und Annie-Mutter Susanne (Floriane Daniel) in Griechenland verschwundener leiblicher Vater Harald (Harald Schrott) zur Trauung erscheint, muss Krause auf Hellastrip, um den angeblich Treulosen zu finden und an seine Vaterpflichten zu erinnern.

Krauses beide Saufkumpel aus einer Berliner Kneipe, deren Name „Beim Flachbau“ den gesamten Film zusammenfasst, nimmt der Vatersucher mit. Und so lernen wir Ecki (Jörg Gudzuhn) und Bernd (Fritz Roth) kennen, ohne dass sich etwas an der Uninspiriertheit des Films ändert. Ob Dauerstreiks, überhöhte Taxipreise, Eselsritte, unfreiwillige Besuche bei einer Alt-68er-Kommune in der griechischen Pampa – ohne Ersatz für „Mücke“ und Molotov wirkt Krause wie von seinem Charme und seiner altbübischer Listigkeit verlassen. Lieber Horst Krause, bitte das nächste Mal dem Gefühl für die eigenen Stärken hinterherreisen und die Klischees im „Flachbau“ lassen.

„Krügers Odyssee“, ARD,

Freitag, 20 Uhr 15

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