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Macht sich für den RBB die Hände schmutzig: Janna Falkenstein, die Moderatorin des neuen Verbrauchermagazins am quotenschwachen Montagabend.

© rbb/Thomas Ernst

Neues RBB-Magazin "Super.Markt": Guter Start für RBB-Verbrauchermagazin

Mit dem Verbrauchermagazin „Super.Markt“ hat der RBB am Montagabend seine Programmreform gestartet. Der Sender kann mit der Quote zufrieden sein. Es ist zumindest schon mal klarer, wo es in Berlin die beste Currywurst gibt.

Guter Start für "Super.Markt", das neue Verbrauchermagazin des RBB. 230 000 Zuschauer im Sendegebiet wollten am Montagabend nach der "Tagesschau" wissen, wie gut in Form Berliner Currywürste sind, wie die Stadtreinigung gegen Betrüger kämpft, was, Stichwort Sturm und Streiks, "höhere Gewalt" ist oder ob man sein Dieselauto verkaufen soll oder nicht.

Mit 9,2 Prozent Marktanteil liegt "Super.Markt" damit über dem alten RBB-Schnitt auf dem Sendeplatz. "Damit sind wir sehr zufrieden", sagt ein RBB-Sprecher. Der Krimi auf diesem Sendeplatz (wenn auch nicht direkt vergleichbar, weil 90 Minuten lang)  hatte in den vergangenen Wochen nie über sechs, selten über fünf Prozent.

Miit Darm? Ohne Darm? Mit Currypulver? Oder Ketchup? Zu den Fragen, die Berlinbewohner und -besucher seit Ewigkeiten beschäftigen, zählt die nach der richtigen Beschaffenheit der Currywurst. Das kann nicht nur reine Geschmackssache sein, da muss es objektive Kriterien geben. Oder auch die Frage, warum man in der Hauptstadt und Umgebung vier Jahre warten muss, bis man einen Schrebergarten kriegt. Ein Adressat für diese Fragen will ab sofort der Rundfunk Berlin-Brandenburg sein, mit Moderatorin Janna Falkenstein - am Montag hat der RBB sein neues Wirtschafts- und Verbrauchermagazin „Super.Markt“ gestartet.

Und damit auch endlich seine im Herbst 2016 angekündigte Programmreform. Wie schon angedeutet, der Montagabend hat es bitter nötig. Wenn es denn einen Wechselimpuls beim RBB-Zuschauer gibt, dann hier. Kurz nach der „Tagesschau“ stürzt der RBB zu Wochenbeginn mit Wiederholungen vom „Polizeiruf 110“, „Tatort“ etc. regelmäßig in Quotentäler. „Super.Markt“ soll da nun herausführen.

Etwas Eigenständiges anbieten, was mit der Lebenswirklichkeit in Berlin und Brandenburg zu tun hat – so die Antwort von RBB-Programmdirektor Jan Schulte-Kellinghaus auf die Frage, ob es denn ein weiteres Verbrauchermagazin brauche, gerade in direkter Konkurrenz zu den ARD-Check-Formaten am Montag. Okay, Currywurst ist in Wanne-Eickel nicht das ganz große Thema. Und, Stichwort Geldsparen/Alltagstricks, „Dein Sender als dein Anwalt“ ist wohl auch nie die schlechteste Idee.

Es gibt leichtere Jobs für Programmdirektoren

Schulte-Kellinghaus ist, als Nachfolger der glücklosen Claudia Nothelle, seit März im Amt. Intendantin Patricia Schlesinger hat ihm neben neuen Programmen ein frisch designtes Studio beschert. So viel Farbe ist der RBB-Zuschauer gar nicht gewohnt. Große Treppe, viel rosa, viel blau, viel Raum, zur Not könne hier auch ein Auto reinfahren, sagt Falkenstein.

Die ehemalige Moderatorin von „RBB um Vier“ brauche Auslauf. Sie sei, sagt sie den Journalisten bei einer Präsentation, eher Straßen- als Schreibtischjournalistin. Sie will testen, sich „das eine oder andere mal die Hände schmutzig machen“, sekundiert von Autopapst, Multimediaprofi und Finanzfachmann.

Ihr erster Einsatz am Montagabend verlief unspektakulär. Möglicherweise ist Janna Falkenstein genau die Richtige für das Format, "nicht ganz alt, nicht ganz neu", wie sie selber zur Begrüßung sagte. Möglicherweise ist aber auch genau das das Problem. Dass hier nicht bekanntere Namen zum Einsatz kommen. Immerhin, es gibt Licht in der Currywurst-Frage. Die testenden Taxifahrer favorisierten die Curry-Baude vom Gesundbrunnen.

Sicher ist, es gab leichtere Jobs für Programmdirektoren. Wohin „Super.Markt“ den unter den Dritten Programmen quotenmäßig notorisch abgeschlagenen RBB führen soll, möchte Schulte-Kellinghausen nicht festgelegt wissen. Es sollte über RBB-Schnitt (zurzeit um die sechs Prozent) liegen, er sei aber kein Quoten-Fetischist.

Überhaupt, sein erster Gesamteindruck vom RBB sei gut. In die Überlegungen zur Programmreform sei er eingebunden gewesen. Um „coole Radio-Marken“ wie Radio Eins werde man bundesweit beneidet, die Formate im Ersten (Nuhr, „Kontraste“, „Tatort“) laufen gut. Das RBB-Fernsehen solle dreistufig verbessert werden: Bestehendes besser machen, Raum für Neues schaffen (bzw. alte Formate einstellen), multimediale Projekte entwickeln.

„Täter, Opfer, Polizei“ (TOP) kann man eigentlich nicht mehr viel besser machen. Das Fahndungs- und Kriminalitätsmagazin ist neben der „Abendschau“ eines der erfolgreichsten Formate des RBB und bekommt ab dem 24. Mai neben dem Sonntags-Slot um 19 Uhr eine XXL-Version am Mittwoch um 21 Uhr, mit Moderator Uwe Madel, ebenfalls aus dem neuen Studio Eins in Babelsberg.

Krimi, auch wahrer, geht immer. Bleibt die Frage nach dem modernen Berlin-Magazin, ein weiterer Baustein der Reform. Es ist ja rätselhaft, warum es dem RBB nicht gelingt, in einer Stadt mit so viel Prominenz und Kultur ein Gesellschaftsmagazin auf die Beine zu stellen. Es bleibt schwierig. Wunsch-Moderatorin Linda Zervakis hat dem RBB absagen müssen, nun will sich der Sender bis zum Herbst mit der Moderatorensuche Zeit lassen. Ähnlich mit dem Konzept für die Sportberichterstattung und einem Geschichtsmagazin. Die Programmreform, so Schlesinger, sei ein Langstreckenlauf, der „Super.Markt“ das erste Etappenziel.

Eines steht jetzt schon fest. Im kommenden Jahr wird die „Abendschau“ 60 Jahre alt. Jan Schulte-Kellinghaus sagt, auch das RBB-Flaggschiff könnte reif für ein Re-Design sein. Damit Wechselimpulse hier gar nicht erst aufkommen.

„Super.Markt“, RBB, immer montags, 20 Uhr 15

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