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Dem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Louis Klamroth, 27, spielte bereits als Kind an der Seite von Peter Lohmeyer im Kinofilm „Das Wunder von Bern.“

© dpa Werner Schüring

Neuer Polittalk auf n-tv mit Louis Klamroth: Wer war bekifft?

Bei Louis Klamroth müssen sich Politiker auf andere Fragen einstellen: Mit „Klamroths Konter“ startet Deutschlands jüngster Polittalker im Fernsehen.

Das muss für Peter Lohmeyer kein Vergnügen gewesen sein, die Diskussionen mit Sohn Louis früher. Egal, was der Papa gesagt hatte, es wurde eine Gegenposition eingenommen. Um in der Schule dann doch die Argumente der Eltern zu übernehmen. Eine krude Dialektik? Vielleicht. Immerhin hat es Louis Klamroth mit dieser Art Gesprächsführung als Journalist so weit gebracht, dass er jetzt bei n-tv als aktuell jüngster Polit-TV-Talk-Moderator eine eigene Show bekommt. „Klamroths Konter“, ist am Dienstag, nach zwei Pilotfolgen im Winter, in Reihe gegangen.

Eine erfolgreiche Kontertaktik also, nicht nur bei den Eltern. „Ich habe damals immer schon versucht, die andere Seite zu verstehen“, sagt der 27-Jährige im Gespräch mit dem Tagesspiegel, „nicht nur, um die dann besser widerlegen zu können, sondern auch, weil ich meine, dass es für jeden guten politischen Diskurs unabdingbar ist, andere Perspektiven wirklich zu verstehen“. Andere Perspektiven wie die von FDP-Chef Christian Lindner, die nun in privater Atmosphäre in „Klamroths Konter“ abgeklopft werden sollen, im Schaltraum des Kraftwerks Berlin.

Das hat Louis Klamroth in den beiden Pilotfolgen durchaus routiniert gemacht („Waren Sie bekifft oder verstrahlt, als Sie der CDU beigetreten sind“, fragt er Jens Spahn), sodass man fast vergisst, dass das der schüchterne Junge aus dem Sönke-Wortmann-Film „Das Wunder von Bern“ ist.

2003 stand Louis Klamroth zusammen mit Vater Lohmeyer vor der Kamera, mit 13. Auf die Frage, ob das ein Glücksfall für ihn war, muss er kurz überlegen. „Ich finde das bis heute einen schönen Film. Damals war mir aber der Rummel zu viel. Auf dem Sofa bei Gottschalk, am nächsten Tag Matheklausur.“

Anfang 2010 das große Erdbeben in Haiti

Er machte erst mal etwas anderes, weit weg von Medien. Arbeit fürs SOS Kinderdorf, nach dem Abitur ein freiwilliges soziales Jahr in Guatemala. Englischunterricht, Büroarbeiten. Dann Anfang 2010 das große Erdbeben in Haiti. „Ich bin rübergeflogen, mit 19, habe geholfen, alles gemacht, was notfallmäßig anstand, über drei Monate.“

Das habe ihn geerdet, auf den Boden zurückgebracht. „Als jemand, dem es immer relativ gut ging, hat man auch eine gewisse Verantwortung. Ich habe größten Respekt vor Leuten, die das als Beruf machen, unterstütze SOS Kinderdorf, wo ich kann. Mein Ansporn ist, sinnstiftende Arbeit zu machen.“

Das kann Klamroth nun in Fernsehinterviews versuchen. Aber noch ein weiterer Talk, gibt es davon nicht genug? Lange nach dem „Wunder von Bern“ hat er im „stern“ in der Rubrik „Was macht eigentlich...?“ gesagt, wenn er größer ist, würde er gerne eine politische Talkshow machen. Dann rief die Produktionsgesellschaft Probono an, meinte, lass‘ uns das probieren.

Das jetzt bei n-tv ist sein erster Job nach dem Master in Politischer Ökonomie, dem Studium in Amsterdam, dazu Praktika, unter anderem bei Günther Jauch. Louis Klamroth weiß, wo er steht. „Wir müssen nicht so tun, als wäre ich schon der Polit-Profi. In den ersten beiden Sendungen war ich supernervös.“ Und die anderen klassischen Polit-Talks auf ARD und ZDF schaut er ja auch. Online, weil er – wie so viele seiner Generation, die er jetzt bei n-tv auch vor den Bildschirm holen soll – gar keinen Fernseher hat.

„Ich bin Politik-Nerd, sehe diese klassischen Fünfer-Runden gerne. Der Informationsgehalt dort kann aber gar nicht riesengroß sein.“ Problematisch bei diesen Runden finde er die Themenwahl. Oft setze die AfD ein Thema, dann wird sich aufgeregt. Schließlich sitzt der AfD-Politiker in der Talkshow. „Der hat sich seine eigene Sendung gebaut. Das ist problematisch.“ Da habe eine One-and-one-Situation wie bei „Klamroths Konter“ mehr Potenzial.

Bei Klamroth sollen nur Gaste kommen, die er spannend findet, wo er „Widersprüche rausarbeiten“ kann. Konfrontativ, kritisch, kurzweilig soll es sein, mit Gästen aus Politik, Wirtschaft und Gesellschaft, Frauke Petry oder Uli Hoeneß zum Beispiel. Was man so sagt, um bloß keine 0815-Talkshow abzuliefern. Dementsprechend hat n-tv „Klamroths Konter“ als lose Reihe konzipiert. Jetzt kommt Lindner – interessant nach der Saarland-Wahl, aber man muss dann nicht jede Woche senden. Und wenn’s mal nicht so läuft, kann ihm Produzent Küppersbusch Tipps geben. Das ist auch nicht immer ein Vergnügen. Küppersbusch ist Dortmund-Fan, Klamroth Schalker. Wie sein Vater.

„Klamroths Konter“, Dienstag, 23 Uhr 30, Mittwoch, n-tv, 17 Uhr 30. Gast: Christian Lindner. Der Talk ist auch bereitd vorher bei n-tv.de abrufbar.

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