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Auch beim Zweiten Irakkrieg, der 2003 mit der Bombardierung ausgewählter Ziele in Bagdad begann, verzeichnete n-tv hohe Zuschauerzahlen.

© DPA/DPAWEB

n-tv wird 25: Nachrichtenfieber

Irakkrieg, Börsenboom, Trump-Wahl, Maischberger, Somuncu, aber immer noch kein deutsches CNN: Zu 25 Jahren n-tv.

Aufbruchstimmung! Nachrichtenfieber! Wenn Karl-Ulrich Kuhlo über die Geburt seines „Babys“, über die ersten Stunden und Tage des Nachrichtensenders n-tv spricht, geht ein Lächeln über sein Gesicht. „Wir dachten damals, man müsste so was machen wie CNN.“ Es war 1990, 1991, die Krise am Golf, Bilder vom ersten Irakkrieg gingen um die Welt. Der US-Kabelsender CNN etablierte sich durch seine Berichte aus dem Krisengebiet als international bekanntes Massenmedium. In Deutschland startete ein Wettlauf in den Medien: Welcher Nachrichtenkanal geht zuerst auf Sendung? Mit Versuchen in diversen Medienlaboren, ARD, ZDF, CNN Deutschland. Am Ende hing am 30. November 1992 über dem Eingang bei n-tv in der Berliner Taubenstraße ein Transparent: „Erster!“.

Von dieser Begeisterung hat Kuhlo, Gründer und erster Geschäftsführer von n-tv, auch in diesen Tagen noch etwas verspürt. Der mittlerweile 70-Jährige hat mit 250 Kollegen aus der Anfangszeit von n-tv im Prenzlauer Berg Jubiläum gefeiert. Es hat sich einiges getan in 25 Jahren. Auf den Börsenboom Mitte der 1990 Jahre folgte die Börsenflaute, Anfang der Nuller Jahre wechselte der Besitz zur RTL-Gruppe, aus der Taubenstraße ging es nach Köln. Mit Phoenix und N24 ist starke Konkurrenz hinzu gekommen und es stellt sich trotz stabilem Marktanteil von einem Prozent angesichts zahlreicher Lkw- und Panzer-Dokus in der Primetime schon die Frage, wie nahe n-tv wirklich an einer Art deutschem CNN ist? Oder reicht es, eine bedeutende Nachrichten- und Wirtschaftsmarke in Deutschland zu sein?.

„n-tv ist nicht CNN“, sagt Kuhlo. Jeder habe seine Art, so einen Sender zu machen. Zu seiner Zeit habe es nicht so viele Dokus gegeben. „Dafür prägnante, erfolgreiche Polit-Talks wie Sandra Maischberger.“ Das war noch vor „Sabine Christiansen“ (ARD). Aktuelle Gesprächsrunden sind auch heute noch eine Säule von n-tv, mit „So! Muncu!“ und „Klamroths Konter“ nur deutlich zugespitzter. Produzent Friedrich Küppersbusch weiß die Vorzüge des Nachrichtensenders zu schätzen. „n-tv ist auch unter wechselnden Gesellschaftern ein liberales und unabhängiges Haus geblieben.“

Weltweites Korrespondentennetz

Serdar Somuncu und Louis Klamroth sind – neben Moderatorin Carola Ferstl – prägende Fernseh-Gesichter. n-tv sei heute ein sehr schlanker Sender, sagt Küppersbusch, guten Ideen stehen keine unfinanzierbaren Kostenapparate gegenüber. Das erlaube Blitzreaktionen wie das arabische Videoangebot „Marhaba – Ankommen in Deutschland“, für das Constantin Schreiber den Grimme-Preis bekam, bevor die Konkurrenz auf die Flüchtlingsthematik reagierte.

Es trifft sicher zu: Nicht wenige Zuschauer, denen ZDF und ARD nicht journalistisch genug daherkommen, schalten zu n-tv um, während bei den Öffentlich-Rechtlichen öfters mal Roter Teppich und Royalties laufen. n-tv hat eine Stärke bei Eilmeldungen. Beim Jamaika-Abbruch am vorvergangenen Sonntag waren es inklusive Live-Statement von Christian Lindner 3,7 Prozent Marktanteil, bei der spektakulären US-Wahl 2016 und der Bundestagswahl im September über vier Prozent. Normalerweise hat n-tv im Schnitt über den Tag rund fünf Millionen Zuschauer, an Tagen mit Breaking News können es über acht Millionen sein. Da wird News-Kompetenz vermutet, via RTL unterstützt durch ein weltweites Korrespondentennetz, von London über Washington bis Peking.

Klar, drumherum wird die Schlacht auch mit Dokus geschlagen. Es wird nicht jede Nacht gewählt, plötzlich zu Ende sondiert oder (Gott sei Dank) irgendwo in der Welt Amok gelaufen. Das Schicksal aller Nachrichtensender: Es muss was passieren. Und Erster zu sein, heißt es nicht nur im klassischen Fernsehen, sondern immer mehr auch im Internet. n-tv.de ist mit 120 Millionen Visits (Oktober 2017) unter den Top Four der News-Anbieter im Netz, hinter Bild, Spiegel und Focus online. n-tv-Geschäftsführer Hans Demmel und Chefredakteurin Sonja Schwetje legen Wert auf die Feststellung, dass n-tv zu einem der erfolgreichsten Multimediaplattform-Nachrichtenanbieter in Deutschland geworden ist.

Was gibt es da zu wünschen? Gründer Karl-Ulrich Kuhlo hat seine n-tv-Anteile 2003 verkauft. Er schaut heute noch öfters am Tag n-tv – auf dem Smartphone, bei n-tv.de, auch wenn er mit Medien nicht mehr viel am Hut hat, stattdessen Energie-Häuser in Jesteburg bauen lässt. In den nächsten 25 Jahren werde es viele neue Techniken geben. Alle brauchen Inhalte, bestenfalls von n-tv. Das ist immer noch sein „Baby“.

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