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Um die verschlüsselten Privatsender zu sehen, wird bei DVB-T2-Fernsehern ein Freenet-Modul und ein Jahresabo für 69 Euro benötigt.

© Franziska Gabbert/dpa

Mittwoch ab 12 Uhr: Zeit für den DVB-T2-Suchlauf

Erst die „Magic Night“, dann die Stunde der Wahrheit. Am Mittwoch um 12 Uhr sollen alle DVB-T2-Sender arbeiten. Unsicher ist dagegen, wie viele DVB-T-Nutzer in die neue Technik investieren.

Am Ende haben bei der Umstellung des Antennenfernsehens auf den neuen Standard DVB-T2 die Techniker das Sagen: Weit über 200 von ihnen waren abgestellt, um in der „Magic Night“ von Dienstag auf Mittwoch an den Standorten der ARD und des technischen Dienstleisters Media Broadcaster die neue Technik in Betrieb zu nehmen.

Das Umschalten erfordert erheblich mehr als ein paar Mausklicks und Tastatureingaben, weiß der DVB-T2-Experte der ARD, Ulrich Liebenow. Damit die HD-Bilder der rund 40 Programme über die großen Antennenanlagen wie auf dem Fernsehturm in Berlin-Mitte oder dem Schäferberg im Südwesten Berlins ausgestrahlt werden können, müssen unterarmdicke Kupferrohre verlegt werden – und zwar an insgesamt 327 Sendern. 129 davon sind für die Ausstrahlung der privaten Freenet-TV-Programme reserviert, für die der Zuschauer von Juli an eine Jahresgebühr von 69 Euro je TV-Gerät zahlen soll. Wie viele der 3,34 Millionen Haushalte, die bislang DVB-T genutzt haben, dies tatsächlich wollen, das ist die große Unbekannte.

Wer zu früh sucht, findet weniger Programme

Ob die technische Umstellung erfolgreich verlief, zeigt sich am Mittwochmittag. Bis dahin sollen alle Sendeanlagen umgeschaltet und feinjustiert sein. Für die DVB-T2-Nutzer heißt das aber auch, dass sie mit dem Sendersuchlauf bis 12 Uhr mittags warten sollten. Eine zu frühe Suche könnte dazu führen, dass nicht alle Sender gefunden werden und später ein weiterer Suchlauf ansteht.

Das Preisschild auf die Freenet-TV-Abos könnte sich für die Privatsender allerdings als Bumerang erweisen. Eine repräsentative Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov unter 2000 Befragten ergab, dass eine Mehrheit der Deutschen mit diesen Details der Umstellung unzufrieden ist. Dass sie künftig für den Empfang der mit Werbung finanzierten Programme, wie unter anderem RTL, Vox, ProSieben und Sat 1, beim Antennenfernsehen eine zusätzliche Gebühr zahlen sollen, finden demnach 23 Prozent der Befragten „schlecht“ und weitere 41 Prozent sogar „sehr schlecht“. Nur 14 Prozent der Befragten gaben an, ihnen sei es egal, dass sie nach der dreimonatigen Probephase entweder monatlich 5,75 Euro oder 69 Euro im Jahr für Freenet-TV zahlen müssen.

Viele DVB-T-Nutzer wollen auf Satellit umsteigen

Die Unzufriedenheit hat möglicherweise Konsequenzen: Nur etwas mehr als die Hälfte der bisherigen DVB-T-Zuschauer (51 Prozent) wird der YouGov-Umfrage zufolge in die Nachfolgetechnik investieren. 19 Prozent wollen dagegen zum Satellitenempfang wechseln und acht Prozent komplett auf den TV-Empfang verzichten. Eine ähnliche Tendenz weisen auch die Kommentare auf Tagesspiegel.de aus. Vor allem auf das Internet und die Sendermediatheken wollen viele Nutzer ausweichen. Die öffentlich-rechtlichen Sender stellen dort sowohl die aktuellen Programme als auch die meisten gesendeten TV-Beiträge auf Abruf bereit. Viele Kommentarschreiber verweisen zudem auf Netflix, Amazon Prime und Maxdome als Alternative zum Programm der Privaten. Eine weitere Alternative ist Fernsehen über das Internet, obwohl auch diese Variante nicht kostenlos ist.

Die RTL-Gruppe rechnet nicht damit, dass das Interesse der Zuschauer am Privatfernsehen durch die Umstellung leiden wird. „Für die Mediengruppe RTL war stets klar, dass es eine Zukunft in der Terrestrik nur mit einer ökonomisch tragfähigen Plattform im neuen Standard DVB-T2 HD geben kann, wie sie Media Broadcast mit Freenet TV nun anbietet“, sagte ein RTL-Sprecher auf die Frage, ob mögliche Einbußen bei der Reichweite die Mehreinnahmen durch die Freenet-Erlöse nicht zunichte machen könnten. Die ProSiebenSat1-Gruppe geht auf diese Befürchtungen nicht ein. „Wie unsere Zuschauer unsere Inhalte abrufen beziehungsweise sehen, steht für uns nicht im Mittelpunkt unserer Überlegungen. Sondern wir möchten unseren Zuschauern, egal über welche Plattform, unsere Inhalte möglichst überall zugänglich machen“, teilte eine Sprecherin dem Tagesspiegel mit. Kurt Sagatz

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