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Serien wie „Stranger Things“ gewinnen Zuschauer und Preise.

© dpa/Netflix

Mehr Wettbewerb im Streaming-Markt: Disney ante portas

Noch mehr Originals: Mit noch mehr eigenen Serien und Filmen bereiten sich Netflix, Amazon & Co. auf 2018 vor.

Das Nonplusultra der Streaming-Welt hat spätestens seit 2017 einen neuen Namen: „Game of Thrones“. Die Fantasy-Saga vom Bezahlsender HBO hat den Markt so kräftig aufgewirbelt, dass Film- und Fernsehmacher bei Netflix und Co. dieser Tage eifrig an Stoffen feilen, um mitzuhalten. Im ständigen Wettlauf um Zuschauer können sich Streaming-Fans 2018 deshalb auf einige Überraschungen oder auch nächtelanges Koma–Glotzen freuen. Netflix will im kommenden Jahr rund acht Milliarden Dollar (6,7 Milliarden Euro) ausgeben und bald die Hälfte seiner Inhalte selbst produzieren. Rund 30 neue Anime-Serien und 80 Netflix-Filme sollen 2018 erscheinen. Zum Vergleich: Disney mitsamt Pixar, Marvel und Lucasfilm brachte 2016 in den USA nur 13 Filme auf den Markt, Sony kam im selben Jahr auf 38 Filme. Es scheint also nicht so, als würde Netflix-Machern der Stoff ausgehen.

Auch Amazon Prime rotiert, um sich vom Branchenprimus Netflix nicht abhängen zu lassen. Im September waren weltweit knapp 70 Serien und 20 Filme für Amazon in Produktion, auf dem Weg dorthin oder in den letzten Zügen. Dazu gehört etwa „Lazarus“ nach dem Comic von Greg Rucka, bei dem rivalisierende Familien in einer Zukunftswelt Auftragskiller gegeneinander ansetzen. „Snow Crash“, ein Science-Fiction-Drama nach dem Cyberpunk-Roman von Neal Stephenson, folgt einem Pizzalieferanten, der nachts in die virtuelle, von einem Computervirus befallene Welt Metaverse eintaucht. In „Ringworld“ wird ein Mann Teil einer Such-Mission an der Seite von Außerirdischen.

„Originals“ – also selbst produzierte Inhalte – lautet für die Streaming-Anbieter das Zauberwort, vor allem beim ab 2019 bevorstehenden Kampf mit Disney. Denn der Konzern will dann im eigenen Streaming-Dienst nicht nur Produktionen der Pixar-Tochter exklusiv anbieten, sondern auch Kronjuwelen aus der Comicwelt von Marvel und dem „Star Wars“-Universum. Auch Netflix muss sich für die Zeit nach dem derzeitigen Exklusivvertrag mit Disney mit eigenem Stoff wappnen.

Emmys am laufenden Band

Dass diese Rechnung aufgehen kann, bewiesen Netflix und HBO bei der Emmy-Gala im September: 20 beziehungsweise 29 Trophäen räumten die Dienste für ihre Serien ab, mitunter für die beliebte Horror-Serie „Stranger Things“, „Master of None“ vom Comedian Aziz Ansari sowie „Big Little Lies“. Auch Hulu schrieb ein Stück Fernseh-Geschichte und gewann für „The Handmaid's Tale“ den Emmy in der Kategorie als bestes Drama. Netflix hatte seine Zahl an Emmy-Nominierungen mit 91 Stück im Vergleich zu 54 Nominierungen im Vorjahr nahezu verdoppelt.

Zu einem der Highlights bei Netflix dürfte 2018 auch „Disenchantment“ (Ernüchterung) von „Simpsons“-Erfinder Matt Groening werden. Die 20-teilige Fantasy-Zeichentrickserie soll im Königreich Dreamland spielen, wo die trinkfreudige Prinzessin Bean in Begleitung ihres Begleiters Elfo in einer Welt voller Kobolde, Ungeheuer, Trolle, Elfen und menschlicher Trottel unterwegs ist.

Zu den Neulingen kommen neue Staffeln beliebter Serien wie „Orange Is The New black“ (Staffel 6), „Narcos“ (Staffeln 3 und 4), „13 Reasons Why“ (Staffel 2), „Arrested Development“ (Staffel 5) und „Unbreakable Kimmy Schmidt“ (Staffel 4). Ob und wann diese Folgen sowie neuere Serien in Deutschland erscheinen, ist nicht immer von vornherein klar; oft hängt das vom Erfolg der jeweiligen Serie ab. Fans von „Game of Thrones“ und „Stranger Things“ werden sich wegen der laufenden Produktion möglicherweise bis 2019 gedulden müssen, bis die neue Staffeln ins Netz gestellt werden.

Satte 250 Millionen Stunden an Filmen und Serien guckten Netflix-Nutzer weltweit an einem einzigen Tag im Januar 2017. Es sieht ganz danach aus, als könnte das Unternehmen diese Marke 2018 erneut knacken. Vielleicht stellt ein Hardcore-Gucker einen neuen Weltrekord im „Binge-Watching“ auf. Den hält derzeit Alejandro Fragoso – im April 2016 hatte er 94 Stunden lang Serien geguckt. Johannes Schmitt-Tegge, dpa

Johannes Schmitt-Tegge

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