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Die sozialen Medien wie Facebook sind starke Einflussfaktoren in der Meinungsbildung geworden

© AFP

Medienkonzentration und Meinungsmacht: Bild Dir Deine Meinung - mit Facebook

Eine Studie zeigt: Es gibt eine wesentliche Verschiebung der Meinungsmacht von den klassischen Medien hin zu Facebook & Co.

Die Kommission zur Ermittlung der Konzentration im Medienbereich, kurz KEK, hat eine hehre Aufgabe. Sie misst die Medien nach ihrer Macht auf die öffentliche Meinungsbildung aus und schlägt Alarm, wenn statt der gebotenen Vielfalt eine Konzentration der medialen Angebote stattfindet. Zuletzt hatte die KEK diese Frage 2010 untersuchen lassen, um jetzt, geschuldet der Dynamik und der Heterogenität des Internets, sie neu zu stellen. Christoph Neuberger (LMU München) und Frank Lobigs (TU Dortmund) haben am Dienstag das gemeinsame Gutachten „Meinungsmacht im Internet und die Digitalstrategien von Medienunternehmen“ in Berlin vorgestellt.

Der Kommunikationswissenschaftler Neuberger kommt zu dem Schluss, dass „die Meinungsbildungsrelevanz des Internets insgesamt zunimmt“. Zum einen hätten die traditionellen Medien ihre zentrale Position als professionell-publizistische „Gatekeeper“ verloren, die „den Zugang zur massenmedial hergestellten Öffentlichkeit kontrollieren“. Andererseits ist öffentliche Kommunikation komplexer geworden, vor allem mit Netz-Plattformen wie Facebook oder Google. Bei den sozialen Medien und den Suchmaschinen werden politische Informationen und Meinungen verbreitet und verhandelt, umso mehr, als die Tagesreichweite und die Nutzungsdauer angestiegen sind.

Breitere Machtverteilung oder Machtballung?

Laut Neuberger ist es dabei nicht ausgemacht, ob eine Nivellierung und breitere Machtverteilung aufgrund der technisch vereinfachten Partizipation festzustellen sind, oder ob eine stärkere Machtballung, ablesbar an den Nutzungsanteilen, vermutet werden muss. Was aber unübersehbar ist: die Meinungsbildungsrelevanz hat sich teilweise von den klassischen Massenmedien ins Internet verschoben und wird dort vor allem bei den nicht-publizistischen Akteuren gebündelt. Das bisherige lineare Modell der Massenkommunikation reicht jedenfalls nicht mehr aus. Es müssen deutlich mehr Kommunikatoren und Anbieter in der öffentlichen Kommunikation in den Blick genommen werden.

Der Medienökonom Frank Lobigs hat untersucht, wie sich die „Plattform-Revolution“ auf die Digitalstrategien von Medienunternehmen ausgewirkt hat. Er hat dafür die beiden privaten Fernsehkonzerne – RTL Mediengruppe Deutschland und ProSiebenSat 1 Media – und acht Zeitschriften- und Zeitungsverlage wie Gruner + Jahr, Axel Springer, Die Zeit, FAZ und DuMont ausgewählt.

Die Fernsehkonzerne haben demnach ihre Digitalaktivitäten massiv ausgeweitet. Aber all die (Entertainment-)Portale vergrößern nicht das „Meinungsbeeinflussungspotenzial“, im Gegenteil: Dieser Wert habe zwischen 2010 und 2016 um etwa 5,6 Prozent abgenommen, bei den beiden großen Fernsehgruppen lag im Jahr 2016 „der Anteil der Onlineangebote am Gesamt-Meinungsbildungseinfluss bei rund 1,3 Prozent“. Bei den Presseverlagen lag laut Lobigs dieser Wert Anfang 2017 bei fast 30 Prozent, er hat sich seit 2005 deutlich abgeschwächt.

Kommt eine Frage auf: Wie kann das Medienkonzentrationsrecht reformiert werden, damit es die (Internet-)Player angemessen berücksichtigt? Joachim Huber

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