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MDR-Reporter schlüpfen in die Rolle echter und erfundener Personen.

© Twitter

Mauerfall: Twittern aus der Vergangenheit

Was wäre, wenn es am Tag des Mauerfalls schon Twitter gegeben hätte? Das haben sich Mitarbeiter des MDR in Sachsen-Anhalt gefragt. Sieben von ihnen schlüpfen heute in die Rolle echter und erfundener Personen und twittern in Echtzeit deren Sicht auf die Ereignisse des 9. Novembers. Viele User lassen sich davon inspirieren.

Telefonanrufe bei Freunden und Verwandten, aufgeregte Gespräche mit den Nachbarn: So tauschte man sich am 9.November 1989 über die Nachricht vom Mauerfall aus. Doch was wäre gewesen, wenn es damals schon Internet und den Kurznachrichtendienst Twitter gegeben hätte? Damit beschäftigt sich das Projekt "9Nov1989live", das der MDR in Sachsen-Anhalt ins Leben gerufen hat.

Am Jahrestag der Grenzöffnung berichten MDR-Reporter vom ehemaligen Grenzübergang Marienborn, einem der größten in der DDR. Sie schlüpfen in die Rolle erfundener und echter Personen und twittern in Echtzeit deren persönliche Sicht auf die geschichtlichen Ereignisse - so als ob sie sich im Jahr 1989 befänden. Unter den sieben Protagonisten sind beispielsweise ein Berliner Journalist, ein SED-Mann und Oberstleutnant Harald Jäger. Dieser hatte am 9. November nach der historischen Schabowski-Pressekonferenz die Entscheidung getroffen, den Schlagbaum in der Bornholmer Straße in Berlin zu öffnen. Doch auch eine Münchnerin, die sich nach dem Mauerfall spontan entschloss mit einer Freundin nach Berlin zu fahren, und ein junger Mann, der am nächsten Tag zum Bausoldatendienst eingezogen werden sollte, lassen die Leser an ihren Gedanken teilhaben.

Obwohl die Mauer erst am Abend fiel, weisen die Tweets schon den ganzen Tag über auf die großen Ereignisse hin, die folgen werden. So schreibt beispielsweise der SED-Mann: "Chef lässt Entwurf jetzt tippen. Geht weit über Auftrag von #Politbüro hinaus. Allen ist etwas mulmig zumute. #Reisegesetz". Auch der Berliner Journalist hat davon schon gehört. "Oh, angeblich ist der Entwurf eines neuen #Reisegesetzes auf dem Weg zu den Abnickern vom Ministerrat." Nur Oberstleutnant Jäger an der Bornholmer Straße scheint nichts zu ahnen: "Routinedienst hier an der #Bornholmer, keine besonderen Vorkommnisse bislang. Aber was soll auch passieren?"

Von der Zeitreise via Twitter sind viele Leser begeistert und machen unter dem Stichwort #twitternwie1989 direkt mit. Auch dort twittern die User so, als ob sie sich wieder im Jahr 1989 befänden. So postete Anke Domscheit-Berg: "Hab die Radionachrichten auf Kassette aufgenommen, glaubt doch später sonst keiner, dass die von Reisefreiheit geredet haben." Nur die Jüngeren, wie inschka, bleiben da außen vor: "Ich twittere heute nicht, weil ich 1989 noch nicht geboren war. Sorry."

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