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Homepage: Maßgeschneiderte Impfstoffe

Das Ripac Labor im Golmer Gründerzentrum GO:IN entwickelt Impfstoffe für Tiere

Seit März gibt es in Golm einen Brutkasten für junge Wissenschaftsunternehmen, das Golm Innovationnszentrum (GO:IN). Das Zentrum liegt unweit der Universität Potsdam sowie der Max-Planck- und Fraunhofer Institute. Die PNN stellen die Firmen vor, die dort ihre forschungsnahe Arbeit aufgenommen haben. Heute: das Ripac Labor.

Wenig appetitlich ist das, was in den Räumen der Firma Ripac Labor täglich angeliefert wird. Es handelt sich um Proben von Tierzüchtern: mal der Kot eines kranken Schweins, mal der Mageninhalt eines erkrankten Rindes oder einfach nur eine verendete Ente. „Da darf man nicht sehr geruchsempfindlich sein“, sagt Geschäftsführerin Dagmar Köhler-Repp. Davon bekommen Besucher der Unternehmensräume im Golmer GO:IN allerdings nichts mit. Die Proben bleiben in einem versiegelten Labor, wo sie geöffnet und präpariert werden. Die rund zehn Mitarbeiter brauchen den Inhalt für ihre Arbeit. Sie suchen nach Bakterien, die beispielsweise auf einer Schweinefarm für Durchfall bei den Tieren sorgten.

Auftraggeber sind Tierärzte, die Hilfe bei der Diagnose und Behandlung der Tiere brauchen. Das Ripac Labor bestimmt die Typen und Subtypen der Bakterien, die bei den Tieren eine Infektionskrankheit ausgelöst haben. „Das ist häufig ein Cocktail aus verschiedenen Bakterien“, erklärt Prokurist Alexander Repp, der das Unternehmen zusammen mit seiner Frau leitet. „Die Kunst besteht darin, nicht nur die Art bakteriellen Infektionserreger zu bestimmen, sondern auch deren Subtypen“, erklärt Repp. Ist das geschafft, stellt das Labor einen maßgeschneiderten Impfstoff her, der speziell für die aktuelle Erkrankung des jeweiligen Tierbestandes abgestimmt ist.

Nutznießer dieses Verfahrens sind Tierärzte und Landwirte, die auf den teuren und ungesunden Einsatz von Antibiotika verzichten können und stattdessen einen gezielten Impfstoff erhalten, der in vielen Fällen sogar noch besser wirkt. Einzige Alternative dazu wäre ein industriell hergestellter Impfstoff der Pharma-Industrie. Der kann allerdings immer nur ungefähr auf den jeweils vorhandenen Bakterienmix passen. Zudem konzentriert sich die Industrie auf Tierpopulationen, die besonders groß sind. Für Enten beispielsweise lohnt sich der Aufwand nicht. Denn die Industrie-Impfstoffe müssen im Gegensatz zu den bestandspezifischen Dosen des Ripac Labors ein langwieriges Zulassungsprozedere durchlaufen.

„Wir bearbeiten ein absolutes Nischenfeld“, sagt Repp. Vor allem Riemerellen, ein Infektionserreger bei Enten, sind eine Spezialität der Potsdamer Firma. Dort hat man als erstes Labor alle bekannten Serotypen typisiert und zudem zehn weitere Subtypen dieser Bakterien neu entdeckt. „Die größten Entenproduzenten des Landes zählen zu unseren Kunden. Die schicken uns regelmäßig tote Tiere, so dass wir immer auf dem neuesten Stand sind“, erläutert Repp. Der Kundenstamm umfasst allerdings auch andere Tierbetriebe aus ganz Deutschland. Einige Anfragen gibt es zudem aus dem Ausland.

Die Nähe zu den Enten kommt auch aus der Firmengeschichte. Angefangen hat das Ripac Labor als „Ein-Frau-Unternehmen“, wie Repp scherzend erläutert. Dagmar Köhler-Repp hat mit einem Labor im Keller des väterlichen Hauses in Potsdam begonnen. Der Vater arbeitet im Potsdamer Landeslabor und konnte seiner Tochter die Früchte von 30 Jahren Forschung weitergeben. Zudem sicherte er auch einen kleinen Kundenstamm für die Kellerfirma.

Mittlerweile ist das Unternehmen allerdings aus den familiären Räumlichkeiten herausgewachsen. Aus der Einzelunternehmerin wurde eine GmbH mit zehn Angestellten. Zum Großteil Biologen, die man aus dem Bekanntenkreis oder aus dem Studium rekrutierte. Mit der Mitarbeiterzahl wuchs auch die Bedeutung der Firma. „Von der Konkurrenz wurden wir lange nicht ernst genommen“, sagt Repp. „Jetzt merken wir schon, dass wir den ein oder anderen ärgern, und sich die Qualität unserer Leistungen herumspricht.“ Mit einer Sammlung von 5000 Bakterien und mehreren Millionen Tieren, die jährlich mit Ripac-Impfstoffen behandelt werden, hat man sich in der Branche einen Namen gemacht.

Die passenden Räumlichkeiten für das gewachsene Labor waren schnell gefunden. Die Wahl zwischen Hermannswerder und dem GO:IN fiel nicht schwer. „Hier in Golm haben wir zwar eine nicht ganz so schön Umgebung“, gibt Repp zu und weist auf die Baustelle vor seinem Fenster. Dafür sei allerdings die Ausstattung der Räume perfekt für das Labor. Zudem biete die unmittelbare Nachbarschaft zur Universität und den anderen Forschungseinrichtungen reichlich Potenzial für Kooperationen. Einen Partner hat man sogar gleich im Haus gefunden. Mit AnagnosTec ein Stockwerk höher entwickelt Ripac ein neues Verfahren zur Schnelldiagnostik.

Nur eines stört die Mieter des GO:IN – die schlechte Zugverbindung nach Golm. „Wir haben einige Mitarbeiter aus Berlin. Die ärgern sich regelmäßig wegen der schlechten Anbindung“, sagt Repp. Er und seine Frau wollen deshalb in Kürze in die Nähe von Golm ziehen.

Bodo Baumert

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