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Die Genozid-Gedenkstätte in Eriwan (Armenien).

© dpa

Massaker an Armeniern: Potsdamer Historiker für Resolution zu Genozid

Der Bundestag stimmt am 2. Juni darüber ab, ob die Vernichtung der Armenier durch das Osmanische Reich im Ersten Weltkrieg als Völkermord verurteilt werden soll. Unterstützung für diese Resolution kommt aus Potsdam.

Potsdam - Der Leiter des Potsdamer Lepsiushauses, Rolf Hosfeld, hat sich dafür ausgesprochen, die Massaker an Armeniern und anderen christlichen Minderheiten in der heutigen Türkei während des Ersten Weltkriegs als Völkermord anzuerkennen. Er unterstützt die diesbezügliche Resolution, über die am 2. Juni im Bundestag abgestimmt werden soll. Eine wichtige Frage in diesem Zusammenhang sei auch, wie sich die Deutschen damals verhalten hätten, so der Historiker gegenüber den PNN. Hosfeld bezieht sich auf historische Quellen, wonach die deutsche Reichsregierung damals von den Vorgängen wusste, aber nichts unternahm. Die türkische Regierung hatte die Resolution im Vorfeld kritisiert. „Wie über die Geschichte geurteilt wird, liegt nicht in der Hand von Parlamenten“, so der türkische Jugendminister Cagatay Kilic.

Am heutigen Mittwoch hat nun auch ein breites Bündnis türkischer Verbände und Organisationen zu Protesten aufgerufen. Am Samstagnachmittag soll in Berlin eine Demonstration stattfinden, um gegen die Einstufung der Massaker an den Armeniern in der heutigen Türkei im Ersten Weltkrieg als "Völkermord" zu protestieren. "Bundestag ist nicht zuständig. Parlamente sind keine Gerichte", steht auf dem Plakat zur Demonstration, das AFP vorlag. Hinter dem Aufruf zur Demonstration stehen mehr als ein Dutzend türkische Verbände und Organisationen, darunter die Türkische Gemeinde Berlin, die AKP-nahe Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD) und die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib).

Schreiben: Es sei nicht Sache der Politik

Zudem werden in einem Schreiben türkische Mitbürger aufgefordert, per Fax oder E-Mail an die Bundestagsfraktionen ihren Protest gegen die geplante Resolution auszudrücken. Es sei "unhaltbar", wenn der Bundestag die Ereignisse von 1915 im Osmanischen Reich als "Völkermord" deklariere, heißt es in dem Schreiben, das an die Fraktionen geschickt werden soll. Es sei nicht Sache der Politik, über umstrittene historische Ereignisse zu entscheiden. Dafür seien Gerichte zuständig. Im Falle der Anerkennung eines Völkermordes durch den Bundestag würden "nicht nur die Beziehungen zwischen der deutschen und türkischen Regierung schwer belastet, sondern auch die Beziehungen zwischen dem deutschen und dem türkischen Volk", heißt es weiter in dem vorformulierten Schreiben, das an die Fraktionen geschickt werden soll. Ein solcher Beschluss wäre "Gift für das friedvolle Zusammenleben zwischen Deutschen und Türken", damit würde "nur Öl ins Feuer gegossen".

Bei der Vertreibung der Armenier aus Anatolien in den Jahren 1915 bis 1917 waren bis zu 1,5 Millionen Menschen gestorben. Armenien und viele internationale Historiker stufen die damaligen Verbrechen als Völkermord ein, was die Türkei strikt ablehnt. Ankara hatte in den vergangenen Jahren mit scharfer Kritik und diplomatischen Schritten auf die Anerkennung des Völkermordes im Ausland reagiert. (mit AFP, dpa)

Mehr dazu lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten

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