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Erste Schritte. Die Universität Potsdam will die Ausbildung von Lehrern künftig verbessern. Dazu wurden die Studienordnungen überarbeitet.

© Andreas Klaer

Homepage: Lehreramtstudium auf neue Füße gestellt

Das Zentrum für Lehrerbildung wird ein „Potsdam Center of Education“, aber keine eigene Fakultät

Die Universität Potsdam will neue Wege in der Ausbildung von Lehramtskandidaten beschreiten. Das bisherige Zentrum für Lehrerbildung (ZFL) soll in ein „Potsdam Center of Education“, so der vorläufige Name, umgewandelt werden. Die bisherige Struktur, die auf Beratung und Koordinierung der Studienangebote ausgelegt ist, sei nicht mehr zeitgemäß, sagte der Vizepräsident für Lehre und Studium, Andreas Musil, am gestrigen Dienstag auf den Potsdamer Tagen der Lehrerbildung. „Für die anstehenden Aufgaben ist das ZFL zu schwach.“

So soll das künftige Zentrum federführend die Ausbildung der Lehramtsstudenten für die Primarstufe sowie in der Masterphase übernehmen, auch die fünf neuen Professuren für Inklusion sollen dort angesiedelt werden. Auch sollen Anreize für schulbezogene Forschung geschaffen werden, etwa durch Personal zur Einwerbung von Drittmitteln. So soll Lehrerbildung eine neue Qualität bekommen. Außerdem will das Zentrum als Plattform für Weiterbildung dienen. Bis Weihnachten, so Musil, erarbeite eine fakultätsübergreifende Arbeitsgruppe eine erste Vorlage für die verschiedenen Gremien der Universität. „Wir wollen die Lehrerbildung aus ihrer prekären Situation herausführen und ihre Bedeutung mehr betonen,“ sagte Musil.

Bislang ist die Ausbildung von Lehramtskandidaten an der Universität Potsdam – wie an vielen deutschen Hochschulen – in den einzelnen Fakultäten verankert. Die Studien- und Prüfungsleistungen bei Lehramtsstudenten sind bundesweit so unterschiedlich, dass sich im April dieses Jahres Bund und Länder in einer gemeinsamen Wissenschaftskonferenz auf eine Qualitätsoffensive Lehrerbildung geeinigt haben. Ziel soll sein, dass Hochschulen und Länder die Ausbildung gegenseitig anerkennen.

Für Erich Thies, den ehemaligen Generalsekretär der Kultusministerkonferenz, geht die Umstrukturierung an der Potsdamer Universität hingegen nicht weit genug. Er forderte auf der Veranstaltung eine eigene Fakultät und ein Mitbestimmungsrecht bei dem fachwissenschaftlichen Angebot. „Der Erfolg einer solchen Einrichtung hängt davon ab, wie viel Einfluss sie inneruniversitär hat“, sagt Thies.

Bisher gelten Lehramtsstudierende seiner Meinung nach als „fünftes Rad am Wagen“ neben den Fachwissenschaftlern. Die Lehrerbildung habe immer einen schlechten Stand gehabt, so Thies. Fachdidaktische Forschung etwa werde stiefmütterlich behandelt. Und: „Das Ansehen der Erziehungswissenschaft in der akademischen Hierarchie ist ganz unten“, sagte Thies. Er fordert bundesweit einheitliche Rahmbedingungen in der Ausbildung, wie sie bei Medizinern und Juristen üblich sind. Eine Approbation für Lehrer gebe es nicht. „Bei der Lehrerbildung leisten wir uns eine Form der Vielfalt, die nicht gut ist.“

Auch könnte die Universität Potsdam durch eine eigene „School of Education“ ihr Profil stärken und sich von anderen mittelgroßen Universitäten unterscheidbar machen. „Warum können in Potsdam nicht alle Lehrer für Berlin und Brandenburg ausgebildet werden?“, fragte Thies. Allein innerhalb von Berlin sind allerdings bisher alle Modelle gescheitert, die Lehrerbildung für die drei verschiedenen Universitäten zu vereinheitlichen.

Einer eigenen sechsten Potsdamer Fakultät für Lehrerbildung erteilte Vizepräsident Musil umgehend eine Absage: „Das ist finanziell und von den Ressourcen her nicht machbar.“ Immerhin soll das künftige Potsdamer Lehrerbildungszentrum, wie es Musil als Querstruktur anstrebt, einen eigenen Haushalt bekommen. „Die Fakultäten müssten einen Teil ihres Budgets für das Zentrum abgeben.“

Die Brandenburger Bildungspolitikerin Gerrit Große (Die Linke) unterstützt indes den Vorschlag Thies’. „Ich bin eine glühende Verfechterin einer solchen Idee“, so Große. Seit mehr als zehn Jahren führe Potsdam die Diskussion um die Aufwertung der Lehrerbildung. Noch immer werde sie als von geringer Bedeutung eingeschätzt. 80 Prozent der Professoren seien Fachwissenschaftler, nur 20 Prozent Didaktiker. „In Finnland ist es umgekehrt.“ Dabei sei der Bedarf an gut ausgebildeten Fachkräften in den kommenden Jahren enorm. „Wir brauchen in jedem Schuljahr 1000 neue Lehrer in Brandenburg. Das muss die Universität leisten können“, so Große.

Grit Weirauch

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