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Gesprächsbedarf. Wie sich am besten über die Zukunft des Planeten kommunizieren lässt, wird gegenwärtig in Potsdam diskutiert.

© oto: Felipe Dana/AP/dpa +++ dpa-Bildfunk +++

Klimakrise: Kurswechsel aus einer Hand

In Potsdam findet in dieser Woche eine internationales Treffen zur Kommunikation in der Klimakrise statt. Die Frage ist,  wie sich Nachhaltigkeit wirksam kommunizieren lässt.

Potsdam - Wie Ergebnisse aus der Wissenschaft effektiver in die Gesellschaft hineingetragen werden können, ist Thema der 6. Potsdam Summer School vom 20. bis 29. August. Wissenschaft und Gesellschaft zu verbinden ist das Ziel der School, bei der 46 Teilnehmer aus der ganzen Welt mit Nachhaltigkeitsforschern zusammentreffen. Am Dienstag eröffnete Astrophysiker und Fernsehmoderator Harald Lesch das Treffen, das unter anderem vom Geoforschungszentrum (GFZ), dem Alfred-Wegener-Institut für Polar- und Meeresforschung (AWI), dem Institut für Nachhaltigkeitsforschung IASS, dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) und der Uni Potsdam jährlich organisiert wird.

Transformationsprozesse für eine nachhaltige Gesellschaft

Im Mittelpunkt des Treffens steht die Frage, auf welchen Wegen und Kanälen sich Themen der Nachhaltigkeit und des globalen Wandels wirksam kommunizieren lassen. Am IASS selbst forscht man auch zu der Frage, wie Transformationsprozesse für eine nachhaltige Gesellschaft befördert und gestaltet werden können. Das Thema Kommunikation ist an dem vom ehemaligen Chef des UN-Umweltprogramms und CDU-Politiker Klaus Töpfer gegründeten Institut ein Schwerpunkt.

So hat sich aktuell der IASS-Senior-Fellow Lance Bennett (University of Washington) damit befasst, wie man einen Kurswechsel angesichts des Klimawandels befördern kann. Demnach sei es wichtiger sich auf Kommunikation zu konzentrieren als auf konkrete Probleme wie Recycling oder Fleischkonsum. „Wir wissen eine Menge über die politischen und wirtschaftlichen Veränderungen, die für eine lebenswertere Zukunft notwendig sind“, so der Professor für Politikwissenschaft und Kommunikation. „Es scheint momentan aber ein Kommunikationsmodell zu fehlen, das Bürgern, zivilgesellschaftlichen Organisationen, fortschrittlichen Thinktanks und politischen Parteien hilft, sich besser abzustimmen.“

Angesichts zunehmender gezielter Desinformation von populistischen Gruppen und Parteien zum Thema Klimawandel werde die Kommunikation darüber nicht einfach. Der US-Experte empfiehlt daher eine einheitliche Bewegung mit einem umfassenden Wirtschaftskonzept, für das sich politische Parteien und Entscheidungsträger einsetzen können. Zu diesem Zweck müssten sich führende Organisationen, Thinktanks und Geldgeber um stärkere Ideen-Netzwerke bemühen, die positivere Wirtschaftsvorstellungen entwickeln.  "Vorstellungen, in denen Investition und Wachstum sowie Ressourcenverbrauch, Abfallverwertung und sozialer Wohlstand besser gegeneinander abgewogen sind", so der Experte.

Nicht immer nur die Alarmglocke läuten

Ein Beispiel dafür sei der Green New Deal, über den in den USA und bei einigen Grünen in Europa diskutiert wird. „Diese einfache Idee schafft ein positives Bild von Arbeitsplätzen, Familie und Gemeinschaft in produktiven Wirtschaftssystemen, die für den Menschen und den Planeten besser sind.“ Solche Ideen hätten vor allem bei der jüngeren Bevölkerung eine viel stärkere Wirkung, als wenn immer nur die Alarmglocke geläutet werde oder "eng gefasste und negativ klingende Lösungen wie CO2-Steuern" präsentiert würden, die viele Wähler verärgerten. 

"Nachdem dieses Konzept in den USA von demokratischen Politikern  propagiert wurde, hoben die meisten Kandidaten der Partei in der US-Präsidentschaftsdebatte für 2020 die Notwendigkeit hervor, die globale Erderwärmung ernst zu nehmen und Möglichkeiten zu finden, Wirtschafts- und Umweltpolitik besser miteinander zu verknüpfen", erklärt Lance Bennett. 

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