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Interview mit Hans Joachim Schellnhuber: „Wir müssen nicht alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen“

Das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung hat ein eigenes zentrales Gebäude. Das Haus ist ein Beschleuniger für die Arbeit der Wissenschaftler, sagt PIK-Chef Hans Joachim Schellnhuber im Interview.

Herr Schellnhuber, Sie haben endlich ein zentrales Gebäude in Potsdam. Was heißt das für Ihre Arbeit?

Wir sind jetzt gleichsam ein zweites Mal auf dem Telegrafenberg angekommen. Bislang hatten wir einige Arbeitsgruppen verstreut in Potsdam sitzen. Die Zusammenarbeit wird für diese Mitarbeiter natürlich viel intensiver werden. Wir sehen dieses Haus als Beschleuniger für unsere Forschung.

Ende November beginnt in Paris die Klimaschutzkonferenz 2015. Wird ein Abkommen gelingen?

Die Voraussetzungen sind besser denn je. Und das ist auch dringend notwendig. Wenn Paris wieder keinen Schritt nach vorne bringt, wird es unendlich schwer, noch die Kurve zu kriegen. Obwohl es bereits die 21. Konferenz dieser Art ist, wäre es aber nur der Beginn – nicht das Ende – eines langen Weges.

Was empfehlen Sie der deutschen Politik?

Wenn sie die Risiken des menschgemachten Klimawandels eindämmen will, muss sie völkerrechtlich verbindlich die Obergrenze der Erderwärmung bei zwei Grad ziehen. Zwei Grad sind etwa für die kleinen Inselstaaten eigentlich schon zu viel. Und man sollte sich eingestehen, dass eine von fossilen Brennstoffen angetriebene Weltwirtschaft nicht zukunftsfähig ist. Zur Überprüfung der Fortschritte bei der Verringerung der Treibhausgase könnte der Weltklimagipfel eine unabhängige Kommission von anerkannten internationalen Persönlichkeiten einsetzen. Das könnte Desmond Tutu aus Südafrika sein, die Irin Mary Robinson, oder einige Nobelpreisträger.

Eine von fossilen Brennstoffen abhängige Weltwirtschaft ist nicht zukunftsfähig. Müssen wir uns vom Auto trennen?

Angesichts des VW-Skandals um den sogenannten sauberen Diesel mag man auf solche Gedanken kommen. Aber die Menschen brauchen und wollen Mobilität. Wir müssen nicht alle Wege mit dem Fahrrad zurücklegen oder auf Reisen verzichten, sondern wir müssen menschengerechte Fortbewegungsmittel schaffen. Der Verbrennungsmotor gehört absehbar auf den Müllhaufen der Geschichte. Stromgetriebene Motoren sind schon rein physikalisch viel effizienter, Elektroautos funktionieren ausgezeichnet. Ich fahre selbst einen solches Wagen. Der macht richtig Freude.

Das Gespräch führte Stefan Engelbrecht

ZUR PERSON: Hans Joachim Schellnhuber (65) ist Direktor des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung. Er berät die Bundesregierung in Klimafragen.

Stefan Engelbrecht

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