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Das weltweit einmalige Lehr- und Forschungsangebot im Bereich der Jüdischen Theologie werde nun durch das neue Forum in wesentlichen Teilen ergänzt.

© R. Hirschberger/dpa

Interreligiöses Zentrum an der Uni Potsdam: Glauben erforschen und Brücken bauen

Ein bundesweit einzigartiges religionswissenschaftliches Zentrum wird an der Universität Potsdam eröffnet. Das „Forum Religionen im Kontext“ soll sich interreligiösen Diskursen in Wissenschaft und Gesellschaft widmen.

Potsdam - Die Universität Potsdam soll ein Ort des Austausches zwischen Religion, Wissenschaft und Gesellschaft werden. Dazu wird am Donnerstag an der Hochschule das „Forum Religionen im Kontext (FRK)“ eröffnet. Das Forum soll als zentrale wissenschaftliche Einrichtung wirken, die den Dialog zwischen den vielzähligen religionswissenschaftlichen Perspektiven der Hochschule mit den übrigen Disziplinen verbindet. Durch die Einbeziehung auch der Naturwissenschaften erhalte das Forum eine bundesweite Vorreiterrolle, sagte der Vorsitzende des FRK, Johann Hafner, am Montag. Hinzu kommt die Förderung des Dialogs zwischen den verschiedenen Religionen selbst sowie der Austausch zwischen Religionswissenschaft und der Gesellschaft.

Eröffnung zum „G20 Interfaith Summit“

Die Eröffnung findet zum „G20 Interfaith Summit“ statt, der zugleich die erste Veranstaltung des Forums ist. Dazu werden Ende der Woche bis zu 200 Fachleute an der Potsdamer Uni erwartet, die Empfehlungen zu interreligiösen und interkulturellen Fragen für den G-20-Gipfel Anfang Juli in Hamburg erarbeiten werden.

An dem neuen Religions-Forum werden innerhalb der Universität die Philosophische, die Mathematisch-Naturwissenschaftliche und die Juristische Fakultät beteiligt. Es wird kein neues Personal geben, sondern bestehende Expertise miteinander verbunden. Mit der Jüdischen Theologie und der Lehrerausbildung für Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde (LER) sei Potsdam im Hochschulvergleich bereits einmalig, so Hafner. „Das Forum ergänzt die Universität nun um eine weitere Besonderheit.“

Gemeinsame Veranstaltungen mit Natur- und Geisteswissenschaften

Geplant sind unter anderem gemeinsame Veranstaltungen mit Natur- und Geisteswissenschaften sowie der Dialog mit brandenburgischen Initiativen. Als ein erstes Forschungsprojekt wird im Herbst für das Landeswissenschaftsministerium eine Bestandsaufnahme zum Islam in Brandenburg gestartet. Der Potsdamer Quantenphysiker Martin Wilkens, der dem Forums-Vorstand angehört, kündigte interdisziplinäre Seminare zur Frage des freien Willens des Menschen sowie zur Transzendenz in der Physik an.

Ziel des von Uni-Präsidenten Oliver Günther angestoßenen Forums ist es, eine Querstruktur zwischen den verschiedenen Disziplinen zu schaffen, die Vorhandenes bündelt. Ein zweiter Ausgangspunkt ist der Rückgang des Religiösen in Brandenburg. Ostdeutschland soll von dem Forschungszentrum als postreligiöse Gesellschaft in den Blick genommen werden. Dazu will man mit den zahlreichen Akteuren in Kontakt treten, die derzeit außerhalb der Hochschulen die Religionen thematisieren. „Wir wollen nicht nur akademisch wirken, sondern auch mit einem Bein in der Brandenburger Zivilgesellschaft stehen“, so Hafner.

Ergänzung zur geplanten Islamischen Theologie an der Berliner Humboldt-Universität

FRK-Geschäftsführerin Kathy Ehrensperger erklärte, das neue Forum solle die bereits bestehenden religionsbezogenen Forschungen sichtbar machen und deren Relevanz verdeutlichen. An der Potsdamer Universität hat sich um die Religionswissenschaft und die Jüdische Theologie herum ein Netz von Forschungsaktivitäten entwickelt, das alle drei großen Weltreligionen abdeckt. weltweit einmalige Lehr- und Forschungsangebot im Bereich der Jüdischen Theologie werde nun durch das neue Forum in wesentlichen Teilen ergänzt, hatte Uni-Präsident Günther vor der Gründung erklärt. „Hier freuen wir uns auch auf eine noch intensivere Zusammenarbeit mit unseren Berliner Nachbarn, deren Angebote mit der Evangelischen, der Katholischen und der Islamischen Theologie komplementär zu unseren Schwerpunkten liegen“.

Imam des  interreligiösen Zentrums „House of One“ beteiligt

Für den Dialog zwischen den einzelnen Konfessionen macht sich der Religionswissenschaftler Kadir Sanci in dem Potsdamer Religions-Forum stark. Er ist parallel zu seiner wissenschaftlichen Tätigkeit in Potsdam auch Imam des im Aufbau befindlichen interreligiösen Zentrums „House of One“ in Berlin. Er bezeichnet es als Problem, dass im Dialog der Religionen oft aneinander vorbeigeredet werde. Das behindere und verzögere den Prozess, wie sich etwa bei dem interreligiösen Dialog mit den Muslimen gezeigt habe. Hier könne die Universität Potsdam in Zukunft eine Brückenfunktion einnehmen.

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Mit dem neuen Religionsforum kann die Universität Potsdam eine Vorreiterrolle übernehmen. Vielleicht wächst daraus auch eine eigenständige Fakultät der Theologien? Ein Kommentar über die Potenziale des neuen Zentrums.

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Ein ausführliches Interview zum Thema mit Johann Hafner, Vorsitzenden des Forums, lesen Sie in der Mittwochsausgabe der Potsdamer Neuesten Nachrichten oder im E-Paper ab Dienstagabend (22.15 Uhr). Hier geht es zum E-Paper >>

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